Reißverschlüsse (RV) gibt es nicht nur
fertig konfektioniert sondern auch als Meterware
zu kaufen. Die hat zwei Vorteile: man kann sie
passgenau für ein bestimmtes Projekt
verarbeiten und sie sind etwas preiswerter. Der
Nachteil ist: Teilbare RVs (für Jacken
o.ä.) lassen sich kaum realisieren. Ich habe
zumindest noch keinen Dreh dafür
gefunden.
Für meine Projekte verarbeite ich nur RV mit
Spiralverschluss und die nur von einem
Hersteller: YKK. Das hat den Vorteil, das
samtliches Material einer RV-Art und
-Größe kompatibel ist. Die RV kaufe ich
normalerweise bei Extremtextil.
Für MYOGer sind vor allem zwei
YKK-Größen interessant: 3C und 5C. Die
Zahlen geben einen Hinweis auf die Breite der
Schiene, also des eigentlichen
Verschlussmechanismus: 3 bzw. 5 mm.
3C ist gut für nicht stark belastete
Verschlüsse wie Innentaschen oder
Innenzelteingänge geeignet. 5C ist deutlich
robuster und findet daher z.B bei
Außenzelteingängen Verwendung.
Sofern der Verschluss später Verschmutzungen
ausgesetzt sein könnte, nähe ich ihn
mit der Schiene nach innen ein. Dies schützt
dieses doch relativ empfindliche Bauteil ein
wenig vor vorzeitigem Verschleiß. Doch
Achtung: Dabei muss man einen geigneten Schieber
(s.u.) verwenden und die Verarbeitung ist auch
ein wenig schwieriger!
Zunächst einmal einige unterschiedlichen
RV-Arten und -Größen. Abgebildet sind
die Größen 3C und 5C. Ganz links ein
sog. Aquaguard-RV. Durch eine Beschichtung ist
dieser RV vor Spritzwasser geschützt - aber
keineswegs wasserdicht. Die Schienen der RV sind
auf der Rückseite.
Zur Bedienung des RV ist mindestens ein Schieber
erforderlich. Mit zwei Schiebern kann man einen
RV von beiden Enden her öffenbar einrichten
oder so, dass zwischen den Schiebern eine
Öffnung geschaffen werden kann. Man muss
sich also vor dem Einnähen des RV
darüber im klaren sein, wie man den RV
später verwenden will. Bei einem Zelteingang
z.B. muss dieser von innen und von außen
bedienbar und nach oben öffenbar sein.
Dafür werden dann sog. Doppelschieber
verwendet (die beiden oberen, 5C und 3C). Bei
z.B. einer einfachen Kleidungstasche reicht ein
einfacher Schieber (die beiden unteren, 5C und
3C)
Die Schieber können noch einige
Besonderheiten aufweisen. Es gibt sie z.B. mit
oder ohne Automatikbremse. Diese besteht aus
einem kleine Dorn, der mittels einer Feder in die
Schiene greift und so den Schieber in Position
hält. Man sieht ihn hier zwischen den
breiten Führungsbacken. Wenn man am kleinen
Griff des Schiebers zieht, wird der Dorn
hochgezogen und man kann den Schieber
bewegen.
Bei einem einseitigen Schieber ist es zudem
wichtig, von welcher Seite des RV er bedient
werden soll: Von der Schienenseite (Abb.
Oberseite des RV) oder von der anderen Seite.
Auf welcher RV-Seite der Bedienteil der
Schieber läuft, ist nämlich durch
die breiten Führungsbacken an den
Seiten des Schiebers festgelegt. Diese
führen ihn an der Schiene entlang und
drücken beim Schließen die
RV-Zähne zusammen. Die RV-Hersteller
fertigen ihre RV im Allgemeinen so, dass die
Schieber auf der Schienenseite des RV
bedient werden, das heißt, sie befinden
sich an der Oberseite des Schiebers, an der
sich auch das Bedienteil befindet (s. Abb.).
Will man dies aber nicht, muss man Schieber
verwenden, bei denen sich die
Führungsbacken am Bodenteil des
Schiebers befinden. Dies ist z.B. bei den
Schiebern für die Aquaguard-RV der
Fall, da man hier ja möchte, dass die
beschichtete Seite nach außen zeigt.
Bei Doppelschiebern spielen diese
Überlegungen natürlich keine
Rolle.

Bevor ich also einen RV einnähe, muss ich
also wissen:
- ob der RV teilbar sein muss - dann
spielt diese Anleitung weitgehend keine
Rolle,
- auf welche Seite die Schiene zeigen
soll,
- wie er öffnen soll (s. Abb., hier
nach oben öffnend),
- ob zwei Schieber gebraucht werden und
wie sie öffnen sollen,
- ob er beidseitig bedienbar sein muss,
- ob der Schieber ein Bremse braucht und
- von welcher Seite er bedient werden
soll, wenn er einseitig ist.
Wenn irgend möglich, fädle ich den
Schieber immer vor dem Einnähen des RV ein.
So stelle ich sicher, dass er später exakt
sitzt. Am Einfädeln verzweifeln viele
Neulinge anfangs. Den Schieber wie hier
abgebildet einfädeln geht zwar - ist aber
mühsam.
Einfacher geht es, wenn man an einer Hälfte
des RV 2 - 3 cm abschneidet, ...
... auf die längere Hälfte
den Schieber aufschiebt, ...
... nun das kürzere Teil in den
Schieber einschiebt, den RV daran
festhält und ...
... den Schieber gefühlvoll drüber
zieht. Wenns etwas störrisch geht, beide
RV-Hälften festhalten und etwas
gefühlvoll zuppeln. Sofern der Schieber eine
Automatikbremse hat, beim Aufschieben am
entsprechenden Griff ziehen. Sonst funktioniert
das Einfädeln nicht und man wundert sich
warum. So schön symmetrisch soll das dann
aussehen. Wenn nicht, noch mal von vorn!
Einen Hinweis
von Laufbursche möchte ich
hier gern weitergeben: (Zitat) Noch ein kleiner
ergänzender Tipp meinerseits zum Aufschieben
der Schieber auf den Reißer. Es hilft, wenn
man die kürzere Seite schräg nach unten
anschneidet. Diese Maßnahme hilft,
den Schieber leichter aufzuschieben.
Nun könnte der RV eingenäht werden. In
manchen Fällen jedoch würde die dick
auftragende Schiene zu unschönen Ergebnissen
führen. Deshalb versehe ich dann ein oder
beide Enden mit Stoffabschlüssen, die dies
vermeiden. Dazu muss der RV etwas kürzer
sein , als der spätere Verschlussbereich.
Dann wähle ich einen geeigneten Stoff
für den Abschluss aus.
Diesen nähe ich dann so rechts auf rechts
auf die später sichtbare Seite des RV,
klappe ich ihn um und nähe ihn von oben noch
einmal knappkantig fest.
Ich zeichne exakt die Breite des RV an
und ...
... schneide den Stoff entsprechend zu.
So sieht dies dann von der später
sichtbaren Seite aus. Wie lang der
Stoffabschluss ist hängt von den
Erfordernissen ab. Wenn der RV jetzt
eingenäht wird, gibt es keine
Probleme mit einer dick auftragenden
Schiene in einer Naht mehr.
So sieht ein derartig vorbereiteter RV bei der
Bearbeitung eines Werkstückes und an ...
... einem fertigen Werkstück aus - einer
Tasche , die auf den Hüftgurt meines
Rucksacks genäht ist.
Bei senkrecht eingenähten RV nähe ich
auch gern "Schiebergaragen" ein. Diese sorgen
insbesondere bei Aquaguard-RV für ein
Tickchen mehr Dichtigkeit, schützen den
Schieber und sehen auch ein wenig chic aus. Hier
an der Brusttasche einer Paddeljacke.
Wenn irgend möglich nähe ich einen RV
im geschlossenen Zustand ein. Der Schieber
befindet sich dabei etwa in der Mitte, bei
längeren RV ca. 40 cm vom Ende entfernt.
Bei diesem Beispiel wird der RV so
eingenäht, dass die Schiene später auf
rechts zu sehen ist. Dies ist etwas einfacher, da
die Schiene als Führung für den
Nähfuß genutzt werden kann. Soll die
Schiene auf links zu sehen sein, müßte
die Schiene jetzt nach unten zeigen.
Der Stoff wird also mit der rechten Seite
über die Schienenseite gelegt und Kante auf
Kante festgesteckt.
Nadelposition möglichst nahe an der Schiene
wählen und Stoff dann auf dem RV ansteppen.
Der Nähfuß läuft dabei an der
Schiene entlang.

Wenn man beim Schieber ankommt, Nadel unten,
Nähfuß hoch, Schieber hinter den
Nähfuß schieben, Nähfuß
runter und fertig nähen.
Stoff vom RV wegklappen und nun von oben ein
zweites mal mit anderer Nadelposition auf dem RV
feststeppen.
Bei der anderen Seite des RV zunächst gleich
verfahren. Zum Nähen der zweiten Naht muss
meist der RV geöffnet werden. Da der RV
jetzt bereits mit beiden Stoffseiten verbunden
ist, ist dies unproblematisch. Allerdings sollte
man ihn nicht ganz öffnen, damit beide
RV-Hälften längs in Position
bleiben.

Bei einem Zelteingang o.ä. braucht der RV an
einem Ende einen Abschluss, damit der Schieber
nicht herunterläuft. Dafür gibt es z.B.
spezielle Klammern, die man einpressen kann.
Diese sind aber leider meistens nicht
erhältlich und wenn, dann nur für C10
oder ähnlich große RV. Deshalb
nähe ich die RV-Enden einfach nach innen um.
Daraus folgt, das der RV zunächst noch
einige Zentimeter über das Werkstück
hinaus reichen und daher entsprechend lang
bemessen sein sollte. In diesem Beispiel habe ich
dabei leider nicht sehr sauber gearbeitet. Mir
ging es mehr darum, das Prinzip zu zeigen.
Schäm ...

So sieht es dann von der rechten Seite aus.

Es gibt auch noch andere Methoden, RV
einzunähen. Ich nutze die beschriebene und
habe damit bisher gute Ergebnisse erzielt.
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