Auf der Wakenitz - dem "Amazonas des Nordens"
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30.05.2005

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Klar - Lübeck ist "die" Travestadt. Aber wenn man die Lübecker nach ihrer heimlichen Flussliebe fragt, dann sagen die meisten mit leicht verklärtem
Blick: Wakenitz!
Natürlich ist die Trave für die Wirtschaft Lübecks schon immer der wichtigste Fluss gewesen. Aber auch die Wakenitz hatte zu früheren Zeiten
eine erhebliche Bedeutung für die damals reiche und mächtige Hansestadt. Im Mittelalter wurde das Entwässerungsrinnsaal des Ratzeburger Sees in
Lübeck aufgestaut und trieb fortan die Mühlen der Stadt. Ganz nebenbei wurde durch den entstandenen sumpfigen See die östliche Stadtbefestigung
wirkungsvoll verstärkt. Durch diese Maßnahme veränderte sich auch das Gesicht der Wakenitz, die nun auch für die gewerbliche Schifffahrt
genutzt werden konnte.
Mit Aufkommen des Wassersports wurde der Fluss "das" Revier der Lübecker. Von den 30er bis in die 60er Jahre bevölkerten sie in Scharen an den
Sommerwochenenden das Wasser. Augenzeugen berichteten von zeitweisen Zuständen wie auf den Autobahnen heute. An bestimmten Stellen wabberten die Abgase der
Bootsmotoren, riesige Schleppzüge strebten im Sommer zu Beginn der Wochenenden Richtung Ratzeburger See und Sonntags wieder zurück.
Heute ist die Wakenitz weitgehend ein Naturidyll, ein richtiges Kleinod. Dazu haben zum Einen die besondere Verhältnisse an der ehemaligen innerdeutschen
Grenze und zum Anderen das Verbot für private Boote mit Verbrennungsmotor beigetragen.
Die Ufer werden in weiten Bereichen von undurchdringlichem Bewuchs gesäumt, einen Eisvogel zu sehen ist keine Seltenheit und Ringelnattern schwimmen immer mal
wieder mal vor dem Boot durch das Wasser.
Am liebsten fahre ich die Wakenitz im Spätsommer oder im Herbst. Auf ihr kommen auch Anfänger problemlos klar. Unterwegs gibt es allerdings nur wenige
Stellen für Pausen.
Die normale Tour ist ca. 14 km lang und führt von Lübeck zum Fährhaus Rothenhusen - also gegen die Strömung. Die ist allerdings nur gering.
Etwas geübtere Paddler fahren die Strecke locker an einem Tag hin und zurück. Ansonsten sollte man sich einfach Zeit lassen, schauen, genießen und
entspannen!
Karten gibt es reichlich (z.B. Wanderkarte Herzogtum Lauenburg oder bei Jübermann), aber eigentlich braucht man gar keine.
Kartenausschnitt mit freundlicher Genehmigung des Jübermann Verlags.
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Tagestour bei schönem Wetter
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Dass die Wakenitz etwas besonderes ist, sieht man schon am Start. |
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Als Einsetzstelle ist der Bootsanleger für die Wakenitz- Schifffahrt an der Moltkebrücke bestens geeignet. Nass oder trocken einsteigen - beides
hier kein Problem. Wer früh mit dem Auto kommt, kann, wie ich hier, fast direkt an der Einsetzstelle parken. Aufbauen ist auf der Rasenfläche dahinter
prima möglich. |
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Und los geht's - im Hintergrund ist schon die Wakenitzbrücke zu sehen. |
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Rechts und links liegen schmucke Wassergrundstücke. Das Wakenitzufer ist das bevorzugte Siedlungsgebiet wohlhabender Lübecker. Schön
anzusehen. |
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Kein Teil der mittelalterlichen Lübecker Stadtbefestigung - sondern die Wasserkunst. Die Trinkwasserversorgung erfolgte früher aus dem
Oberflächenwasser der Wakenitz. Heute allerdings über Tiefbrunnen im Umland. |
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An der Wakenitzbrücke läßt sich auch gut einsetzen und aufbauen. Allerdings sollte man auf den Rasenflächen seine Hundehaufensensoren
eingeschaltet haben. Das Auto kann man direkt unter der Brücke abstellen. Die Zufahrt zu finden, ist allerdings etwas kniffelig. |
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Wrack einer Weide am Ufer (Dank für die richtige Belichtung, Thomas) - so etwas trifft man häufiger an. |
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Links folgen nun ausgedehnte Laubengebiete, rechts lagen früher große Gartenbaubetriebe, die Lübeck mit Obst und Gemüse versorgten.
Heute findet man noch hin und wieder in diesem Gebiet die so genannten "Gärtnerhäuser". |
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Ebenfalls hin und wieder begegnet man den Schiffen der Wakenitz- Schifffahrt. Sie schleichen sich recht leise heran und gleiten dann fast ohne Wellen
vorüber. |
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Im Bereich nahe der Stadt gleicht der Fluss einer Kette von Seen. Das ändert sich erst hinter der Eisenbahnbrücke. |
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Nach einer Weile kommt man zur Insel Spieringshorst. Sie wird ganz normal bewohnt und ist nur über Wasser erreichbar. Wenn man sich bis dahin am rechten
Ufer gehalten hat, fährt man an der Minifähre zwische "Festland" und Insel vorbei. |
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Malerisch ist's hier. |
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Kühler Schatten würde auch mich verführen zu landen - dass die Bewohner von allzu häufigen ungebetenem Besuch nichts halten, kann man
allerdings auch verstehen. |
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Ankern verboten. |
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Jeden Kilometer gibt es so ein Schild. Dieses steht kurz vor der Eisenbahnbrücke der Strecke Lübeck - Bad Kleinen. |
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Da ist sie schon. Auf der linken Seite kann man gut anlanden. |
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Dahinter dann gleich die Fußgängerbrücke nach Lübeck- Eichholz. |
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Und wieder öffnet sich ein See im Fluss. Anfang Mai blühen hier reichlich Seerosen. |
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Der nächste Ausflugsdampfer überholt mich ... |
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... kurz vor dem Gasthaus "Müggenbusch". Hier kann man Pause unter schattigen Bäumen im Biergarten machen. |
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Am besten fährt man dazu in den kleinen Kanal rechts hinein. Ein- und Aussetzen ist hier auch gut möglich, wenn man nur eine Kurztour machen
möchte. |
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Links und ... |
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... rechts undurchdringliche Wildnis - willkommen am "Amazonas des Nordens"! |
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... und das auf Kilometer. Auf der linken Seite war hier früher DDR , rechts war BRD. Die Wakenitz gehörte in ganzer Breite zur Bundesrepublik. |
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Nach einiger Zeit taucht dann das Gasthaus "Absalonshorst" auf. |
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Auch hier kann man schön im Biergarten Rast machen. Anlanden ist gut möglich. Das Boot sollte aber nicht links oder rechts vom Bootssteg vertäut
werden um unnötigen Ärger mit der Berufsschifffahrt zu vermeiden. Wer will, kann auch hier seine Tour starten oder beenden. |
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Brechend heiß war es - der heißeste Tag im Mai 2005! Wie gesagt, meine Zeit ist eher der Spätsommer oder der Herbst. |
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Selbst der Fluss ist platt - und die mir Entgegenkommenden wirkten auch nicht besonders dynamisch. |
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Hinter dem Dampfer taucht die allerneueste Errungenschaft auf, die neue Wakenitzbrücke der A 20. Die ersten Zipfel der Lärmschleppe konnte ich bereits
rund 3 km vorher erhaschen. Der Wind kam zwar aus Richtung Brücke - trotzdem hat's mich schon überrascht. |
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Eng ist es schon aber Probleme gibt es nicht. Die Schiffer sind allgemein Paddlern gegenüber freundlich eingestellt. Es sei denn, Paddler verhalten sich
ihrerseits Schiffern gegenüber unfreundlich! |
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... und dann Beton in Totale! |
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Die nächste Brücke zeigt, dass Rothenhusen nahe ist. Diese Holzbrücke wurde nach der Wiedervereinigung u.a. mit privaten Mitteln um die fehlende
Hälfte komplettiert. |
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Solide Holzarbeit. |
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Gleich rechts hinter der Brücke die Möglichkeit zum Ein- oder Aussetzen. |
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Im Jugendheim Rothenhusen kann man übernachten und m.W. auf dem Gelände auch Zelten. |
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"Fährhaus Rothenhusen" - links geht es direkt in den Ratzeburger See, rechts mit etwas ducken auch. Dort gibt es an einer Holzplanke auf richtiger Höhe
auch die Möglichkeit anzulegen. |
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Doa san mer ... |
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Auch hier wieder ein schöner Biergarten mit Blick auf den Ratzeburger See. |
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Lauschige Perspektiven ... |
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Am Fährhaus vorbei geht es hinaus auf den See. |
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Ich bin noch über den See bis Sarau gefahren. Der Hammer Wandereiner wieselte herrlich über die Wellen und dann bog ich in die kleine Bucht der
Badestelle ein.
Auf dem Rasen trocknete das Boot in der Hitze des Tages im Nu. Eine hübsche kleine Tour war zu Ende. |

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