Paddeln wie Gott in Frankreich
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Es gibt sie noch, die kleinen Paradiese ...
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Von Digoin nach Nevers: |
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Von Nevers nach Saint-Satur: |
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Das Hôtel Dieu in Beaune: |
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"La Loire" - allein der Klang ihres Namens weckt Träume! Schon länger dachten Claudia
und ich daran, sie zu befahren, hatte etliche Berichte im Internet gelesen, einiges über Paddeltouren auf ihr gehört. Schön sollte es dort
sein, der Fluss in weiten Teilen wildfließend, die Natur vielfältig, das Wetter zumeist angenehm, die Menschen freundlich - kurz, eines der kleinen
Paradiese, wie Helmut Rittlinger sie so leuchtend beschrieb und wie er sie bald verloren wähnte.
Und dann war alles tatsächlich so - und das kleine Paradies somit doch noch nicht verloren!
Das es so etwas noch gibt, hat möglicherweise mit einer anderen Einstellung der Franzosen zur Lösung von Problemen zu tun. Die Loire kann, so
sie denn richtiges Hochwasser führt, zu einem Monster werden, ohne den Hauch der ihr sonst anhaftenden Lieblichkeit!
Entsprechend wäre wohl auch der Aufwand gewesen, sie weitgehend für den Schiffsverkehr zu domestizieren. Die Lösung scheint mir typisch
französisch pragmatisch (und wohl auch wirtschaftlicher): Neben dem Fluss wurde ein Kanal gebaut! Warum die Natur bezwingen wollen, wenn man ihr ausweichen
kann?
So begleitet die Loire in weiten Bereichen ein Kanal, der sie hin und wieder sogar auf Aquädukten überquert. Auf der anderen Seite lässt man in
Frankreich offenkundig Dinge in Frieden, die man nicht unbedingt braucht - so, wie eben die Loire. Dies erhielt wohl diese Arche Noah für Tiere, Pflanzen und,
natürlich, für Paddler.
Mit dem Austritt aus dem Gebirge wird die Loire ein "Sandfluss", ganz ähnlich der Elbe. Sie mäandert in ihrem Kiesbett meist gemächlich dem
Atlantik entgegen. Bei Hochwasser strömt sie zuweilen flächig in das von ihr selbst geschaffene Tal, oft erst weit von ihrem normalen Bett entfernt durch
Deiche gebremst. Man überlässt das Schwemmland weitgehend dem Fluss und den weißen Rindern; gesiedelt wird zumeist nur auf natürlichen
Anhöhen und an den Talrändern. Da war man möglicherweise etwas klüger als bei uns.
In dem von Claudia und mir befahrenen Teil waren daher Ansiedlungen direkt am Fluss rar gesät, oft gut versteckt hinter dem Uferwald. Überhaupt trafen
wir außerhalb von Ortschaften nur auf wenige Menschen. Es ist, als ob sie neben, aber nicht mit ihrem Fluss leben. Dem entsprechend fanden wir auch so gut wie
keine Wassersporteinrichtungen oder Sportboote. Die haben wir, ehrlich gesagt, auch nicht vermisst! Diesen Umständen verdankten wir eine
beeindruckende Fahrt in der Natur, Begegnungen mit selten zu sehenden Wildtieren, und Stille!
Mit dieser Abgeschiedenheit soll es allerdings jährlich ab dem 14. Juli (Nationalfeiertag, Beginn der Sommerferien in Frankreich) zumindest in einigen
Bereichen vorbei sein, berichteten uns Einheimische und die wussten bestimmt, worüber sie redeten!
In dem Teil, den wir befuhren, kann man Paddeln grundsätzlich als einfach bezeichnen. Besondere Aufmerksamkeit erfordern jedoch die
(insbesondere älteren) Brücken und einige Unterwasserhindernisse.
Der Komfort der Fahrt hängt ganz wesentlich vom Wasserstand ab. Ideal scheint uns ein leichtes Hochwasser. Bei Niedrigwasser im Sommer und Frühherbst
muss man schon mit ausgedehnten Treidelaktionen rechnen und auch die Wasserhindernisse bekommen ganz andere Ausprägungen. Die Berichte im Internet, das
Buch"Die Loire" von Martin Schulze und
natürlich der entsprechende DKV- Führer geben hier viele Hinweise. Wir waren bei leichtem Hochwasser unterwegs und hatten keinerlei Probleme.
Ein Klick auf die kleine Karte links zeigt eine
größere Kartendarstellung unserer Paddelstrecke. Beide Karten wurden mit Material aus (c)Google Maps ((c)2010 Google-Katendaten, (c)2010 TeleAtlas)
entsprechend der Nutzungsbedingungen erstellt und von mir ergänzt.
Der Reiz einer Fahrt auf der Loire liegt auch darin, dass Flusswandern hier noch recht ursprünglich erlebt werden kann. Zeltplätze am Ufer, auf
Sandbänken und Inseln gibt es in Hülle und Fülle! Wer lieber auf Campingplätzen übernachtet, findet eine ausreichende Auswahl.
Eine Flusskarte á la Jübermann haben wir nicht gefunden. Kein Wunder, nach jedem Hochwasser sieht der Fluss anders aus! Wir hatten Karten des"Institute Geographique National", kurz IGN, der TOP 100 Tourisme-Reihe (grün) im Maßstab 1:100.000
dabei. Die genügten vollauf.
Die Navigation war zuweilen allerdings etwas schwierig, da im Gelände oft kaum markante Punkte zu finden waren, Schilder einer Kilometrierung sahen wir nicht.
Wer also immer ganz genau wissen möchte wo er ist, nehme ein GPS mit. Aber wer will das schon wirklich, so in Urlaubslaune und auf einem Traumfluss?
Wir sind in Digoin (km 347) gestartet und haben in Saint-Satur (km 514)aufgehört. Nur eine kleine Strecke für 8 Tage. Doch wir wollten ganz bewusst die Langsamkeit
entdecken, dass "sich-Zeit-nehmen", und es ist uns gut bekommen.
Unser Auto haben wir zunächst in Digoin auf dem Campingplatz abgestellt und es dann am Ruhetag nach Nevers nachgeholt.
Resumée: Wir waren uns einig: Unbedingt wieder! Dann aber viiiieeeeel länger.
Claudia danke ich für die Vielzahl ihrer Bilder, die ich hier verwenden darf. Sie sind mit CSE gekenn- zeichnet.
Und natürlich auch für die schöne Zeit!
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Von Digoin nach Nevers
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Da waren wir also, im sonnigen Frankreich!? Nix war's mit Sonne! Tags über war es bedeckt und nachts sanken die Temperaturen bis zum Nullpunkt. Die
Campingplatzbetreiber in Digoin empfanden so etwas auch nicht als normal. "Sonst ist um diese Zeit (Mitte Mai) hier schon richtig was los!" Entsprechend war bei uns
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... zunächst die Stimmung. Das Prinzip Hoffnung entfaltete weite Schwingen. Aber egal - wir richteten das Lager ein und bauten Claudias bis dato ungetauften
"Fitzcarraldo" (Klepper TS2) auf. |
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Der Campingplatz in Digoin ist ein idealer Startort. Gepflegt, mit Schatten spendenden Bäumen (so man Schatten braucht), kurzem Weg in die Stadt und einer
problemlosen Einsetzmöglichkeit für Boote. |
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Auf dieser Abbildung erkennt man die Lage des Platzes am linken Rand. |
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Die Loire gleitet ruhig und leise glucksend direkt am Platz vorbei. Hier ist sie noch recht überschaubar und führte etwas über Normal
Wasser. |
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Die sauberen und luftigen Sanitärräume lassen erahnen, welche Temperaturen in Digoin sonst so üblich sind. |
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Da wollen wir morgen hin ... |
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... und da werden wir unser Boot einsetzen. |
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In Digoin steht einer dieser im Vorwort angesprochenen Aquädukte. Wer es nicht weiß hält ihn für eine ganz normale Brücke. |
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Von meiner Entdeckungsreise in die Stadt hinein geht es aus diesem von Bilderbuchplatanen gesäumten Uferweg zum Campingplatz zurück. |
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Wie gesagt, die Nächte waren kalt! Warm angeplünnt zu sein, war daher nicht die schlechteste Idee. |
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Stillleben mit ersten französischen Edbeeren. |
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Langsam, ganz langsam schalteten wir in Urlaubsmodus um. Das kommt bei uns fast automatisch, wenn ... |
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... es dann endlich losgeht. Es ist schon fast alles im Boot verstaut. |
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Den ersten Tag fuhren wir bis Diou. Die Strecke war landschaftlich durchaus schön. Weiße Rinder schauten uns allenthalben friedlich wiedekäuend
nach, aber es war bedeckt. Gelegentlich fisselten leichte Schauer auf uns. Und kalt war es, richtig kalt und windig. In Diou hatte der Camping geschlossen - wir
zelteten daher einfach am Ufer in einer kleinen Senke ca. 20 m links neben der Rampe. Diou selbst ist wenig aufregend. Am nächsten Tag kamen wir ...
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... dann zu diesem imposanten Sandkliff. Die Loire macht hier einen scharfen Linksbogen und ...
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... fräst sich in die hohen Sandufer.
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Wie lange die Häuser da oben wohl noch stehen?
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Das Wetter wurde besser! Es war zwar noch kühl aber wenigstens schien die Sonne - endlich!
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Kurz vor Thareau fanden wir am linken Ufer auf einer Insel unseren ersten "richtigen" Loire-Zeltplatz. Wir trauten dem Wasserstand noch nicht so recht und
steckten Stöckchen. Aber alles ging gut.
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Lagerleben! Diesen Abend war ich mit Kochen dran. Es gab Gemüseeintopf. Dabei wurde gleich der neue Hobokocher getestet und er funktionierte auch wunderbar.
Nur die Sache mit dem Ruß bedarf noch eine gewissen Gewöhnung.
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Auf dem Weg nach Decize.
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Bei noch etwas wechselhaftem aber trockenem Wetter ging ...
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... es vorbei an malerischen ...
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... Ufern mit jeder Menge Zeltplätze. Ihm hier muss man daher auch nicht aufs Gefieder rücken.
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Ein paar Kilometer vor Decize machten wir Rast. Wie malerisch diese Stelle war, ...
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... kann man auf diesem Foto nur erahnen. Wir tauchten langsam tiefer und tiefer in dieses irgendwie einlullende Loire-Gefühl ein.
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Der Platz war lange Zeit ...
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... so eine Art Referenz ...
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... für unsere Rast- und Zeltplätze.
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Das sieht man an glücklichen Gesichtern ...
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... und entspannten Füssen :-) !
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Hinter Decize, einige Kilometer vor Nevers, zelteten wir wieder. Wer nicht kocht wäscht ab! Diese einfache Regel sorgt für Frieden im Camp und wird von
uns als segensreich empfunden. Ach ja, Decize: Das Wehr kann ziemlich problemlos auf der rechten
Flussseite umrollert werden. Im kleinen Hafen bei der Rampe raus, immer am Ufer entlang und ca. 500 Meter unterhalb des Wehres wieder einsetzen. Man kann
natürlich auch links über die offizielle Route - muss man aber nicht, denn die ist Mist! CSE |
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Gleichwohl wird Abwaschen von beiderlei Geschlecht nicht als die spannendste möglicher Betätigungen empfunden. In so einer schönen Umgebung
fällt die Frohn allerdings sichtbar leichter. Abends schwamm hier ein Biber seelenruhig ein paar Meter vor uns vorbei.
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Bannocks im Abendlicht - die Dinger schmecken durchaus gut. Aber feste Zähne sollte man schon haben.
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Das Boot zogen wir abends ein wenig auf Land und banden es an. Am nächsten Morgen lag es gute 10 Meter vom Wasser entfernt - über Nacht war der
Wasserstand um ca. 90 Zentimeter gefallen. Ergo könnte er auch genauso leicht derart steigen! Boot immer sicher anbinden ist daher nicht die schlechteste
Idee.
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Weiter gings nach Nevers.
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Paddelschlag für Paddelschlag ...
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... vorbei an versteckten Domizilen ...
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... Misteln ...
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... und Spuren des Verfalls.
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Wir sind inNevers. Hier wollten wir einen Ruhetag einlegen. Da wir schon gegen Mittag ankamen, fuhren
wir mit dem Zug über Moulins nach Digoin und holten so problemlos das Auto nach. Gegen 20.00 Uhr waren wir wieder bei bestem Sommerwetter auf dem Campingplatz
in Nevers.
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