.:  Der Landgänger  :.


MYOG - PlünnenSack lll

Leichtes Pack selbst genäht



Ich möchte kurz mein – zunächst - letztes Rucksackprojekt vorstellen. Inzwischen habe ich etliche Erfahrungen mit der Anfertigung von Rucksäcken sammeln können, um eigene neue Vorstellungen zu realisieren.

Zunächst sollte das Pack für mehrere Monate dauernde Trekkingtouren mit vollem Gerödel möglichst robust, aber dabei doch möglichst leicht sein. So habe ich mich für einen Materialmix aus XPac (für Packsack und Deckel) und Dyneema X-Grid (für den Boden und alle Trageteile) entschieden. Die Stoffe wiegen so um 135g/qm. Der komplette Rucksack wiegt 775 g.

Ich denke, wenn man die Deckeltaschen weglässt, für den Packsack vielleicht 90 g/qm Stoff nimmt, auf die Doppelungen in den Trägern und Flügeln verzichtet und den Packsack etwas kürzer macht könnte man auch geschätzt um 550 g erreichen. Das wäre m.E. für so ein großes Teil schon recht leicht - wenn auch vielleicht nicht gerade Ultraleicht.

Wer das Pack nachbauen möchte, findet hier eine komplette Anleitung zum Download (ca. 8,5 MB).

Zusätzlich noch die Fotos des Schnittmusters mit genauen Maßangaben in Originalformat (einzeln 4 - 5 MB):

S_01 - Schultertragegurte
S_02 - Deckel
S_03 - Hüfttragegurt
S_04 - div. Teile
S_05 - Detail unterer Gurthalter
S_06 - Detail Deckelseitenteil
S_07 - Montageplan auf Packsack
S_08 - Detail Montageplan
S_09 - Bodenteil
S_10 - Schlaufengurt, Ringgurt
S_11 - Zuschnittplan 1 (ohne Doppelungen!)
S_12 - Zuschnittplan 2 (ohne Doppelungen!)


Und so sieht das gute Stück aus:

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Hier erkennt man gut die einzige Längsnaht in der Mitte.

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Mit so einer schweren Sigg-Flasche und der noch schwereren "Ticket-to-the-Moon" Hängematte laufe ich auf meinen Touren natürlich nicht durch die Gegend! Diese Dinge dienen nur als Platzhalter.

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Ich möchte beim Volumen nicht so eingeschränkt sein und das Pack vielleicht auch mal für kürzere oder Hüttentouren einsetzen. Daher habe ich einen variabel zu befestigenden Deckel entworfen und, um meinen Ordnungssinn zufrieden zu stellen, mit Außen- und Innentasche versehen. Das Volumen des Packs liegt insgesamt zwischen 40 und über 70 Litern.
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Der abnehmbare Deckel. Unten erkennt man links und rechts die Gurthaken für die Höhenverstellung. Die Steckschnalle in der Mitte unten habe ich inzwischen durch eine Leiterschnalle ersetzt. Die Leiterschnallen für die Lastkontrollgurte sind noch nicht an die Gurthaken genäht.

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Hier wird der Deckel höhenverstellbar befestigt. Links und rechts sind in ca. 10 cm Abstand Schlaufen für die Gurthaken, in der Mitte ca. 5 cm nach unten versetzt Ringe im gleichen Abstand. Sie dienen zur möglichst eng am Packsack anliegenden Fixierung des Deckels. In die Ringe greift ein Gamaschenhaken, der über die kleine Leiterschnalle in der Mitte des Deckels verstellt werden kann.

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So sieht das Ganze dann im geschlossenen Zustand aus.

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Das Problem der Befestigung der Lastkontrollgurte habe ich dadurch gelöst, dass sie an den Gurthaken am Deckel befestigt sind und sich somit automatisch immer in der richtigen Position befinden. Egal, wo der Deckel angebracht ist. Und damit sie gut erreichbar sind, habe ich sie noch durch einen Ovalring auf dem Schultertragegurt gezogen.

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Blick in die äußere Deckeltasche. Ihre Unterseite besteht aus leichtem, hellem Ripstop-Nylon.

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Innen ist ein zweite Tasche für Dokumente etc. angebracht.

Tragen kann ich mit diesem Rucksack noch komfortabel wohl zwischen 12 und 14 kg maximal (und die will ich möglichst nicht schleppen!).

Der Rucksack sollte möglichst wenig belastete Nähte haben und so krempelte ich das übliche Design komplett um: Es gibt nur noch eine Längsnaht auf der sichtbaren Seite des Packsacks in der Mitte und eine Quernaht rundum um den Boden an den Packsack zu nähen. Beides sind Kappnähte, die mit Seamtape abgedichtet sind. Alle andern Sachen sind aufgenäht und mit Seamtape oder Seamgrip abgedichtet. Damit dürfte da kein Wasser mehr durchkommen. Wenn der Rucksack nicht zu voll gepackt ist, kann ich ihn zudem oben zusammendrehen, zweimal umlegen und mit einem Bändsel fest verschnüren. Damit dürfte weitgehende Wasserdichtigkeit erreicht sein (ältere Kanuten kennen diese Methode noch). Ein Problem weniger an größeren Watstellen.

Ich bin Rechtshänder und habe deshalb das Verschlusssystem am Hüfttragegurt daran angepasst. Er ist zwar beidseitig verstellbar, wird im Normalgebrauch aber nur nach rechts straff gezogen.
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Der Hüfttragegurt. An der einen Seite verstellbar über einen Dreisteg, an der anderen Seite ganz normal über die einseitig fädelnde Apex-Steckschnalle. Der Brustgurt ist nicht in der Höhe verstellbar, da nur ich diesen Rucksack trage.

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Die Spitzen der Schultertragegurte und der Hüftflügel sind an den Innenseite im Bereich der Gurtbefestigung verstärkt.

Schultertragegurte und Hüftflügel sind unsichtbar durch eine zweite Stofflage verstärkt und rundum sind zur Sicherheit Reflexionsmaterialien am Rucksack angebracht.
Das Tragesystem ist mit 3mm 3D-Mesh gepolstert, im Schulterbereich 6 mm.
Die Unterseite der Deckelaußentasche besteht aus leichtem Ripstop-Nylon. Der Rucksack und auch die Deckeltaschen sind innen weiß oder Silber/hellgrau. Damit ist die Sicht hinein sehr gut.

Für die elastischen Bereiche an den Netztaschen und den Seitenteilen des Deckels habe ich Rundgummischnüre in Tunneln verwendet. Die Wirkung erscheint besser als in den üblicherweise verwendeten angenähten Flachgummis.
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In die Tunnel der Deckelseitenteile habe ich jeweils doppelt gelegtes 2 mm Rundgummi eingezogen.

Durch die neuartige Konstruktion schien mir die Anfertigung doch um einiges leichter zu sein als bei meinen Vorgängermodellen.

Ach ja, erste Trageversuche fielen sehr positiv aus! Das Pack ist komfortabel zu packen, zu entpacken und vor allen Dingen zu tragen.

Nachtrag Oktober 2013: Erfahrungsbericht

Im Juli und August war ich mit dem PlünnenSack III auf Trekkinktour in Nordschweden (Kungsleden, Padjelantaleden) und konnte ihn mit voller Trekkingausrüstung testen.



Maximal hatte das Pack 17,5 kg Gewicht (vor allem wegen der Lebensmittel)! Im Schnitt waren es so 14,5 kg. Obwohl es nach meiner Einschätzung nur  max. 12 - 14 kg haben sollte, hatte ich nie Probleme und das erstaunte mich schon sehr. Nichts schnitt ein oder drückte wesentlich, noch kam es zu Schäden am Pack. Natürlich war es mit 13 kg deutlich angenehmer zu tragen.
Auch die Wasserdichtigkeit war so, wie erwartet. Einige Tage Regen überstand der Inhalt schadlos und trocken. Lediglich im Bereich des Bodenteils waren kleinere Feuchtigkeitsflecken auf dem Packsack meines Schlafsacks erkennbar. Ganz offenkundig war hier eine Naht nicht sorgfältig genug abgedichtet.
Die Konstruktion mit dem variablen Volumen erwies sich als sehr sinnvoll, da das Packvolumen aufgrund der unterschiedlichen Mengen Nahrungsmittel deutlich schwankte. Ich hatte immer einen Rucksack in optimaler Größe auf dem Rücken.
Auch alle anderen Features, insbesondere die Aufteilung der Taschen am Packsack und im Deckel haben sich in jeder Hinsicht bewährt.
Ergänzt hatte ich den Rucksack noch mit abnehmbaren Taschen am Hüfttragegurt. Ich wollte an einigen Kleinkram (z.B. Kamera) schnell und problemlos rankommen können.

Was würde ich ändern oder verbessern:
Eigentlich nur eine Sache. Die Gurtbänder an den Schulterträgern und dem Hüfttragegurt. Ich hatte die dünnen von Extremtextil verwendet. Die waren aber so flexibel, dass sie während des Laufens langsam durchrutschten und immer wieder nachgezogen werden mussten. Ich werde sie durch die dickere Ausführung ersetzen und dann dürfte diese kleine Lästigkeit erledigt sein.
Optional werde ich künftig auch den Boden aus X-Pac fertigen. Dann könnte ich die Verbindungsnaht zum Packsack sicherer tapen.

Fazit und Ausblick:
Der PlünnenSack III hat sich in jeder Hinsicht bewährt und ist für Touren in Gegenden wie dem Fjäll genau das Richtige. Er hat alle meine Erwartungen erfüllt.
Für Touren in Mitteleuropa scheint er mir jedoch ein wenig "überdimensioniert" bezüglich des Materials, da ich weniger und deutlich leichtere Ausrüstung und vor allem weniger Lebensmittel mitführen werde.
Beim projektierten PlünnenSack IV wird wesentlich leichteres Material zum Einsatz kommen und auch der gewichttreibende Deckel wird - bei aller Bewährung! - komplett entfallen. Angestrebt wird bei gleichem Maximalvolumen und ansonsten gleicher Konstruktion ein Gewicht von ca. 400 g statt jetzt
775 g.

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  © Hartmut Henkel - erstellt: 25.03.20130