Tarp for Two - Tarp, die 2.
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Ray Jardines genialer Entwurf inspirierte mich
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Diese Momente erlebt man nur unter freiem Himmel oder einem Tarp!
Schon meine ersten längeren Touren mit vollem Trekkinggepäck
führten zur Suche nach Lösungen für eine leichtere
Ausrüstung. In den Ideenwelten für MYOG und UL, also für
Selbermachen und Ultraleicht-Trekking, fand ich schließlich die
Schlüssel. Zu Beginn wurden etliche Dinge nach Vorbildern aus dem
WWW nachempfunden. Mit wachsender Erfahrung setzte ich jedoch zunehmend
auch eigene Designs um. Einige der Ergebnisse habe ich hier bereits
vorgestellt.
Bei der Suche nach einer Idee für ein solides und dabei leichtes
Dach über dem Kopf bei Touren von März bis November
stieß ich auf "The Tarp Book" von Ray Jardine (Anmerkung
vom 28.05.2014: Mir ist zur Kenntnis gekommen, dass der v.g.
Link auf die
aktuelle Ausgabe "Tarp Book Essentials" verweist.
Diese enthält die Bauanleitung nicht mehr! Die alte Ausgabe
ist zwar noch im Antiquariat erhältlich - aber nur zu
Mondscheinpreisen. Am besten in den einschlägigen Foren
nachfragen, ob jemand helfen kann. Ansonsten bei Ray Jardine das
Tarp-Kit bestellen. Neben erstklassigem Material wird auch
eine exzellente Bauanleitung mitgeliefert.), dem
amerikanischen Pionier der Ultraleicht-Szene. Danach stand für
mich fest: Ein Tarp soll es sein! Gebaut nach der Bauanleitung von
Ray, denn die erschien mir gut durchdacht und vor allem war sie
erprobt.
So ganz neu war das Nähen eines Tarps für mich nicht, da ich
bereits in Irland erfolgreich ein komplett selbst erstelltes Wing-Tarp aus Silnylon
eingesetzt hatte. Allerdings als Ergänzung zum Zelt, nicht
anstatt!
Ich entschied mich für ein 2-Personen Tarp, da es auf alle
Fälle für zwei Personen nutzbar sein sollte.
Als Material für Tarp wählte ich Silnylon 50 g/qm von
Bearpaw (klasse Material, problemlose Lieferung
aus den USA), da es bei Extremtextil gerade nichts passendes gab.
Für die Leinen kommt 2,5 mm Dyneema-Zeltleine zum Einsatz. An den
Hauptabspannpunkten gibt es LineLocs, da ich die mit kalten und nassen
Fingern am besten und vor allem relativ problemlos von innen bedienen
kann. An die beiden Firstleinen habe ich zusätzlich noch je einen
der genialen Leinenspanner von Exped geknotet. Schneller kann man dann
diese Leinen nicht mehr an Bäumen u.ä. befestigen. Für
alle restlichen Sachen kommen bewährte Knoten zum Einsatz.
Aufstellstangen gibt es nicht, da Bäume, Trekkingstöcke oder
was sonst gerade verfügbar ist genutzt werden.
Zielsetzung war also ein Tarp für 2 Personen mit geschütztem
Schlafplatz, das keine speziellen Aufstellstangen benötigt und vor
allem keinesfalls komplett schwerer als 1000 g sein sollte.
Einige technische Daten zum Tarp:
- Fläche Tarp: ca. 270 cm x 270 cm
- Gewicht Tarp mit allen Leinen, Häringen und Packsack: 728 g
Angefertigt habe ich weitgehend alles, wie im Tarp Book beschrieben.
Wer das Tarp nähen möchte, sollte sich das Teil also
besorgen. Es lohnt sich. Wegen der guten Anleitung habe ich darauf
verzichtet, die Anfertigung detailliert zu beschreiben.
Beim ersten Aufbau (die ersten Fotos) war der First ca. 110 cm hoch.
Bei normaler Wetterlage würde ich es wohl auf 130 cm aufbauen. 2
Personen dürften darunter wahrhaft reichlich Platz haben -
für mich allein ist es eine Turnhalle.
Der erste Aufbau ging relativ einfach und flott vonstatten und das
Ergebnis sieht m.E. schon recht ordentlich aus. Die kleinen Falten an
den Beaks störten mich nicht. Beim sorgfältigeren 2. Aufbau
verschwanden sie.
Später werde ich noch ein Batwing nähen. Bei üblem
Wetter kann ich dann einfach die kritische Stirnseite schließen.
Was mich wirklich überzeugte war die klasse Bauanleitung von Ray
Jardine. Alles funktionierte und passte exakt. Meine Modifikationen:
- Die Verstärkungen für die Leinen sind rund und mit
Elastosil geklebt.
- Die Leinen sind nicht angeknotet sondern laufen durch LineLocs.
- Die Lifter sind nicht aufgenäht sondern auch geklebt.
Fazit: Das Design ist vielleicht nicht der allerletzte Schrei aber
alles funktioniert 100%. Absolut empfehlenswert!
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Das Tarp for Two
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All in one! Derzeit 728 kompakte Gramm inklusive Häringe und
Leinen (alle 15cm lang, 6 x Alu-V-Profil, 6 x Titannadel).
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Die wichtigsten Leinen sind gespannt. Ich in erstaunt, wie gut alles
gleich beim ersten Mal sitzt.
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Ein leichter Zug an der Eckleine und die Falten
waren weg. Den LineLocs sei Dank! |
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Innen gibts viel Platz und es ist schön hell.
Ich freu mich schon auf den ersten Regen, der drauf prasselt.
Umdrehen, tiefer einmummeln, weiter schlafen - herrlich!
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Die Verstärkung für die Seitenleinen. Aus
Versehen sind sie (und die anderen) auf der Oberseite gelandet. Da sie
jedoch geklebt sind, fällt das kaum auf und Probleme wirds nicht
bereiten, da eben nicht genäht. Alle Hauptleinen sind mit
LineLocs befestigt. So ist problemloses Feintuning möglich und
der Aufbau geht ein Tickchen schneller, als mit Knoten. Ein weiterer
Vorteil ist, dass man von innen nachspannen kann und dafür nicht
z.B. in den Regen raus muss.
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Die Befestigung der Firstleine. Das Gurtband ist durchgeführt ...
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... und innen gibts jeweils Schlaufen
zum Befestigen von irgendwas - z.B. eine Wäscheleine. |
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Weitere Befestigungsmöglichkeiten
innen: Nach Ray Jardines Vorschlag habe ich innen an den Kappnähten
Tarp-Beaks mit Band kleine Schlaufen (insgesamt 4) aufgenäht.
Für Brillen, Lampen o.ä. . |
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Ein First wie mit dem Lineal gezogen. Meine erste
längere doppelte Kappnaht mit Silnylon. Reine Nervensache aber
eigentlich braucht es nur etwas mehr Geduld! Die ersten 10 cm wurden
mit Prittstift fixiert, ein paar Zentimeter genäht, dann die Naht
gelegt, weitergenäht usw. . Funktionierte überraschend gut.
Eine Kettenlinie ist bei Silnylon, wie man sieht, nicht erforderlich.
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Der Aufbau mit Trekking- oder anderen Stöcken. Am Ende der
Firstleinen befindet sich ein Leinenspanner von Exped. Damit ist auch die
Befestigung an Bäumen o.ä. schnell und simpel erledigt.
Die Mittelleine an den Beaks wird einfach nur angeknotet oder mit einem
Häring fixiert. Hier sieht man noch die eingangs erwähnten
Falten.
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An den Kanten der Beaks sind jeweils in der Mitte
kleine Bedarfsschlaufen angenäht. Bei extremer Witterung können
hier weitere Leinen angebracht werden.
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Der Seitenanblick.
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Ein paar Tage später. Die noch fehlenden Lifter
sind inzwischen angeklebt und ich habe das Tarp wieder aufgebaut, um die
Nähte mit SilNet zu versiegeln. Auch die Lifter werden getestet.
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Eine der Aufbauarten mit Trekkingstock. Es gibt auch
andere - je nach Ausrüstung, Gelände und Umständen. Man
sieht hier sehr gut, wie durch den Einsatz der Lifter deutlich mehr Raum
in Kopfhöhe gewonnen wird. Ein interessantes Feature wenn man zu
zweit unterwegs ist. Die Lifterpatches aus Zeltbodenstoff (90 g/qm)habe
ich übrigens 3-Sich-Zickzack auf Patches aus Silnylon genäht und
dann mit Elastosil aufgeklebt. Hält "bombenfest" und ich vermeide
Nähte in der Tarpfläche.
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Auch die Falten an den Beaks sind weitgehend
verschwunden. Entgegen allem Gefühl muss die Beakleine etwas nach
oben verlaufen.
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Die Nähte wurden von außen versiegelt. Warum
sollte man die Feuchtigkeit erst unter die Außenseite kommen lassen?
Hier glänzen die Nähte noch. Ich habe sie anschließend mit
einem Wattebausch und Talkum abgepudert. Damit wird im Packbeutel in der
ersten Zeit ein Zusammenkleben der noch frischen Versiegelungsflächen
verhindert. Zum Auftragen verdünne ich SilNet mit etwas Waschbenzin
zu bis es dickflüssig ist. Dann lässt es sich mit einem billigen
kleinen Borstenpinsel gut auftragen und zieht prima ein.
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