Der Kaffee(dosen)-Hobo Nr.2!
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Evolution einer faszinierenden Idee
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Mein H+C Hobo-Kocher und die Basteleien darum herum
hatten mich so richtig auf den Geschmack in Sachen Kocher- und
Brennerbau gebracht: Heute baue ich das Gute - morgen das Bessere!
Mit dem H+C Hobo war und bin ich ja sehr zufrieden und er hat sich auch
schon in der Praxis (Loire) bewährt, aber ...
- der Korpus hat sehr viele Löcher an unsinnigen Stellen und die
lassen sich nur provisorisch mit einer Manschette
o.ä.
verschließen ...soooon Klöterkram gefiel mir
aber nicht
- durch die vielen Löcher und damit mangelndem Zug schien mir
die Hitzeausbeute nicht so optimal, wie sie sein
könnte
- der Kocher hat mir immer noch viel zu viele Teile
Auf der anderen Seite finde ich das Grundprinzip des
ursprünglichen Ikea-Hobos (aus dem der H+C Hobo entstand) - die
Verwendung eines leichten und preiswerten Standardbehälters aus
Edelstahl - einfach genial.
Ich hielt also Ausschau nach verwendbaren Edelstahlbehältern und
wurde irgendwann fündig: Eine handelsübliche
Aufbewahrungsdose für Kaffee und ähnliche Dinge.
Das Design des neuen Hobos folgt eher klassisch-bewährten
Ideen:
Unten 4 hinreichend große Schlitze für die Luftzufuhr
und oben ein Feuerloch für das Brennmaterial. Da sollten
größere Kiefernzapfen bequem durchpassen können.
Am oberen Rand sollte keine Einschnitte für den Zug sein. Mein
Primus ETA-Topf sollte als "Systemtopf" in den Korpus passen, die
Nutzung anderer Töpfe jedoch problemlos möglich sein.
Unten sollte wieder das bewährte Rost aus Kaninchendraht hinein,
das auch als Halterung für einen optionalen Spiritusbrenner
Verwendung einsetzbar sein sollte.
Und - so wenig Teile, wie nur möglich!
Material:
Was bringt nun der Kaffee-Hobo auf die Waage?
- Kaffee-Hobo ("nackt": Korpus, Topfkreuz, Gitterrost)
>>> 283 g
Zum Vergleich:
- H+C Hobo ("nackt": Korpus, Topf-"U", Gitterrost, Fuß,
Windschutz, Bodenschutz, Fuß, 2 Häringe, Vorheizfolie)
>>> 258 g
Der Korpus des Kaffee-Hobos ist wegen der größeren
Materialstärke deutlich stabiler und rund 4 cm höher.
Meine Erfahrungen bisher:
Mit Holz kochen funktioniert wirklich gut.
Knapp ein Liter kaltes Leitungswasser kochte nach ca. 4 Minuten heftig
(Topf: Primus-Eta, kein Deckel). Brennmaterial: Eine gute Hand voll
Kiefernzapfen.
Mit Spiritus dauerte der reine Kochvorgang
mit dem Trangia mit ca. 6 Minuten etwas länger (Topf: Primus-Eta,
kein Deckel). Wenn man den Simmerring vorher aufsetzt :-( , lässt
sich auch alles komfortabel bedienen. Ein extra Windschutz scheint
nicht erforderlich zu sein.
Insgesamt habe ich gefühlt den Eindruck, dass der
Kocher effizienter als der H+C Hobo arbeitet - d.h. deutlich
weniger Brennstoff benötigt. Ich werde ihn diesen Sommer im
schwedischen Fjäll auf Trekkingtour unter realen Bedingungen
testen und dann hier berichten.
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Bau des Kaffee(dosen)-Hobos Schritt
für Schritt
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Die namensgebende Kaffeedose aus Edelstahl. Diese hier ist baugleich
mit der verwendeten. Sie ist allerdings nur 12,7 cm hoch (statt 19,5
cm), hat aber den gleichen Durchmesser von 12,7 cm. Auf diese Dose
beziehen sich alle beschriebenen Bauschritte. Bei Verwendung
ähnlicher Dosen muss ggf. etwas anders vorgegangen werden. |
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Zunächst habe ich den Ring mit den Verschlussteilen des Deckels
entfernt. Einfach beim Deckelscharnier hinten die Haltedrähte
rausdrücken und dann das Spannstück anziehen. Den Ring nicht
beschädigen oder verbiegen! Er wird eventuell noch gebraucht. |
Dann werden mit einem feinen Folienstift o.ä. die
Belüftungsschlitze und die Öffnung für das Brennmaterial
angezeichnet. Der untere Rand der Belüftungsschlitze ist 2 cm vom
Korpusboden entfernt. Die Schlitze sind 1,5 cm hoch, gleichmäßig
um den Korpus in Segmenten von jeweils 60° verteilt.
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Für das Anzeichnen der Belüftungsschlitze ist diese mit
einer Tabellenkalkulation gefertigte Schablone recht hilfreich. Wer sich
nicht die Mühe machen will, kann sie auch hier downloaden. |
Der nächste Arbeitsschritt und auch einige konstruktive Merkmale
hängen davon ab, ob der normalerweise im Hobo mitgeführte Topf
(ca. 1 Liter) problemlos komplett in den Korpus passt. Unbedingt
ausprobieren! Wenn nicht, muss der obere Korpusrand unterhalb der Sicke
für die Deckelbefestigung abgeflext werden. Ansonsten unterhalb der Sicke ein Feuerloch von
ca. 6 x 6 cm vorsehen.
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Mein Primus-Eta passte nicht hinein. Also
war Flexen angesagt. Und das Feuerloch musste wegen der Topfgriffe
auch vom oberen Rand eingeschnitten werden. Dabei stellte ich fest,
dass das Material unter starker Spannung stand und sich der obere
Korpusrand zu einem leichten Oval verzog.
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Das konnte ich dadurch korrigieren, dass ich unterhalb des Feuerlochs
den Ring der Deckelbefestigung montierte. Jetzt ist alles schön rund
- so wie es sein soll. |
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Hinten habe ich in den Ring ca. 5 mm vom Korpus entfernt vorsichtig
zwei zusätzliche Löcher gebohrt und dann den Ring mit einem
langen 2 mm Bolzen + Mutter verbunden. das ganze ausgerichtet und
vorsichtig festgezogen. Anschließend dann alle
überflüssigen Teile des Rings vorsichtig abgeflext. |
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Auch der schöne Spannverschluss musste dran glauben. Ich habe ihn
aber aufbewahrt - wer weiß, wofür ... ? |
Alle Schnitte habe ich mit Trennscheiben unterschiedlicher
Größe (alle für Mini- Maschinen) mit meiner normalen
Bohrmaschine und Spanndorn (im Bohrständer eingespannt) oder Freihand
mit meiner Minibohrmaschine gefertigt. Anschließend gleich entgratet
um Verletzungen zu vermeiden.
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Für die sichere Auflage des Topfkreuzes habe ich kleine Nuten in
den oberen Korpusrand gefräst. |
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Das Topfkreuz ist, wie schon beim H+C Hobo, aus Alu- Flachprofil
gefertigt. Das gebogene "U" aus Alu- Rundprofil konnte
konstruktionsbedingt hier leider nicht genutzt werden. |
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Denn einfaches Drehen des Topfkreuzes kann ich den Abstand eines
Topfbodens zum oberen Korpusrand verändern. So sind auch normale
Töpfe und solche mit größerem Durchmesser, als dem des
Hobos nutzbar. |
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Die Teile des Topfkreuzes werden zum Gebrauch einfach zusammen
gesteckt. |
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Das Topfkreuz in die Nuten eingelegt. |
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Nutze ich meinen Primus-Eta, kann der Abstand gering sein, da die
heißen Verbrennungsgase problemlos durch den Wärmetauscherring
ziehen (und dies auch sollen!). |
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Nutze ich einen normalen Topf drehe ich das Topfkreuz und habe so
einen größeren Abstand zum oberen Korpusrand. Die heißen
Verbrennungsgase können nun ungehindert und gleichmäßig am
Topf vorbei ziehen. Dadurch sind extra Zuglöcher im oberen
Korpusrand entbehrlich. |
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Für den Holzbrand ist das Rost aus Kaninchendraht bestimmt. Es
hat ca. 2 cm Abstand zum Korpusboden. Dadurch hat der Boden weitgehend
keinen Kontakt zu Glut, Asche fällt leicht durch. Der Boden
kann zwar etwas heißer werden - zu glühen beginnt er nicht.
Daher brauche ich (vermutlich) auch keine Feuerschutzunterlage. |
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Die Haken am Rost werden bei Bedarf in die extra breit gefrästen
Nuten für das Topfkreuz gehängt. Dann kommt auf das Rost ein
Spiritusbrenner (bei mir derzeit ein Trangia) und fertig ist der Hobo
für den Einsatz mit Spiritus. |
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Wenn das Rost für Holzfeuerung unten im Korpus liegt, werden die
Haken einfach auf das Rost gelegt. Die Glut macht ihnen nichts
aus. |
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Das eingehängte Rost mit einem Trangia-Brenner. |
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Links alle Teile (3 - Korpus, Rost, Topfkreuz, Transportbeutel) des
eigentlichen Kaffee-Hobos
- rechts Teile, die ich in ihm transportiere.
Gegenüber dem H+C Hobo habe ich eingespart: 1 Windschutz, 1
Feuerschutzunterlage, 1 Standfuß, 2 Häringe, 1 Vorheizfolie |
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Hobo in Betrieb mit Spiritusbrenner und normalem Topf ... |
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... und im Betrieb mit Kiefernzapfen und dem Primus-Eta Topf. |
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Knapp 4 Minuten! Eine Handvoll Kiefernzapfen! |
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Der Hobo verpackt im Transportbeutel. |
Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Wer den Bauvorschlag für den
Kocher ausprobieren will, sollte wegen Brandgefahr unbedingt
größte Sorgfalt und Umsicht walten lassen. Er tut dies
ausdrücklich auf eigene Gefahr! Ich übernehme keinerlei
Verantwortung und Haftung für daraus eventuell resultierende
Personen-, Sach-, Vermögens- oder sonstige
Schäden!
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