.:  Der Landgänger  :.


Ultraleichte "Hexenküche" mit "Stove 8"

... für kleine Waldhexen und andere Unholde


Das ist sie, meine "leichte Küche" für einen leichten Rucksack. Nur kümmerliche 215 - 249 g bringt sie komplett auf die Waage und ist nur so groß wie ein 1 L-Topf von Trangia. Doch von vorn.

Eigentlich wollte ich keine Dosenkocher mehr bauen, denn mit dem Stove 7 hatte ich endlich ein sehr gut funktionierendes Modell und für mich gab das Thema nicht mehr sehr viel her. Dann entdeckte ich im Forum von Ultraleicht Trekking einen Hinweis auf einen sehr simpel zu bauenden Kocher. Da Ding wurde aus nur einer Getränkedose und mit einem einfachen Schweizer Messer mit Schere gefertigt. Es kribbelte in meinen Fingern. Ich musste es einfach mal nachbauen.
So schaute ich mir also diesen Clip mit der Bauanleitung an, baute das Teil ganz genau so nach und probierte es aus. Es funktionierte gleich beim ersten Versuch ganz ausgezeichnet und mit 10 g war der Brenner wirklich leicht und dabei recht robust.

Und er besaß noch weitere gute Eigenschaften:
- bauartbedingt war kein Topfständer erforderlich,
- nicht verbrannter Spiritus kam einfach wieder in die Brennstoffflasche,
- der Brenner startete sehr schnell,
- je nach Brennstoffmenge ließen sich lange Brennzeiten realisieren,
- er rußte nicht feststellbar und
- kostete nur 25 Cent Dosenpfand (Aluminium!).

Ich taufte ihn "Stove 8".

Als Untersatz für den Brenner schnitt ich noch von einer Nivea-Cremedose (Aluminium!) ab. Bei Bedarf kann etwas Spiritus zum Vorheizen draufgetropft werden und der Stand verbessert sich auch.

Zum Löschen des Brenners schnitt ich von einer passenden PET-Flasche den unteren Teil ab. Somit hatte ich die nötigen Teile für den Betrieb des Brenners.

Die Idee, mit diesem Teil ein ultraleichtes Kochersystem zusammenzustellen, war dann zwangsläufig. Dieses System sollte möglichst preiswert sein, nur aus problemlos zu beschaffenden, recycelten oder bereits vorhandenen Teilen bestehen und komplett im Topf verpackbar sein.

Als nächstes baute ich auf der Basis dieser Anleitung einen Windschutz  aus drei 0,5 L-Getränkedosen (Aluminium!). Die Anleitung modifizierte ich ein wenig, indem ich die Falzverbindungen der drei Dosenbleche jeweils an beiden Enden mit einer kleinen Öse vernietete und die Bleche somit sauber und haltbar verband. Den oberen und unteren Rand bördelte ich auch nicht um.

Welchen Topf wollte ich verwenden? Er sollte nicht nur zum heißmachen von Wasser dienen, ich wollte auch einfache Sachen wie z.B. Porridge darin kochen. In meinem Fundus fand sich noch ein 1 L-Trangia Nonstick und der war ideal.

Der Topf brauchte auch eine Deckel. Zunächst fertigte ich einen nach dieser Anleitung. Der funktionierte zwar, war mir aber nicht robust genug. Claudia gab mir dann den Tipp mit dem Original-Trangiatopfdeckel, passend für die 25er (1,5 L) und die 27er (1,0 L) Trangia-Systeme. Da ich nur die kleine Option brauchte, schnitt ich den Rand ab und sparte so Gewicht und Platz. Allerdings passte der Deckel nicht wie erhofft und es waren einige Anpassungsarbeiten erforderlich. Auch waren mir 51 g noch etwas zu schwer.
Durch Zufall fand ich  einen passenden Dosendeckel aus Weißblech, der nur 39 g wog.
Außerdem werde ich noch einen MYOG-Deckel auf Basis eines Modells von Quasinitro aus dem Forum bei Ultraleicht Trekking bauen. Der wird wohl alle Anforderungen erfüllen und nur noch ca. 10 g auf die Waage bringen.

Da der Trangiatopf keinen Griff hat und ich die schwere und sperrige Originalzange nicht nutzen wollte, verwendete ich die leichtere Stahlzange vom Trangia Mini, die ich auch schon besaß.

Zum System gehören noch ein BIC-Mini Feuerzeug oder ein Magnesiumanzünder, ein Spork von Light My Fire, bei dem ich das Gabelteil abschnitt sowie eine kleine Plastikflasche (Trinkjoghurt) für 2 - 3 Tage Spiritus.

Die Küche wurde durch eine schon vorhandene Falttasse, auch aus meinem Fundus, vervollständigt und bis auf das Plastikfläschchen passte dann auch alles in den Topf. Da ich Spiritus immer außen am Rucksack transportiere, war das in Ordnung.

Verpackt wurde das Ganze dann in einem maßgeschneiderten Beutel aus beschichtetem Gleitschirmnylon von Extremtextil (Restekiste). So war möglicher Ruß kein Problem mehr und das komplette System zum Transport sicher aufbewahrt.

Die "Hexenküche" ist inzwischen in der Praxis erprobt und hat sich bestens bewährt. Wenn man alles kaufen muss, bezahlt man so um 25 €. Je mehr Sachen man schon hat, umso billiger wird es. Mich kostete die "Hexenküche" z.B. gerade mal 10 €! Dafür bekam ich ein wirklich gut funktionierendes und komplettes Kochsystem und überschüssige Ausrüstungsgegenstände und Müll eine neue Verwendung.
Da alles auch für MYOG-Anfänger leicht nachzubauen ist, eignet es sich ausgezeichnet für ein erstes Projekt mit guter Erfolgswahrscheinlichkeit.

Und weil alles so schön war, habe ich natürlich für Claudia, die "Waldhexe", auch gleich eine passende "Hexenküche" gebaut.

Was wiegt in der "Hexenküche" nun wieviel? (in g)

Kochsystem:
- Brenner Stove 8                     10
- Untersetzer                              3
- Topf Trangia 27                      91
- Deckel Trangia 27 (Opt. 1)    51
- Deckel Dose (Opt. 2)             39
- Deckel MYOG (Opt. 3)      ca. 10
- Topfzange Trangia                 20
- Windschutz                            18
- Löschbecher                             7
- BIC Mini o. Magnesium      je 11
- Packbeutel                               6
- Spiritusfläschchen                   7
                gesamt Option 1:   224
                gesamt Option 2:   212
                gesamt Option 3:   183

Geschirr:
- Löffel                                        7
- Tasse                                      25
"Hexenküche" gesamt: 215 - 249

Nach meiner Einschätzung ist das schon ein prima Wert und ich bin damit sehr zufrieden.
Woran könnte man aber doch noch schrauben? Z.B. Untersetzer weglassen, Titantopf mit Deckel für ca. 110 g verwenden, eine leichtere Tasse, ein leichterer Löffel oder eine Micro-Gripper Topfzange (Fingerzange aus Silikon) für 14g.

Die verlinkten Händler sind natürlich nur eine Möglichkeit der Beschaffung. Ich empfehle immer selber suchen im Web.

Die "Hexenküche" mit dem Stove 8

DSC00679_800.JPG Hexeneintopf! Alle Teile passen in den Trangiatopf. Die Spiritusflasche sollte absichtlich nicht mit hinein. Vergällter Alkohol schmeckt mir einfach nicht.
DSC00685_800.JPG Alle Teile des Systems. Zum Anzünden nehme ich das BIC-Mini oder den Magnesium-Anzünder.
DSC00659_800.JPG Der Stove 8 Spritusbrenner. Rechts der zusammengebaute Brenner, links Ober- und Unterteil. Aus Gewichtsgründen darauf achten, dass man zum Bau eine Aludose nutzt. Ich habe auch einen Brenner aus Weißblech gebaut. Der funktionierte durchaus gut, war aber doppelt so schwer. Woraus die Getränkedose besteht, steht meist drauf (Al oder Fe). Eventuell Magnettest machen.
DSC00660_800.JPG Das Oberteil des Brenners.  In diesem Bereich nach Fertigstellung mit feinem Schleifpapier den Lack abschleifen. So lassen sich nach Gebrauch Ober- und Unterteil leichter trennen.
DSC00661_800.JPG Beim Eindrücken der Kerben am Übergang zur Verjüngung der Dose nicht zu tief eindrücken. So ungefähr sollte es aussehen. Bei Bedarf kann man später noch nacharbeiten. Kleinere Kerben sorgen im Betrieb für eine effizientere Verbrennung. Das kleine Loch dient zur Ableitung von Überdruck.
DSC00664_800.JPG Blick in den Brenner. Aufgrund dieser Einkerbungen kann man Ober- und Unterteil problemlos zusammenstecken.
DSC00782_800.JPG Der Stove 8 hat mich so überzeugt, dass ich ihn auch aus einer kleinen 0,25 L-Prosecco-Dose (8 g) und einer 1 L-Tuborg-Dose (20 g) gebaut habe. Beide funktionierten super! Den kleinen - Leistung bringt er reichlich - würde ich wegen der Standsicherheit allerdings nur für Töpfe bis ca. 750 ml, den großen für Töpfe mit größerem Durchmesser nehmen. Er hat auch so richtig "Bumms". Und alle Brenner rußen nicht, wie man am Topfboden im Hintergrund sieht. Der wurde bereits mindestens 5 x genutzt.
DSC00786_800.JPG Mit dem dicken Brummer kann man auch ein schönes System zusammenstellen. In diesen 6"-Topf von der Little Venice Cake Company (Kuchenform, ca. 1300 ml) passt z.b. alles wunderbar hinein. Der Topf ist mit 161 g zwar etwas schwer, dafür aber erstklassig und mit ca. 13 € zudem recht preiswert.
DSC00658_800.JPG Der abgeschnittene untere Teil einer geeigneten PET-Flasche (möglichst flacher Boden!) dient zum Löschen des Kochers ...
DSC00691_800.JPG ... und der Verpackung des Kochsystems. So werden Kratzer an der Beschichtung vermieden. Die Löschhaube sollte ca. 1 cm höher sein, als der Brenner. Ansonsten brennts beim Ablöschen Löcher hinein. Und schnell muß es gehen, denn sonst schrumpft das PET.
DSC00692_800.JPG Topf mit angepasstem Trangia-Deckel. Ich fand es schon etwas ärgerlich, dass der Deckel für 27er -Töpfe nicht passt - obwohl so beschrieben.
DSC00700_800.JPG Zur Druckentlastung habe ich noch 3 kleine Löcher mit 1,5 mm Durchmesser hineingebohrt. Sie funktionieren gut und scheinen auch erforderlich zu sein.
DSC00723_800.JPG Der Dosendeckel aus Weißblech. Mit 39 g wiegt er 12 g weniger als der Trangiadeckel und passt genau über den kleinen 27er-Topf. Nur noch den mit Silikonschlauch isolierten Griff draufgenietet, 3 kleine Druckentlastungslöcher gebohrt und schon war der perfekte Deckel fertig. Ich werde ihn vorzugsweise nutzen.
DSC00686_800.JPG Diese Untersetzer für den Brenner werden von einer Cremedose (Aluminium!) abgeschnitten.
DSC00688_800.JPG Der Brenner auf dem Untersetzer. Beim Befüllen mit Spiritus etwas davon außen am Brenner hinunter laufen lassen und dann anzünden. Zum Vorheizen etwas mehr Spiritus nehmen.

DSC00656_800.JPG Der Windschutz wird aus drei Getränkedosen (Aluminium!) gefertigt. Zum Verpacken aufrollen und in den Brenner stecken. Dort hinein kommen dann Zange, Spork und Feuerzeug.
DSC00657_800.JPG Eine sicher mit Einschlagösen vernietete Faltznaht von zwei Dosenblechen.
DSC00666_800.JPG Die Griffzange gehört eigentlich zum Mini Trangia. Man kann sie jedoch auch bei einigen Händlern einzeln bestellen. Preis so um 3,50 €.
DSC00667_800.JPG Sporks von Light My Fire (gibts neu schon für unter 2 €) wurden abgeschnitten und so passend für den Topf gemacht. Eine Gabel brauche ich auf Tour nicht. Wenn man was anderes (z.B. Klapplöffel von Esbit) hat, kann man den natürlich auch nutzen.
DSC00665_800.JPG Feuerzeug "BIC-Mini". Magnesium Anzünder und ähnliches gehen natürlich auch. Beim Anzünden mit dem Magnesiumteil wird das Schabeisen fest in Position gehalten und der Magnesiumstab drunter weggezogen. Wenn man es anders herum macht haut man womöglich den Brenner um.
DSC00654_800.JPG Eine Tasse für Kaffee oder Tee gehört für mich auf Tour zum unverzichtbaren kleinen Luxus. Ultraleicht hin oder her. Damit sie mit in den Topf passt, verwende ich eine Falttasse.
DSC00655_800.JPG Im maßgeschneiderten Packbeutel findet alles seinen Platz.
DSC00668_800.JPG Der Brenner wurde vor 2 - 3 Sekunden angezündet. Er startet mit richtig Tempo. Man könnte jetzt bereits einen Topf draufstellen!
DSC00669_800.JPG Der Flammenkranz nach 4 - 5 Sekunden und ...
DSC00670_800.JPG ... nach ca. 7 - 8 Sekunden. Der Flammenkranz ist aufgrund der einfachen Herstellungsmethode etwas unregelmäßig. Im Gebrauch wirkt sich das jedoch nicht aus.
Wenn ein Topf auf dem Brenner steht, werden die Flammen wieder etwas kleiner, da der Brenner weniger heiß wird und somit die Verdampfungstemperatur etwas sinkt. Wenn man den Topf vom Brenner nimmt sind die Flammen zunächst klein und werden dann wieder größer.
DSC00671_800.JPG Der Flammenkranz von oben.
DSC00677_800.JPG Der Topf ist aufgesetzt. Die Flammen sind schön blau und jetzt gut verteilt.
800 ml kaltes Leitungswasser kochten in meinem Arbeitszimmer nach ca. 7 Minuten und dann noch 13 Minuten sprudelnd weiter (mit Deckel und Windschutz). Dafür verbrannten 50 ml Spiritus. Das deutet auf sparsamen Verbrauch hin.  Im Gebrauch werden meist kleinere Mengen Wasser erhitzt. Ich schätze, dass ich für 250 ml Wasser zwischen 15 und 20 ml Spritus verbrauchen werde. 125 ml kochten übrigens nach 1,5 Minuten sprudelnd!
DSC00707_800.JPG Brodel, brodel ... Ich liebe diesen Anblick!
DSC00741_800.JPG Und wenn man unbedingt will, kann man auch noch eine kleine Spiritusflasche in den Beutel stecken. Ich bewahre sie allerdings lieber außen am Rucksack auf.

Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Wer den Bauvorschlag für den Kocher ausprobieren will, sollte wegen Brandgefahr unbedingt größte Sorgfalt und Umsicht walten lassen. Er tut dies ausdrücklich auf eigene Gefahr! Ich übernehme keinerlei Verantwortung und Haftung für daraus eventuell resultierende Personen-, Sach-,  Vermögens- oder sonstige Schäden!



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  © Hartmut Henkel - erstellt: 18.01.2016