De Waard Albatros Junior l – Burg mit 1.000 Nägeln

Mein Camping-Setup hatte auf Amrum, wie immer, gut funktioniert – der Komfort war unter den dortigen Bedingungen allerdings nicht gerade riesengroß. Im Zelt gab es relativ wenig Bewegungsfreiheit und bei Sonne wurde es zur Sauna. Das Tarp war prima, aber alles darunter war dem fliegenden Sand ausgesetzt.
Claudia riet mir zu einem De Waard Zelt. So eins bietet viel Platz bei angenehmem Raumklima – da aus Baumwolle. Und wie der Zufall es wollte gabs gerade ein Angebot für ein Albatros Junior bei Google-Kleinanzeigen.

Ganze 250 € plus Versand sollte es kosten. Eigentlich ein unmögliches Schnäppchen. Doch Stefan, der Verkäufer, versicherte mir, dass es bis auf eine Kleinigkeit vollkommen ok wäre. Ich wagte es und ein paar Tage später war das „Unboxing“ und darüber nun dieser Bericht.

Stefan hatte mir zwei Pakete geschickt, die locker an 40 kg auf die Waage brachten. In einem steckte das Zelt an sich, im anderen das Gestänge, Häringe, Leinen, Vorhang, Sonnensegel, Windschutz. Aus dem Internet hatte ich mir eine Aufbauanleitung gezogen und am ersten schönen Tag ging es an den ersten Aufbau.

Ein solider Sack voll Zelt
… und jede Menge Zeugs: Stangen, Holzhäringe, Vorhang, Windschutz, Sonnensegel und tausend andere Häringe

Beim Stangencheck gabs jedoch erst mal Verwirrung, denn die guten Stücke waren nicht farbig markiert, so wie bei neueren Zelten. Doch im Internet fand ich heraus, wie es sein musste und los gings.

Die obere Stange führte zur Verwirrung. Wie sich heraus stellte, war sie die gesuchte Stabilisierungsstange, die quer über den Eingang kommt. Die Stangen für Typ ll und Typ lll haben keine Clips sondern werden mit länglichen Ösen über die Eingangsstangen gelegt

Zunächst Zelt auslegen und Boden fest pinnen.

Die erste Hälfte der tausend Pins

Dann die beiden Eingangsstangen einsetzen und mit den entsprechenden Leinen aufrichten. Der Eingang bleibt dann stehen, da der Boden angepinnt ist.

Jetzt die Hauptstange einsetzen. Zunächst erst einmal eines der Mittelsegmente heraus nehmen, damit die nächsten Arbeiten leichter erledigt werden können. Nicht vergessen, die kleine Scheibe aus Planenstoff mit den drei großen Einschlagösen oben aufzulegen.

Der Eingang ist aufgerichtet. Auch für den Solo-Aufbauer kein Problem

Nun die beiden Diagonalstangen zusammensetzen, von außen durch die entsprechenden Tunnel einschieben und dann in die Scheibe an der Spitze einhängen. Das andere Ende jeweils über den Dorn der Eingangsstange legen. Nicht vergessen jetzt das fehlende Segment in die Hauptstange einfügen. Das geht noch recht leicht, da keine wesentliche Spannung auf dem Zelt ist. Und auch nicht vergessen: Die Hauptstange steht auf einem soliden Holzteller. Ansonsten könnte sie sich durch den eigentlich stabilen Planenboden bohren.

Die Diagonalstangen sind eingezogen

Als letztes innen die Stabilisierungsstange mit den Clips über dem Eingang einsetzen und maximal spreizen.

Die Stabilisierungsstange ist mit dem Plastikclip eingehängt. Alle Stangen müssen entrostet und neu lackiert werden, wie man hier deutlich sieht

Jetzt die Spannleinen nachziehen und alle Stangen optimal ausrichten. Die Eingangsstangen stehen, wie abgebildet, sehr schräg.

Die zweite Hälfte der „1.000“ Nägel, die für die Seitenleinen werden grob nach folgendem Schema abgespannt: Erst hinten die beiden links und rechts der Mitte, dann die beiden vorne, dann auf den Seiten jede zweite und dann die restlichen dazwischen. Dann noch mal die Eingangsleinen spannen. In windigen Gegenden sollte man pro Stange zwei Leinen anbringen, dann wird dieses Zelt zum Bunker.

Leinen, Leinen, Leinen …
… Leinen, Leinen! Man sieht dem Zelt förmlich an, dass es für richtiges Mistwetter konstruiert wurde

Jetzt hätte ich noch den Vorhang einzippen müssen und fertig. Das habe ich mir bei meinem Erstaufbau jedoch geschenkt. Auch Sonnensegel und Windschutz habe ich nicht angebracht. Die Sachen sahen alle Tip Top aus und es war daher keine Notwendigkeit. Wenn das Zelt jetzt auch noch so dicht ist, wie es sein muss, dann ist es perfekt!

Das Zelt dürfte ein Albatros Junior Typ l zu sein. Die Typen ll und lll besitzen am Eingang innen im Bereich der Stabilisierungsstange zusätzliche Aufstellstangen und dürften dadurch noch etwas stabiler sein.

Belüftung im Eingang, natürlich mit Moskitonetz …
… und im Schlafbereich sorgt für gutes Klima

ö… und große Fenster sorgen für einen guten Blick nach außenAnsonsten brauchen die Eisenstangen eine Entrostung und neuen Lack. An einer Stelle muss eine neue Schlaufe angebracht werden und die Leinen werde ich auch alle erneuern.

Die einzige wirkliche Reparaturstelle

Häringe waren reichlich dabei, sogar 18 Holzhäringe, 32 cm und 20 neue und 10 alte aus Metall, 22 cm, für den harten Aufbau im Sand und etliche Pins. Ich habe darüber hinaus mindestens noch ein Kilogramm verbogene und vermurkste Pins weggeworfen.

Ach ja, alleine aufbauen war überhaupt kein Problem.

Mit dem Zelt bin ich bis jetzt super zufrieden. Es ist nur für längere Campingaufenthalte gedacht und scheint dafür genau das Richtige zu sein. Ich freue mich auf seinen ersten Einsatz und den ultimativen Dichtigkeitstest. Insgesamt scheint es wirklich ein tolles Schnäppchen zu sein!

9 Antworten auf „De Waard Albatros Junior l – Burg mit 1.000 Nägeln“

  1. Wir haben unseren Albatros vor einigen Jahren schweren Herzens abgegeben, nachdem wir mindestens 40-50 Urlaubswochen mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern darin verbracht haben. Ob mehrtägiger Sturzregen am Bohinj-See in Slowenien, Wind in Orkanstärke am Shannon in Irland oder Kälteeinbruch in Skandinavien: Unser Albatros war stets der Hingucker auf den Wiesen in ganz Europa und hat uns NIE !! im Stich gelassen. Allerdings bedurfte er auch der Pflege und der sachgerechten Lagerung im Winter. Das Gewicht -zumal im feuchten Zustand- war natürlich nicht zu verachten, mit etwas Übung hatte man ihn aber ruckzuck faltenfrei stehen. Wir vermissen unseren Albatros und seinen Vorgänger „Kluut“ heute noch. Wie gesagt: Der Rolls Royce unter den Zelten und eine lohnende Investition!

  2. Das Nachfolgezelt ist ein VW-Caddy aus solidem Stahlblech, den ich derzeit als Mini-Camper für längere Reisen ausbaue. ;-(

    Gruß – Hartmut

  3. hallo hartmut,

    vielen Dank für die Info. Und ist das Nachfolge-Zelt erneut ein BW-Zelt?
    Gruß
    Andre

  4. Moin Andre,
    das Zelt hatte ich eine Woche im Einsatz und es hat sich, wie erwartet, bestens bewährt. Obwohl schon ein Oldtimer ein wirklich klasse Teil! Und dank BW war das Raumklima tatsächlich deutlich besser, als in einer Synthetik-Höhle. Längere CP-Aufenthalte, insbesondere mit intensiver Sonneneinstrahlung, dürften mit solchen Zelten erheblich komfortabler sein. Zumindest mein Eindruck.
    Allerdings war das Zelt für mich allein dann doch deutlich zu groß. Aber es fand am Ende meines CP-Aufenthalts noch auf dem Platz einen neue Besitzerin, die seine Vorzüge schnell erkannt hatte. Und sie wollte es unbedingt haben, als sie hörte, dass ich mich wieder davon trennen wollte. Da sie eine richtig nette war, überließ ich es ihr zu dem Selbstkosten(schnäppchen)preis, für den ich es selbst gekauft hatte. Glück gehabt. Also leider keine Folgeberichte zum Albatross mehr 🙁 .

    Gruß aus HL – Hartmut

  5. Hallo, interessanter Bericht. Gibt es denn mittlerweile einen Erfahrungsbericht vom Zelten mit dem de Waard?
    Gruß andré

  6. Hallo, habe grade Deinen Bericht gefunden und genossen, wir sind seit den 90er Jahren Besitzer eine Silbermöwe, und sind nicht einmal nass geworden, Du wirst sicher viel Spass mit dem kleinen Albatros haben!
    Gruß Gregor

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