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Claudia, meine langjährige Gefährtin auf vielen Touren und ich verfügen über etliche Benzin-, Gas-, Spiritus- oder Hobokocher. Die praktisch veranlagte Claudia hatte jedoch immer gern einen „Plan B“ für mögliche Wechselfälle des Lebens zur Hand. So auch für den Fall, dass der jeweils mitgenommene Kocher aus irgend einem Grund nicht mehr zur Verfügung steht. Denn auch das hatten wir schon erlebt.
Als Tüftler unseres Teams suchte ich eine Notlösung, die mit Spiritus nicht nur gut funktionieren sollte. Sie sollte auch einfach konstruiert und mit „Bordmitteln“ auch unter schwierigen Bedingungen leicht aus einfach zu beschaffendem Material umsetzbar sein. Ich fand sie in einem Forum, testete sie und war begeistert.
Es gibt jede Menge Bauvorschläge für Dosenkocher im Web. Viele hab ich getestet, die meisten waren schlicht Schrott! Entweder war die Heizleistung kümmerlich und/oder sie waren viel zu aufwendig zu fertigen. Manche werden zu Recht sagen: „Gähn! Noch’n Dosenkocher. Wie aufregend!“
Nicht so dieser. Den vorgestellten Entwurf fand ich irgendwo auf einer amerikanischen Website. Überraschender Weise funktionierte er auf Anhieb sehr zufriedenstellend und war sogar im ersten Versuch wirklich simpel zu fertigen. Bei einem Outdoortreffen habe ich das mal demonstriert. Es ist m.E. einer der besten ganz einfach zu fertigenden Dosenkocher und damit vor allem für richtige Notfälle geeignet.
Mit meinen Carbonfilz-Brennern kann er allerdings nicht mithalten. Die ziehe ich bei Nutzung im Trangia im Normalgebrauch sogar den bewährten original Trangia-Brennern vor! Sie sind quasi unkaputtbar, laufen nicht aus, brennen recht lange, lassen sich zum Löschen einfach ausblasen und haben eine wirklich ordentliche Heizleistung. Beim Selbstbau zuhause für die Tour würde ich ihn immer vorziehen!
Und warum habe ich diesen Alkoholbrenner „Butterkeks-Burner“ genannt? Ganz einfach. Der Rand des Brenneroberteils erinnerte mich an den Rand der bekannten Leibnitz-Butterkekse.

Die erwähnten „Bordmittel“ sind lediglich ein Schweizermesser mit Schere und ein längs gefalteter 20-Euro-Schein. Eine Bank-Card mir einer entsprechenden kleinen, schon vor der Tour angebrachten Markierung oberhalb des Chips (siehe kleiner schwarzer Pfeil) tut es auch. Als Material dient eine Alu-Getränkedose. Mehr braucht es nicht.
Alu-Dosen bekommt man sogar im Fjäll, Spiritus dort auch, und in vielen Geschäften anderswo. Ideal sind 0,5 Liter-Dosen. Sie funktionieren m.E. am besten. Gute Leistungsdaten bei gerade noch akzeptabler Standfestigkeit. Es müssen aber Alu-Dosen sein, denn nur Alu leitet genügend Wärme zum Verdampfen des Spiritus, Weißblech nicht.

Ob man eine Alu-Dose hat lässt sich leicht mit einem Magneten festellen, da er nicht auf Alu reagiert. In der obigen Abbildung ist der Kompass nach Norden ausgerichtet. Die Nadel zeigt jedoch zur linken Dose aus Weißblech. Die sind gar nicht immer so einfach von Alu-Dosen zu unterscheiden wenn man sie nur anschaut. Normalerweise sind Alu-Dosen für Getränke auch mit „AL“ gekennzeichnet.

Der Brenner besteht aus einem Ober- und einem Unterteil. Deren Schnittstellen werden zunächst mittels des Euroscheins o.ä. und der Messerklinge in den Dosenlack wie gezeigt angeritzt. Wie abgebildet jeweils vom oberen, bzw. unteren Knick in der Dosenwand.

Dann das Messer auf eine geeignete Unterlage (Bücher sind z.B. ideal, da „exakt einstellbar“, Outdoor leider oft nicht verfügbar). Dann die Dose drehen und den Schnittverlauf in den Lack ritzen.

Als nächstes wird der Deckel heraus getrennt. Die Klinge wie gezeigt ansetzen und nicht zu fest aufdrücken. Ich nutze die kleine Klinge, denn sie lässt sich besser kontrollieren. Die Dose solange mehrfach drehen bis der Deckel heraus genommen werden kann. Dabei stütze ich mich mit dem Daumen auf dem stabilen Bördelrand ab. Die Dose bitte nicht zu fest drücken und gefühlvoll arbeiten! Diese Arbeit erfordert Geduld, ist die langwierigste und m.E. kniffeligste da dies der stabilste Bereich der Dose ist..

So soll es dann aussehen. Die Schnittkante habe ich immer noch mit der Klinge sauber innen und außen entgratet. Wer zufällig Schmirgelpapier dabei hat verwendet dieses.

Erst jetzt wird die Dose geteilt. Aber noch nicht an den Schnittlinien da die Gefahr einer Verformung der Dosenwand zu groß ist. Mit der Klinge ein Loch ca. in der Mitte zwischen den beiden Schnittmarkierungen stechen, mit der Schere die Dose in zwei Teile trennen.

Als nächstes 0,3 bis 0,5 cm neben den Schnittlinien das überflüssige Wandmaterial an beiden Teilen mit der Schere abschneiden. Der nur noch schmale Streifen ermöglicht jetzt ein recht sauberes Arbeiten. Zum Schneiden tun es eine Nagel- oder Verbandsschere es zur Not auch. Allerdings, ein Leben ohne Schweizer Messer ist möglich, aber …

Jetzt kann man sauber die letzten Schnitte machen …

… und natürlich auch wieder die Schnittkanten durch Schaben mit der Klinge innen und außen entgraten. Die Finger werden es möglichweise später danken.

So sollen die beiden Teile jetzt aussehen. Die senkrechten Wandflächen beider Teile sind exakt gleich breit.

Der nächste Arbeitsschritt ist wichtig für das spätere gute Funktionieren des Brenners. Die Kanäle für die Jets werden in die Wandung des Oberteils gedrückt. Wichtig, oben sollten sie sehr klein sein, unten kräftig ausgeprägt. Zunächst lieber verhalten arbeiten! Wenn die Flammen beim ersten Test zu klein sind kann man problemlos nacharbeiten!
Wie bekommt man die möglichst gleichmäßigen Abstände der Bögen hin? Ich habe einfach zwei Finger innen ins Oberteil gelegt und jeden Jet zwischen die Finger in die Wandung gedrückt. Dann immer einen weiter. Bei mir kam das recht genau hin.

Fertiges Unter- und Oberteil des Brenners. Durch die leicht konische Form lässt sich das Oberteil recht gut ins Unterteil stecken.
Hier sieht man nun sehr gut, warum ich ihn „Butterkeks-Burner“ getauft habe.

Oberteil in das Unterteil eingeschoben.

Diese Jet-Öffnungen sind für meinen Geschmack noch einen winzig kleinen Tick zu groß.

Zur Sicherheit habe ich immer noch an den Kontaktstellen oben den Lack abgekratzt. Sonst könnte die Hitze beide Brennerteile schon beim ersten Brennertest unlösbar verkleben. Mit Nachjustieren der Jets z.B. wär’s dann nichts mehr.
Ansonsten müssten sich beide Teile mit einer gefühlvollen Dreh-Zugbewegung gut voneinander trennen lassen.

Ich habe immer ein kleines Stück wasserfestes Schmirgelpapier auch für andere Zwecke dabei. Abschmirgeln geht leichter als Abkratzen.

Im Gebrauch ist der Brenner oben durch den Topfboden verschlossen. Zur Vermeidung von Überdruck wird noch ein kleines Loch am oberen Rand ins Blech gestochen.

Zwar etwas ungleichmäßige Jets aber m.E. im Rahmen der Toleranz. Die recht blauen Flammen lassen erkennen, dass er gut Hitze entwickelt.

Der Brenner schon kurz nach dem Anzünden. Jetzt einfach den Topf drauf stellen.
Wie funktioniert der Brenner?
Nach dem Anzünden ist der Brenner in nur wenigen Sekunden auf Betriebstemperatur. Topf oder Pfanne werden direkt auf den Brenner gestellt und verschließen diesen oben. Durch die heiße Brennerwand wird im Innern der Spiritus verdampft. Der Spiritusdampf steigt über die Jet-Kanäle auf, tritt aus und brennt als Flammenkranz unter dem Topfboden.
Der Brenner sollte max. zu ¾ mit Spiritus gefüllt werden. So erreicht er noch relativ schnell Betriebstemperatur.
Was sind die Vorteile des Brenners?
- Er kostet nur das Dosenpfand oder sogar nichts.
- Ist in ca. 20 Minuten mit einfachen Mitteln herzustellen.
- Er funktioniert sicher, und heizt gut und m.E. relativ sparsam.
- Ein Topfständer wird nicht benötigt.
- Er rußt kaum.
- Nicht benötigter Spiritus kann nach Erkalten des Brenners in die Brennstoffflasche zurück geschüttet werden.
- Mit ca. 10 g ist er sehr leicht.

So sollte es aussehen, wenn der Topf drauf steht. Die Flammen verteilen gleichmäßig ihre Energie. Man erkennt die kleinen Öffnungen der Jet-Kanäle.

In Dunkelheit erkennt man dies besser. Nicht das wackelfesteste Setup, dafür ist aber eben kein extra Potstand erforderlich. Baut man den Brenner zuhause kann man mit hitzebeständigem Kleber (z.B. Firefix von OBI) z.B. einen Cremedosendeckel unter den Brenner kleben. Die Standfestigkeit wird dadurch etwas verbessert. Zuhause baue ich jedoch gleich lieber Carbonfilz-Brenner.
Meine Brenner brannten sauber und rußten übrigens erstaunlich wenig.

Zum Löschen und zum Transport des Brenners habe ich gern sauber abgeschnittene Böden von PET-Flaschen genutzt. Das ist nicht ganz ohne. Sie müssen zunächst beherzt übergestülpt werden. Ist man zu langsam oder ist der Luftabschluss nicht ausreichend schrumpfen die Dinger. Daher muss der Unterboden einen luftdichten Verschluss ermöglichen. Ich habe die Dinger nur bei sandigem Untergrund genutzt.
Sobald der Kochvorgang beendet ist lösche ich die Flammen, warte bis der Brenner abgekühlt ist und fülle ggf. Spiritusreste zurück in die Flasche. Unbedingt prüfen ob der Brenner wirklich gelöscht und kalt ist! Bei Sonnenschein sieht man die Flammen nicht.

Danach stelle ich wie abgebildet das Oberteil ins Unterteil und zünde ggf. noch vorhandene Spiritusreste an und verbrenne sie. So vermeide ich störenden Geruch und Geschmack im Kochequipment.
Wie bereits gesagt, der Brenner ist für Notfälle gedacht! Er funktioniert zwar gut, hat aber Defizite, die man beachten sollte.
Das Manko sind seine kleine Standflächen für den Brenner an sich und den Topf oben auf dem Brenner. Mit äußerster Vorsicht kochen ist somit ein Muss!
Wie beim Trangia-Brenner plätschert der Spiritus frei im Brenner. Doch anders als beim Trangia ist er jedoch nicht standsicher in ein Gehäuse eingehängt. Kippt er um läuft der brennende Spiritus aus. Sofern man den Brenner zuhause baut könnte es sich lohnen etwas wegen des Auslaufschutzes zu experimentieren und den Innenraum fest mit Carbonfilz, Glas- oder Mineralwolle füllen und testen. Man sollte den Brenner also immer nur auf einem geeigneten Untergrund betreiben und niemals! im Zelt oder ihn gar unbeaufsichtigt lassen. Auch Kinder sollten nicht mit ihm hantieren.
Ich habe den Brenner immer auf glattem, felsigem Untergrund oder festen Kiesflächen genutzt und keine Probleme gehabt.
Einfach mal testen! Es könnte sich lohnen. Kostet nur das Pfand für die Dose und etwas Zeit.
Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass Nachbau und Betrieb in jeder Hinsicht auf eigene Gefahr erfolgen! Ich hafte für keinerlei eventuell daraus entstehende oder entstandene Schäden!