Südtour 2022 – Griechenland – Sonntags nie!

Melina Mercouris Lied „Ta Paidia Tou Piraia“ über das Mädchen aus Piräus gehört zu meiner Griechlandprägung wie Akropolis, Alexis Sorbas, Wein und Homer. Niemand sang es wie sie!
Griechenland! Noch nie war ich dort, obwohl ich es immer wollte. Es hatte sich irgendwie nie ergeben, blieb aber ein Sehnsuchtsort seit ich die Bilder der antiken Stätten in meinen Schulbüchern sah! Dort wollte ich hin.
Prinzipiell will ich in genau so ungezwungener Weise reisen, wie die Wochen zuvor in Italien. Das Ganze würde aber sicherlich einen noch etwas touristischeren Anstrich erhalten. Größere Städte an sich sind für mich dabei von wenig Interesse. So unterschiedlich sie vielleicht sein mögen, so gleichen sie sich im Grunde doch alle: Menschenmassen, Beton, Lärm, schlechte Luft, Hektik.
Menschen im Land, Landschaften, regionale Köstlichkeiten und antike Stätten locken mich einfach mehr! So stehen hoffentlich viele Begegnungen, natürlich die Akropolis mit dem unvermeidlichen Athen drum herum, Delphi, Epidauros und etliche andere antike Stätten auf der Peleponnes mit ihren herrlichen Stränden auf der Agenda. Überhaupt sollte dort der Schwerpunkt meines Umherstreifens liegen.
Jetzt rauscht gerade die Fähre nach Patras durch das Meer, ich bestaune das kosmische Geglitzer über mir und setze mein Reisetagebuch fort.

Fähre Bari – Patras

Die Fahrt nach Bari war unspektakulär. Etwas schwieriger ist es, zum Hafen für die Griechenlandfähre zu kommen, denn es gibt nur einen öffentlichen Zugang und den muss man halt kennen: Varco Della Vittoria – Porto di Bari! Ich fand ihn nach eine Ehrenrunde durch die Stadt. Von dort sind es dann im Hafengelände gute 2 – 3 Kilometer bis zum Embarco Grecia. Im großen Terminal dort gab es dann das Ticket nach Patras und ich konnte gleich einschiffen.

Ich hatte Camping an Bord gebucht, denn eigentlich ist es Unfug mit einem Camper auf eine Fähre zu rollen und dann in einer Kabine zu nächtigen. Leider bieten nicht alle Fährlinien derartiges an. Doch Vorsicht! Früh morgens beobachtete ich vom Oberdeck den Sonnenaufgang und als ich wieder in die Heia wollte, war die Tür zum Fahrzeugdeck geschlossen und sollte wohl auch erst gegen 9 Uhr wieder geöffnet werden.
Na gut, Zeit also für ein Frühstück in der Truckers Lounge. Als ich dann wieder am Fahrzeug war und dort eine Weile an einigen Dingen herum genestelt hatte, vermisste ich plötzlich meine Umhängetasche mit allen wichtigen Dingen. Merde! Mir lief es kalt runter. Wieder nach oben geflitzt, die Tasche war nicht mehr am Platz. Ich glaube, es bedarf keiner ausgeprägten Phantasie sich vorzustellen, was mir so alles blitzartig durch den Kopf ging!
Einer der Kellner riet mir zur Rezeption zu gehen. Es war mein Tag! Da stand das gute Stück und mir fielen ganze Gebirge von der Seele! Es fehlte nichts. Was für ein Riesenschwein gehabt. Das wird mir garantiert nicht wieder passieren. Hier ein großer Dank den unbekannten und ehrlichen Findern.

In Patras Autofahren ist nicht schwierig. Wie in Italien viele Kreisverkehre, allerdings deutlich mehr Ampeln. Aber eins stach mir auf der Fahrt zum C-Platz im Vergleich zu Italien förmlich sofort ins Auge: Die Griechen halten Ordnung! Sie lassen ihr Lebensumfeld – zumindest was ich bis jetzt sah – nicht verkommen, wie ich es so vielfach in Italien feststellen musste. Die Häuser sind gepflegt, die Straßen in ordentlichem Zustand und nirgendwo wird, nicht einmal in kleinen Mengen, Hausmüll einfach wild entsorgt. Was für ein Kontrast – empfinde ich als Griechenland-Neuling. Mal sehen, ob es so bleibt. Die Menschen allerdings, hier wie dort, scheinen gleichermaßen freundlich und aufgeschlossen.

Ich habe mich, zudem heute Ostersonntag ist, entschlossen erst einmal anzukommen und daher 2 Tage bei Camping Tsolis, ca. 20 Kilometer östlich Patras, eingecheckt. Ich finde, ein schöner Platz mit guten Sanitäranlagen und Schattenplätzen. Durch die geöffnete Heckklappe oder das Heckfenster schaue ich unter Pinienzweigen hindurch über den Golf von Korinth direkt auf das gegenüber liegende Festland. Gibt es Besseres?

Der Abschied von Camping Tsolis fiel mir dann auch nicht leicht. Es war so angenehm dort, auf der hohen Terasse unter den schattigen Pinien, mit dem Blick über das Meer zum Festland hinüber und dem ständigen, erfrischenden Windhauch. Da sah ich gern über die jetzt in der Nebensaison laufenden Renovierungsarbeiten an manchen Stellen hinweg. Beim Auschecken noch eine nette Überraschung: Für mich mit Camper und ohne Strom kostete die Nacht nur 13 €!

Zunächst ging es zurück nach Patras. Kurz vor der Stadt noch im Lidl eingekauft. Heute Abend gibt es schlichten Salat mit Tunfisch.
Für die Brücke zum Festland ist ein deftiger Zoll von rund 13 €! fällig. Wow! Von der Brücke sehe ich, dass unten auch noch Fähren fahren. Ob die wohl günstiger gewesen wären? (Edit: Ja, sind sie!) Egal …

Delphi

Weiter geht’s auf der Küstenstraße Richtung Itea. Mein erster Eindruck von vor einigen Tagen bestätigt sich. Die Straßen sind bis Delphi in einem guten bis sehr guten Zustand, die Beschilderung ist übersichtlich und vollkommen ausreichend. Vor allem aber liegt nirgendwo Stapelweise wild entsorgter Müll und Dreck an den Straßenrändern. Der Verkehr läuft bis jetzt sehr entspannt. Kein Gedrängel und kein hastiges Gehupe. Da scheinen die Griechen recht entspannt zu sein.

Die Küstenstraße ist herrlich zu fahren. Meist rolle ich mit 50 oder 60 km/h dahin und es gibt viele Aussichtspunkte zum Anhalten. Es lohnt absolut, dies auch zu tun. Immer wieder gibts phantastische Panoramen entlang der Küstenlinie und über den Golf hinüber zur Peleponnes. Ich konnte mich gar nicht satt sehen. Auch kleine Abstecher hinunter zu den Dörfern, die direkt an Wasser liegen lohnen sich.

Und welch Kontrast! Bereits jetzt, gegen Ende April, beginnt die Hitze auf Meereshöhe für mich bereits unangenehm zu werden. Auf den hohen Gipfeln der Peloponnes und dem wuchtigen Stock des Parnass liegen dagegen noch riesige Schneefelder. Überhaupt, ich hatte nicht gedacht das es auf der Peloponnes derartig alpine Gipfel gibt.

Kurz vor Itea biege ich ab Richtung Delphi. Durch endlose Olivenhaine geht es langsam hinauf. Die heutige Olive soll von hier kommen. Die ersten Griechen dieser Gegend sollen sie vor langer Zeit genau hier kultiviert und gezüchtet haben.

Ich hatte mich entschlossen zwei Nächte bei Camping Delphi zu stehen und den zweiten Tag zur Besichtigung Delphis zu nutzen. Ich hatte mich natürlich entsprechend informiert und dieser Platz hatte eindeutig die besten Referenzen, insbesondere fährt morgens von dort ein Bus zum historischen Gelände.
Und tatsächlich, die Lage des Platzes ist, wie beschrieben, wirklich eine Klasse für sich! Er befindet sich etwas unterhalb der Ortschaft, direkt am Hang und von etlichen Stellplätzen schaut man weit hinaus ins weite Tal mit seinen mattgrünen Olivenhainen, über das blaue Meer bis zu den grauen, schneebekrönten Gipfeln der Peleponnes hinüber. Bei der Hitze (immerhin 25° C im Schatten) geht ein leichter, äußerst angenehmer Luftzug, bei dem ich gerade in meiner Hängematte schaukle und diesen Bericht ins Gerät hacke.
Es gibt einen brauchbaren Kiosk, ein offenbar ordentliches, kleines Restaurant mit zivilen Preisen und richtig tolle Sanitärräume. Ich bin happy und beschäftige mich gleich erst einmal mit intensivstem Nichtstun! Und das mit absoluter Hingabe …

Es war schon ein besonderer Abend auf meinem Standplatz bei Camping Delphi. Die Sonne ging hinter den Bergen unter, strahlte aber noch die schneebedeckten Bergspitzen der Peleponnes an, die regelrecht in einem transparenten Orange aufflammten. Dann sank sie weiter und über den Bergen der Festlandseite entstand eine Aura, die von strahlend orange in das satte tiefblau des Nachthimmels überging. Später glitzerten dann die flimmernden Lichter tief unten im Tal in der Dunkelheit und Venus stand am Himmel. Eine großartige Inszenierung!

Welche Enttäuschung! Das Orakel hatte keine Zeit für mich. Man warte derzeit auf Wladimir Putin!

Der Bus war landesunüblich zu früh und rauschte vor meiner Nase am C-Platz vorbei. Was tun?
Es war noch früh und kühl und ich beschloss den „Ancient Footpath“ zu gehen. Der ist nicht schwierig zu bewältigen, aber es geht so richtig hinauf. Wenn man dann, wie ich, noch ein Ersatzteillager in der Brust hat (künstliche und Spenderherzklappe und 10 cm Aorta aus Goretex), dann hat man schon gut zu tun. Die erforderlichen Pausen spendierten mir dafür aber unvergleichliche Ausblicke ins Land. Richtig fies wurde es erst, als die Sonne zunehmend begann, den Hang durchzuheizen. Zum Glück war ich da bereits fast oben. Also, wenn überhaupt, dann nur ganz früh in der Morgenkühle von Camping Delphi aufsteigen.
Gleich oben ist ein Straßenlokal und ich bestellte ein große Flasche „sparkling“ Water mit Eis. Die überlebte ca. 10 Minuten!

Entlang der Straße ist es dann nicht mehr weit. Am Neubau des Museums vorbei erreichte ich den Eingang des Geländes. Die 12 € Eintritt erscheinen mir angemessen, denn sie beinhalten alle Sehenswürdigkeiten des Gesamtkomplexes. Erstaunt war ich über den Andrang. Busse kamen und fuhren, spuckten Schwärme von organisierten Touris aus.
Die Kultstätte ist mit all ihren sehenswerten Dingen über den Hang verteilt. Hat man den antiken Eingangsbereich passiert, geht es auf der „Heiligen Strasse“ in Windungen über Treppen und holperige Rampen bergauf. Links und rechts die sog. Schatzhäuser der verschiedenen Polis. Der Weg führt hinauf bis zum Theater und, so man möchte, sogar zum Stadion.

Dieser Ort stand einst für Macht und den Einfluss, der über das Orakel ausgeübt wurde. Er muss außerordentlich prächtig gewesen sein. Die für die Bauten aufgewandte Sorgfalt lässt den Betrachter heute noch erstaunen.

Mein Fazit:
Delphi besuchen? Unbedingt, aber nur in den Nebensaisons! In der Hauptsaison dürfte der Teufel los sein, mal abgesehen von unerträglicher Hitze.
Wann auf keinen Fall besuchen? Wenn es regnet. Die abgelatschten Steine des Weges dürften dann derart glatt sein, das man auch mit Wanderschuhen Schwierigkeiten bekommt.
Für Menschen mit schweren Atem-, Herz-Kreislauf und Bewegungshandicaps halte ich den archäologischen Park nicht für geeignet.
Ansonsten: Grandios!

Akropolis

Kurz vor 9 Uhr nahm ich Abschied von Delphi. Was ich nicht wusste, es war offenkundig Überraschungstag. Die erste und gleich erfreuliche beim Auschecken: Die Nacht auf diesem schönen C-Platz kostete mich nur 13,50 € ohne Strom.
Zunächst ging’s den langen Jammer vom C-Platz nach Delphi hinauf, also den Weg, den ich gestern herunter nahm und hinter Delphi ging es dann die E048 nur hinauf in eine stark strukturierte Bergwelt bis um 1.000 Meter, dann wieder hinunter mit langsam kleiner werdenden Aufs und Abs bis Athen. An den Straßen ist nichts zu meckern und links und rechts gibts ja auch reichlich zu sehen. Es rollte sich einfach wieder herrlich.

Athen ist, wie nicht anders zu erwarten, ein Moloch! Hinein ging es auf teilweise achtspurigen Straßen. Richtig haarig wurde es jedoch, als Maps mich durch die engen Wohnviertel zum Stellplatz führte. Ich behaupte mal mutig, als Solo-Fahrer ohne Navi hätte ich keine Chance gehabt. Selbst damit musste ich mich hüten, auch nur einmal falsch abzubiegen.
Der Stellplatz ist allerdings schlicht genial (ein Tipp von @Reisebig aus hochdachkombi.de). Man steigt aus und sieht hoch über sich die Akropolis auf ihrem Felsen. Um hinauf zu kommen braucht man nur die Strasse queren. Weniger toll ist die Gebühr von 30 € für die Nacht. Das war die zweite Überraschung. Ich blieb trotzdem, denn die Akropolis wird nachts angestrahlt und soll dann ein echter Hingucker sein.

An der Kasse zur Akropolis die dritte Überraschung. Das Ticket kostet 20 €! Als ich auch wegen des Lifts frage, weil ich laut meines Schwerbehindertenausweises „severely disabled“ sei, verweigerte hübsche Ticket-Lady plötzlich entschieden und keinen Widerspruch duldend die Annahme der 20 € und gab mir das Ticket für 0 €.

Dann wurde ich förmlich an eine jungen Frau übergeben die per Funk eine ganze Staffette weiterer Leute in Bewegung setzte die mich dann von Station zu Station bis zum Fahrstuhl geleiteten. Dann im Fahrstuhl mit einer tollen Sicht auf Athen langsam den Felsen hinauf. Wow!
Oben gibt es dann einen breiten, betonierten Weg, der für Rolli-Fahrer gut geeignet sein dürfte und von dem aus alles Wichtige angeschaut werden kann. Für Kinderwagen u.ä. ist das natürlich auch nichts zumal der Fahrstuhl dafür nicht angeboten wird.

Die letzte Frage ist inzwischen glaubhaft beantwortet. Jemand hat mit eigenen Augen gesehen, wie ein Rolli-Fahrer in seinem Fahrzeug von vier Männern zum Fahrstuhl hoch getragen wurde. In Deutschland m.E. undenkbar!
Mein erster Eindruck ist, gegenüber Menschen mit Handicap ist man hier sehr fürsorglich! Dass ich statt 20 €uronen plötzlich nichts mehr zahlen sollte, hat mich ehrlich gesagt umgehaun. Auf dem Weg zum Fahrstuhl war auch immer eine Begleitung dabei und ich wurde richtiggehend übergeben. Mönsch, hab ich mich da gebrechlich gefühlt!

Ich machte meinen Rundgang und kam mal wieder aus dem Staunen nicht heraus. Unsere Altvorderen waren schon Könner und Macher! Ein paar Impressionen davon. Einen Reiseführer will ich ja auch gar nicht ersetzen, die können das besser.

Eigentlich ist das Felsenplateau auch erstens ein Riesenlagerplatz für jede Menge bearbeiteten Marmors, der wieder an seinen ermittelten Platz verbaut werden soll, oder dessen ehemaliger Platz erst ermittelt werden muss. Zweitens ist es eine einzige große Baustelle, auf der man eine bestmögliche Rekonstruktion der Akropolis versucht.

Während es unten im Tal mit gut über 30° C brütete war es oben angenehm, denn ein erfrischender Wind wehte. Es ist wirklich kein Witz, mit dem Wind wehte von irgendwo her ein geradezu betörend leckerer, feiner Duft nach gebratenem Fisch auf den heiligen Felsen. Den hätte ich eigenartiger Weise in diesem Moment auch gern gehabt. Erfreulicherweise gab es oben an einigen Stellen zumindest Trinkwasser.

Irgendwann hatte ich eine derartige Flut an Eindrücken aufgesogen, dass es reichte. Ich machte mich auf den Rückweg durch die Propyläen und war erstaunt, wie steil es über die von vielen Schuhen teilweise glatt geschliffenen Marmorstufen hinab ging.
Schööön vorsichtig dachte ich noch und verhielt mich auch so. Doch ausgerechnet bei der letzten Stufe ließ meine Aufmerksamkeit wohl etwas nach und die vierte Überraschung traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die Schwerkraft nahm sich meiner in besonderer Weise an. Ich schlug auf, wie ein Mann meiner Gewichtsklasse halt aufschlägt. Wuchtig! Die Akropolis erbebte vermutlich kurz! Dank der vor Jahren zum Reflex trainierten Fallschule konnte ich den Sturz mit den Unterarmen noch einigermaßen brauchbar abfangen.
Ich hatte das Geschehen noch gar nicht richtig realisiert, da hatten sich schon ein wild durcheinander plappernder Schwarm Helfer auf mich gestürzt. Wie ich später von ihnen erfuhr, eine argentinische Großfamilie auf Urlaub in Europa. Ich solle unbedingt flach liegen bleiben, ich solle möglichst ruhig atmen, hinsetzen solle ich mich und und dann wieder auf keinen Fall, jemand schob mir Hände unter die Achseln um mich hoch zu ziehen. Es fehlte nur noch jemand hätte gerufen: „Wir brauchen heißes Wasser und saubere Tücher!“ Hiiilfeee, wer rettet mich vor so vielen gut meinenden Rettern!?
Außer einer Stauchung im rechten Fuss hatte ich mir offenkundig nichts getan. Großes Glück! Schließlich reichte mir der alte Clan-Chef mit würdigem weißen Bart seine Hand und zog mich einfach hoch. Dem war das gut gemeinte, aber wild-wirre Treiben wohl einfach zuviel geworden. Später sahen wir uns noch einmal, machten ein wenig Small-Talk und natürlich das unvermeidliche Selfie – obwohl ich diese Dinger immer noch saublöd finde. Ich war ihnen wirklich dankbar!

Zum Schluss das Schmuckstück meiner Fotos von der Akropolis. Aufgenommen vom Standplatz meines Mini-Campers.

Peloponnes – Epidauros

Wieder auf der Peloponnes. Endlich, möchte ich fast sagen. Hier fühlte ich mich sofort wohler, als im Großstadtrummel Athens. Eigentlich wollte ich erst einmal 2 – 3 Nächte an einem schönen, ruhigen Stellplatz bleiben und steuerte daher Siderona an. Das liegt noch recht nahe an Korinth. Der Stellplatz an dem Meeresfrüchte-Restaurant war auch durchaus schön gelegen, doch das Restaurant leider geschlossen und es war äußerst windig. So entschloss ich mich, am nächsten Tag nach Epidauros weiter zu fahren.
Über die Fahrt selbst gibt es kaum Wesentliches zu berichten. Sie war wie inzwischen üblich. Auf einer traumhaft schön gelegenen Küstenstraße, selbige gut in Schuss, mit vielen Aussichtspunkten. An den Aussichtspunkten stehen übrigens oft Müllcontainer, so dass ich auch keine Probleme mit der Entsorgung hatte.

Das berühmte Theater liegt einige Kilometer landein. In Epidauros gibt es tatsächlich auch noch eines, aber nur ein sehr kleines. Am Theater gibt es einen richtig großen Parkplatz, teils mit schattigen Stellplätzen unter Bäumen. Notfalls kann man dort auch über Nacht stehen, sofern man nicht gerade seine Campingmöbel auspackt.
Am Ticketschalter will ich es dann endlich ganz genau wissen. Wieder zeige ich meinen Schwerbehindertenausweis und wieder wurden aus 12 € null € . Griechenland tut offenkundig einiges für Menschen mit Handicap. Ich werde da inzwischen schon etwas nachdenklich …
Bis zum Theater sind es dann vielleicht 200 Meter. Am Schluss zwei kleine Treppchen noch und ich bin angekommen. Von hinter der Orchestra öffnet sich plötzlich der Blick in dieses gigantische Freilichttheater. Wie groß es tatsächlich ist nimmt man dann erst so richtig wahr, wenn man dann von einer der Seiten die kreisrunde Bühne betritt. Ich muss schon ein Stück weit dämlich ausgesehen haben, wie ich dort so staunend mit offenem Mund stand. Immerhin 14.000! Personen fanden Platz. Fast genau so interessant ist der Grund, warum es an diesem relativ abgeschiedenen Ort erbaut wurde. Hier war der Ort, an dem Heilung Suchende aus ganz Griechenland Hilfe erhofftenen und der für außergewöhnliche Heilerfolge berühmt war. Das Theater diente dabei einfach nur der Unterhaltung dieser offenkundig vielen Patienten. Man kann sich also vorstellen, was für ein Großklinikum sich an diesem Ort befand.
Die Sitzreihen sind richtig gut erhalten und noch heute finden hier immer wieder Aufführungen statt. Das Verona der Peloponnes!

Immer wieder wird das bekannte Klatschexperiment durchgeführt und ich sehe erstaunte Gesichter, wenn von oben per Smartphone die Bestätigung kommt, dass es tatsächlich funktioniert. Ich bin nicht bis in den letzten Rang hinaufgestiegen. Das wollte ich meinem angeschlagenen Fuß nun doch noch nicht antun.
Ich denke, die griechischen Architekten wollten für die Ewigkeit bauen und suchten Perfektion, auch wenn es für eine derartige Absicht wohl keine Quellen gibt. Das gelang ihnen. Manch zeitgenössischer „Architekt“ ist ja schon froh, wenn er nicht sein eigenes „Werk“ überlebt!

Und natürlich schaute ich mir wieder das Museum an. Maske und Impfzertifikat sind, wie an allen vergleichbaren Einrichtungen in Griechenland, übrigens Pflicht. Murren darüber gibt es nirgends.

Ich wollte gerade wieder ins Auto steigen, als ein fürchterliches Aufjaulen zu hören war. Ein Hund hatte vor einem der Fahrzeuge ein Schläfchen gemacht und die Fahrerin ihn beim Einsteigen nicht bemerkt. Sie fuhr los. Großes Schmerzgeheule, großes Entsetzen rundum! Aber der Hund kam wohl gerade noch mal davon.

Ich steuerte Camping Verdelis, nahe Epidauros an. Hier wollte ich 2 – 3 Tage verbringen, denn in der Beschreibung in park4night stand u.a.: familiär, Bäume, direkt am Meer, saubere Sanitär (na ja, etwas altertümlich).
Als ich ankam, wurde ich gleich von der freundlichen Chefin empfangen, Griechin durch und durch! Meinen Platz konnte ich mir aussuchen, ohne Strom, eine Person und mit Camper 12 €. Absolut fairer Preis!. Meine Kriterien für meinen Stellplatz: hängemattenfreundlich, in der Nähe keine Nachtbeleuchtung, Meerblick und eben. Ich war glücklich und zufrieden. Es ist so einfach, mich glücklich zu machen!

Ich lag kaum in meiner Hammock, da kam der Chef vorbei und brachte mir einen Schwung Orangen, frisch vom Baum. Kurz zuvor hatte ich bei ihm noch an seinem Verkaufsstand oben an der Hauptstrasse etliche für nur wenige Cent erstanden. Nun hatte er wohl meinen Wagen wieder erkannt und tat mir Gutes. Er habe genug davon, meinte er lachend und verschwand wieder. Die Dinger, gerade die kleineren, haben richtig Saft und schmecken phantastisch. Sind halt am Baum gereift.

Das Restaurant macht leider erst am Montag auf, doch ich bin gut versorgt. Heute abend gibt es erst einmal satt von der superleckeren, vorgekochten Suppe. Und dann? Schaun mer mal …

Mykene

Nach dem Tag der Arbeit erst einmal ein Regentag. Die Natur hier brauchts, es ist sehr erfrischend und Gelegenheit, sich mal wieder um diverse Kleinigkeiten zu kümmern. So musste der Wasservorrat aufgefüllt, das Solarpanel von Saharastaub und anderem gereinigt und natürlich geschaut werden, wie es auf der Peleponnes denn weiter geht.
Zum einfach etwas abhängen ist Camping Verdelis in Epidauros ideal. Er ist etwas altertümlich, die Sanitäreinrichtungen sind nicht die neuesten aber alles ist sauber. Ich fühle mich hier jedenfalls wohl.
Mein nächstes Ziel wird das antike Mykene, griechisch Mykines, sein. Einmal durch das Löwentor gehen – auch zu Schulzeiten schon ein Wunsch. Bei Mykene gibt es wohl auch wieder einen dieser familiären C-Plätze, die ich so mag. Die weitere Tour soll mich dann über die Mani die Westküste hochführen und mit noch ein paar Tagen in Ionnion Beach Camping nahe Patras auf die Fähre warten lassen. Von dort geht es dann über Ancona zurück. Doch soweit ist es noch nicht!
Tja und jetzt ist schon wieder Abfahrtstag. So gegen 8 Uhr werde ich wach und denke sch…egal, drehe mich um und hänge noch ein Stündchen dran. Vorher noch die Elektroohren eingeschraubt, wegen des herrlich entspannenden Rauschens der Wellen. So langsam akzeptiere ich den anderen Rhythmus, begreife auch innerlich, dass mich tatsächlich nichts treibt. Also, irgendwann mich fertig gemacht, ordentlich Frühstück genossen, mich bei den netten Betreibern verabschiedet und af von Hoff.

Bis Mykene ist es nicht sehr weit und die Straßen sind wieder bestens. Zwischendurch mal gecheckt, wie die Batterie über Solar denn nach der Reinigung so lädt. Satte 6 A fließen hinein. Ich bins zufrieden. Vor der Reinigung waren es knapp 3 A. Bis jetzt geht mein Konzept, zumindest hier im Süden, ohne Laden über Lichtmaschine auszukommen, problemlos auf. Landstrom brauchte ich noch nicht und diese Ersparnis summiert sich inzwischen ganz gut.
Das moderne Mykene ist ein kleines Dorf. Man fährt durch und ist nach ein paar Minuten am Parkplatz der historischen Stätte. Der war schon recht voll, u.a. mit vielen Bussen. In der Hauptsaison dürfte es wohl schwer werden, einen Platz zu finden. Auch an der Strasse standen ein paar hundert Meter Fahrzeuge. Eigentlich geht schon jetzt nichts mehr.

Ich bekomme wieder ein Null-€-Ticket und gehe zunächst ins Museum. Die goldene Maske, wohl vermutlich nicht von Agamemnon und trotzdem schön, wunderbare Keramiken, Waffen aus Bronze und Eisen, Schmuck und vieles mehr. Vor allem interessant ist aber das sehr schöne Modell der Stadt.

Dann ziehe ich los in die Stadt. Es geht einige Meter hinauf und der Weg bietet einen weiten Blick in die Landschaft, bis hinunter ans Meer. Leider ist es recht dunstig. Bei klarem Wetter muss die Aussicht phänomenal sein. Wer hier oben saß, der hatte alles im Blick und kontrollierte das Geschehen weitum.
Das Highlight ist natürlich das Löwentor! Das Ding ist einfach beeindruckend in seiner Wuchtigkeit aber irgendwie verkörpert es auch eine gewisse Eleganz. Im Kriegsfall durch dieses Tor in die Stadt zu gelangen dürfte kaum möglich gewesen sein. Über etliche Meter würde man von den Zyklopenmauern links und rechts und am Tor eingedeckt.

In den anderen von mir besuchten Stätten konnte man oft auf die Bestimmung eines Raumes, oder ob es überhaupt einer ist, schließen. In Mykene ist das nicht mehr so einfach möglich und das ist vermutlich darauf zurück zu führen, dass es ein paar tausend Jahre älter als die anderen Orte ist. Auf jeden Fall war es ein spannender Rundgang.

Schließlich kehrte ich bei Camping Atreus ein. Wieder so ein kleiner, familiengeführter Platz. Ein Stück weit unperfekt, aber vollkommen ok. Ich mag diese Art Plätze. Für 10 € die Nacht komme ich unter, natürlich wieder ohne Strom!
Als ich den Chef fragte, wo ich denn Olivenöl kaufen könne, schaute der mich nur verständnislos an. Ich könne mir doch bei jedem Bauern einfach einen Liter für 6 € zapfen lassen, beste Qualität. Als ich ihm sagte, ich brauche nur maximal einen halben Liter lachte er und ich musste mitkommen. Dann zapfte er mir für 2,50 € einen halben Liter grünliches Öl aus einem blitzenden Edelstahltank ab. Seine eigene Pressung aus eigener Ernte, wie er mir augenzwinkernd sagte. Es sei das allerbeste. Ich glaube ihm aufs Wort!
Ich habe freie Platzwahl. Es gibt viele schöne Stellplätze, zum Großteil von altem Baumbestand beschattet. Chillen ist angesagt!   .

Das schöne am Camping Atreus ist auch, dass er schön nahe zu einer kleinen Taverne namens „Alcion“ liegt. Aus dem Eingang Richtung Ort, nach ca. 100 Meter auf der rechten Seite.
Aperitiv: Ouzo, Vorspeise: Tsaziki („2,50 €), Hauptgang: Schweinesteak mit Fritten (6 €) und dazu griechisches Bier. Die Fritten schaffte ich nicht mehr ganz …
Der Ouzo war von ausgezeichneter Qualität, das Tsaziki hatte eine Knoblauchschärfe im Abgang, die jeden Knobi-Fan zu Lobgesängen veranlasst hätte und das Schweinesteak war eigentlich ein Riesenkotelett. Wow, aber was für eins! Wie kriegen die Griechen das bloß hin, dass es so köstlich schmeckt?

Mein Trinkgeld wurde offenbar überrascht doch dann gern angenommen und ebenso überraschend bekam ich im Gegenzug noch eine dieser furchtbar leckeren Apfelsinen. Da war ich dann überrascht und hab mich gefreut!

Aber so langsam, gaaanz laaangsam nähert sich meine etwas längere Reise nun doch dem Finale, ist halt eine Trödeltour. Nach Mykene ist nur noch ein besonderes Ziel angesagt: Olympia! Den Rest werde ich schlicht gesagt mit Faulenzen an schönen Orten verbringen.

Chillen auf der Peloponnes

Zunächst einmal steuere ich einen weiteren C-Platz an, Camping Zaritsi. Allein die Fahrt dorthin ist schon ein Genuss. Über längere Distanzen folgt die Küstenstraße von Argos
der Uferlinie, wieder mit zuweilen wunderschönen Aussicht auf Meer und Land. Die Straße wirkt wie mit dem Messer aus den steil zum Wasser hin abfallenden Bergflanken geschnitzt. An manchen Stellen ist m.E. der Vergleich mit der spektakulären Amalfi-Küste durchaus zulässig. Doch während ich dort zeitweilig im Stau stand und auch das Fahren an sich recht stressig ist, ist das hier ganz anders. Autos sehe ich alle Minuten mal und man rollt meist mit gemächlichen 50 km/h auf prima Straßen sanft und entspannt entlang der steilen Hänge und genießt einfach! Niemand drängelt, niemand hupt und wenn es jemand ausnahmsweise eilig hat, fahre ich halt rechts ran und lasse ihn vorbei.
Zaritsi liegt schön an einem die typischen Strände aus groben Kieseln und hat einen alten Baumbestand. Der Chef ist ein ganz netter und hilft bei der Platzauswahl. Ich bekomme einen schönen im Halbschatten mit Blick aufs Meer, dass so 20 Meter entfernt rauscht. 12 € will er dafür haben. Abends von 18.00 bis 21.00 Uhr werde immer gegrillt und Brot könne ich morgens bekommen. Ich bins zufrieden und meine Hammock kann ich auch aufhängen.
Am zweiten Abend beschließe ich mal wieder Küche Küche sein zu lassen und bei Vassili, dem Chef, zu essen. Bei dem gibts herrliche gefüllte Auberginen. Durch Zufall treffe ich auf zwei andere Camper-Paare und wir verbringen einen beschwingten Abend auf Vassilis Terasse.
Wer übrigens darauf besonderen Wert legt, der Sanitärbereich ist vom Feinsten und Saubersten was ich bisher auf der Tour sah. Ich sage nur „Marmor“! Die Frage einer Empfehlung erübrigt sich.
Nach zwei Tagen zieht es mich dann aber doch weiter, hin zu dem geheimnisvollen Strand, der vermutich der wesentliche Trigger für meinen Besuch in Griechenland war.

Bis Tyros geht es dann auf, ich mag es kaum noch sagen, auf traumhafter Küstenstraße weiter, hinter Tyros dann hinein ins Gebirge. Auf einer kleinen aber guten, wieder so in den Fels geschnitzten Straße geht es in endlosen Kehren hinauf. Unwillkürlich denke ich ans wilde Kurdistan. Das ist wirklich was für Liebhaber von Bergstraßen!

Später dann führt die Straße über eine Art ausgedehnte Hochebene. April/Mai ist eine gute Reisezeit für Griechenland. In der Vegetation herrschen grün und gelb in allen Schattierungen vor, immer wieder von rot-, weiß-, blau- oder lilafarben blühenden Sträuchern durchsetzt. An wenigen Stellen sind die Berge mit Pinien und Zypressen bestanden und das wirkt so ganz anders, als das übliche endlose Buschzeugs. Ob Griechenland wohl einmal weitgehend bewaldet war, bevor die alten Griechen Holz für ihre Flotten brauchten?
Um zu „The Beach“ hin zu kommen heißt es erst einmal auf kurzer Distanz von ca. 550 Meter Höhe Meereshöhe zu erreichen. Na ja, Zeit ist ja nicht unbedingt nicht mein Problem. Außerdem bringt der Abstieg wieder etliche phantastische Ausblicke. Ich sag es mal so, dorthin sollte man nur fahren, wenn man kein Problem damit hat, an schwindelerregend steilen Berghängen auf engen Straßen mit ebenso engen Kehren zu fahren. Es ist ein bisserl abenteuerlich. Ich zottle da also im 1. und 2. Gang hinunter. Nichts für ängstliche Naturen!

Ausreichend Getränk und Verpflegung sind selbstredend dabei. Ich gehe außerdem davon aus, das am Wochenende die kleine Taverne, die es dort geben soll, geöffnet ist. Ist sie dann aber doch nicht. Wohl erst in der Hauptsaison.
Das es in dieser einsamen Ecke keinen Phone-Empfang und damit kein Internet gibt verwundert nicht. Allerdings ist das eine wirkliche Ausnahme in Griechenland.
Da ich gegen Mittag ankomme, liegen eineinhalb Tage Extrem-Chillen vor mir – denke ich. Mal wieder so eine dieser unmenschlichen Herausforderungen! Ich gebe wirklich alles in Griechenland …
Den Strand teile ich mir mit einem Camper aus der Pfalz und einigen Autos, deren Fahrer jedoch nirgendwo zu sehen sind. Später kommen noch zwei jüngere Camperfamilien hinzu. Der Pfälzer und ich verbessern die Welt bis in den späten Abend. Zuweilen streicht ein Schakalpärchen um uns herum, schaut, ob es irgendwo etwas zu ergattern gibt.

Der Wind pfeift ordentlich in die Bucht hinein. Über Nacht schläft er fast ein und statt seines Gerausches höre ich die Schakale heulen. Doch am Morgen frischt er wieder unangenehm auf und ich beschließe schweren Herzens, diesen schönen Ort wieder zu verlassen.
Also mache ich mich von „The Beach“ wieder die 500 Meter hinauf zum nächsten Ziel meiner Sonne-Sand-Meer Tour, Camping Glyphio Bay. Beim Aufstieg ist noch einmal volle Konzentration gefragt!

Chillen II & Olympia

Auf den meisten C-Plätzen gibt es hier Preiskategorien für kleine, mittlere und große Camper – und Minibusse, und darunter fällt mein Caddy. Der Preisunterschied ist spürbar. Statt 12 € zahle ich z.B. hier in Gythio nur 8 € für das Fahrzeug. Bei einem längeren Urlaub kommen da schon einige Koteletts zusammen.

Ich hatte mir überlegt, mich irgendwo frei hinzustellen, mich aber dann doch für „Camping Gythio Bay“ entschieden. Ich mag den Mix aus frei Stehen und C-Platz und wenn ich mehr Komfort will, ziehe ich letzteres vor. Jeder halt, wie er mag. Entscheidend ist für mich, dass ich dank HDK Mini-Camper immer die Optionen habe!
Gythio Bay hat alles, was ich schätze: Bäume für Schatten und Hängematte, Rasen, keine widerwärtige Beleuchtung der Stellplätze, ein Restaurant und einen schönen (Kiesel-)Strand.
Dieser Platz korrumpiert mich irgendwie. Ich überlege, wie lange ich wohl bleibe. Meine Absicht zur Südspitze der Mani zu fahren habe ich zwischenzeitlich verworfen. Von Bergfahrerei hatte ich erst einmal reichlich. Der Plan ist jetzt, direkt nach Pylos hinüber zu fahren und dann mit ein paar Zwischenstopps an der Küste hinauf bis Patras.

Apropos Fahren. Die Befürchtung, irgendwo im Nirgendwo ohne Sprit liegen zu bleiben ist in Griechenland vollkommen unbegründet. Ich vermute, es ist das Land mit der größten Tankstellendichte Europas, wenn nicht gar der Welt. An manchen Plätzen fand ich drei oder vier auf nur wenigen hundert Metern und dann noch mit preislichen Differenzen von 20 Cent pro Liter Diesel oder sogar mehr. Mir ist es ein Rätsel, wie das funktioniert.

Der nächste Zwischenstopp ist die „Campsite Navarino Beach“ etwas nördlich von Pylos. Dort soll es etwas geben, was ich bisher noch nicht hatte: richtiger Sandstrand! Und tatsächlich, es ist sogar ein seeehr langer, herrlicher Sandstrand mit toller Sicht über die Bucht. Ich bekomme einen Stellplatz nur wenige Schritte vom Wasser. Von der Hängematte schaue ich über das Wasser hinüber nach Pylos. Der Platz ist richtig schnuckelig angelegt mit seinen kleinen Sanitär- und Wirtschaftshäusern.

Nach zwei Nächten zieht es mich wieder weiter nach Olympia. Die Fahrt ist unspektakulär, aber durchaus schön. Manchmal rolle ich über hunderte Meter durch bis zu drei Meter hohe Alleen zitronengelben, dicht blühenden Ginsters. Dann sind es wieder fast mannshohe kräftig violett strahlende, mir unbekannte Pflanzen. Und immer wieder geht es durch mattgrüne, schier endlose Olivenhaine, hinter denen das Meer in der Ferne blau funkelt.

„Camping Diana“ ist für Olympia meine Empfehlung. Gut ausgestattet, wenn auch etwas altertümlich, mit schönen Stellplätzen und einem der freundlichsten und hilfsbereitesten C-Platz Chefs ever. Das historische Gelände liegt nur 800 Meter entfernt, der Ort mit etlichen Tavernen ca. 200 Meter und wer seine Bargeldvorräte auffrischen muss oder möchte, es gibt mehrere Bancomaten.

Die Besichtigung der alten Wettkampfstätte ist natürlich das Highlight! Auch hier gehe ich wieder zuerst ins Museum, bevor ich den ziemlich umfänglichen Rundgang starte.

Der Rundgang gestaltet sich etwas anders, als an den bisher von mir besuchten Orten. In Olympia scheinen Erdbeben schlimm gewütet zu haben, denn vielfach sind nur noch Grundmauern zu sehen. Selbst die wuchtigen Säulen des Zeus-Tempels stürzten ein. Eine baute man zur besseren Anschauung wieder auf. Sie ist über die Maßen gewaltig und kompakt. Vielleicht sollte jede einzelne Kraft und Macht des Hausherrn symbolisieren. Und doch stürzten sie!
Das Stadion war leider nicht zugänglich. Auf dem Gelände finden nach wie vor Ausgrabungen statt. Das Museum zeigt, wieviel erstaunliche Artefakte man bereits finden konnte.
Olympia war der letzte magische Ort auf meiner Löffelliste für diese Tour. Bei meinem Rundgang schließe ich manchmal die Augen und lasse mir vom Kopfkino das Treiben vor 2.500 Jahren vorgaukeln. Was mag wohl in den Athleten vorgegangen sein, die auserwählt wurden und die große Ehre hatten, ihre Polis zu vertreten?

Von Schulzeiten an hat mich die Idee hinter den antiken Olympischen Spielen immer fasziniert und wie sie über hunderte Jahre aufrecht erhalten wurde. Eine bestimmte Periode herrschte Frieden in einer kriegerischen Zeit und man traf und maß sich im friedlichen Wettkampf. Eine enorme Kulturleistung!
An der modernen Version der Olympischen Spiele faszinieren mich inzwischen nur noch die teilweise erstaunlichen Leistungen der Teilnehmer – sofern gerade nicht gedopt. Aber gerade die Spiele der letzten Jahrzehnte waren m.E. bis zur Widerwärtigkeit unter Ausbeutung der Athleten kommerzialisiert und politisiert und die gesamte Organisation, darf man vermuten, durchzogen von einem dichten Netz gegenseitiger Gefälligkeiten. Anders erklären sich viele Wahrnehmungen der letzten Jahre für mich nicht.
Das alles widert mich inzwischen an und dürfte nicht mehr im Geringsten dem so vielbeschworenen olympischen Geist der ersten Jahrzehnte neuzeitlicher olympischer Spiele entsprechen. Ein Grund mehr, mal „back to the roots“ zu gehen.
Auch Zeus scheint über den zwischenzeitlich entstandenem Saustall zu grollen. An beiden Abenden in Olympia gabs rumpelnde Gewitter. Aber geschlafen habe ich erstklassig. Das mag dort an der guten und kühlen Luft nachts liegen. Im Gegensatz zu anderen Gegenden in Griechenland sind die meisten Höhen um Olympia mit Zypressen, Pinien und anderem bewaldet, was wohl die Ursache sein könnte.

Ich bin richtig froh über meinen Entschluss, während der Tour über die Tour zu berichten. Bei aller durchaus wünschenswerten Faulh…, ähm, Entspanntheit bietet sich mir damit eine sinnvolle Beschäftigung. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass ich Abends oder am nächsten Tag die ganzen Eindrücke, die insbesondere bei den historischen Stätten auf mich einprasselten, noch einmal in Ruhe Revue passieren lassen kann. Bei der Auswahl der Fotos ist mir dies besonders bewusst geworden. Wenn ich versuche, Dinge die ich sah und die mich besonders beeindruckten mit knappen, aber möglichst treffenden Kommentaren zu versehen.
Lesen allein oder am Strand rumliegen würden mir sicherlich bei einer so langen Tour nicht ausreichen und nicht immer findet man Gesellschaft zum Ratschen, bis der Mond aufgeht.

Fähre Patras – Bari und Heimfahrt

Langsam ziehts mich aber trotz aller wundervoller Eindrücke wieder nach Hause, zu Schwarzbrot, Lakritz und Curry-Wurst. Ich lasse den noch geplanten Aufenthalt im „Camping Ionnion Beach“ aus und fahre am Samstag den 14. direkt nach Patras. Ich hatte keine festen Termin für die Rückfahrt gebucht und will schauen was geht. Ancona erst Ende kommender Woche, Bari ginge aber schon am nächsten Tag. Es ist Zeit für schnelle Entschlüsse und kurz entschlossen wähle ich Bari.

Irgendwo für die Nacht frei stehen habe ich keine Lust und fahre also nach „Camping Kato Alissos“, ca. 20 km westlich des Fährhafens an der Küste. Par4Night zeigt daneben noch einen weiteren C-Platz an, der ist aber offenkundig nicht mehr in Betrieb.
Alissos überrascht mich angesichts einiger Kommentare in P4N. Klar, er ist altmodisch, auch altmodisch mit eben solchen (ansonsten sehr sauberen) Sanitärräumen. Aber er hat viele schöne Stellplätze unter schattigem, alten Baumbestand. Kinder dürften sich hier wohl fühlen. Auch sehr schön, gegenüber dem Eingang liegt ein Restaurant. Wer also nun wirklich keine Lust mehr zum Selberkochen hat, der ist hier gut aufgehoben.
Das Restaurant heißt „Panorama“ und macht seinem Namen alle Ehre. Man sitzt dort auf einer Terrasse z.T. unter einem riesigen alten Baum und direkt an der Steilküste. Das Ganze wohl 15 Meter über dem Strand und von dort oben hat man einen tollen Blick auf die Bucht von Patras. Das ich Ionnion Beach doch nicht angefahren habe bereue ich kein Stück. Der ideale Platz also, um einen oder zwei Tage auf die Fähre zu warten – auch, wenn nachts wildes Hundegebell einer größeren Meute etwas weiter weg zu hören war.

Hat sich Griechenland also gelohnt? Eindeutig ja, auf jeden Fall! Abgesehen von den Highlights der Antike bietet es landschaftliche Schönheit der besonderen Art und wunderbare Campingplätze. Mir haben es dabei vor allem die kleineren, familiär geführten angetan. Wer vor allem schauen will ist im Frühjahr richtig, wer mehr baden will wohl eher im Herbst, wenn das Wasser noch warm ist. Dann ist allerdings wohl nur noch wenig grün, das meiste dürfte braun und verdorrt vom Sommer sein.

Die große, positive Überraschung waren für mich jedoch die Griechen selbst. Freundlich, gelassen, hilfsbereit, unaufdringlich und kompetent. Nirgendwo machte ich schlechte Erfahrungen, eher manch unerwartete positive Überraschung.
Stünde ich vor einer Wahl, ich zöge derzeit Griechenland Italien als Urlaubsland vor. Nicht wegen der Menschen dort, aber der sich an den Straßenrändern sammelnde Müll und Dreck und der erlebte, teilweise vollkommen desolate Zustand der Straßen abseits der Autobahnen haben mich schon ziemlich erschreckt.

Von Patras geht es also wieder nach Bari und ab dort ist Schluss mit Trödeln, denn der Welt wundervollste Enkeltochter wartet auf mich. Dann auf der Autobahn bis zum Brenner, durch Österreich auf Bundesstrassen (ich vermag einfach nicht einzusehen, warum ich für etliche Tage Mautzahlen soll, wenn ich nur einen Tag durchfahre) und dann über Reutte wieder auf deutsche Autobahnen und auf diesen ins Rheintal bei Koblenz.

Am Rhein, auf dem C-Platz Leutesdorf nahe Neuwied traf ich mich noch kurzfristig verabredet mit @christiane59 von Hochdachkombi.de zum ausgiebigen Ratschen. Dann zu meinem Sohn und seiner Familie nach Königswinter und schließlich nach Hause. Eine für mich bemerkenswerte Reise hat ihren Abschluss gefunden!

Bei Gelegenheit noch einmal Griechenland? Auf alle Fälle, denn es hat mir dort ganz ausgezeichnet gefallen! Land und Leute laden förmlich dazu ein.

Noch einmal Athen. Nein! Doch das ist Geschmacksache. Ich mag Großstädte einfach nicht.

Das Problem, auf meiner „Löffelliste“ stehen noch so viele Dinge und Orte und Länder, die ich gerne probieren oder mir anschauen möchte, bevor es mit der Mobilität vorbei ist.

Ich möchte vom Felsen in Gibraltar nach Afrika hinüber schauen, die Alhambra durchstreifen, richtig guten Port im Douro-Tal trinken, die Menhire in Carnac bestaunen, Roquefort in Roquefort probieren, versuchen irgendwie nachzuvollziehen was am D-Day in der Normandie geschah, frisch geräucherten Fisch in Dänemark genießen, am Nordkap stehen, in Schweden frische Waffeln mit Moltebaermarmelade essen und, und, und …

4 Antworten auf „Südtour 2022 – Griechenland – Sonntags nie!“

  1. Moin Michael,
    über Deine Rückmeldung habe ich mich richtig gefreut! Auch Dir weiterhin schöne Touren und einen schönen Sommer.

    Grüße von unterwegs – Hartmut

  2. Einfach wundervoll und erfrischend, Deine Touren, Hartmut. Immer gern lese ich von Dir. Du warst für mich bereits eine Inspiration, als Du noch jünger warst und noch regelmäßig zelten und wandern gegangen bist. Dein kleines Wohnmobil ist spitze und ein treuer Begleiter. Ich freue mich, von weiteren Touren zu lesen. Frankreich, Griechenland, die Orte des D- Day…. Ich kann das alles nachvollziehen und auch ich möchte diese Orte sehen. Noch mache ich mit meinen 40 Jahren alles mit Rad und Zelt, wenn ich 60 bin, ist ein kleiner Camper/ Auto eventuell Luxus für die Oberschicht? Ich lebe im Hier und Jetzt und in dieser wirren und schmerzhaften Welt machen wir das Richtige: Wir genießen jetzt erstmal den Sommer, mit seinen Düften, seiner Wärme, tollen Menschen, Frieden und Glück. Hab einen sonnigen Sommer, Hartmut.

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