Südtour 2022 – Italia mio tranquillo amore!

Lange war ich unschlüssig. Was sollte es denn nun sein? Spanien/Portugal, Italien/Griechenland oder das ehemalige Jugoslawien? Zeit habe ich ja. Schließlich fixte mich ein Bericht von Reisebig im Forum bei Hochdachkombi.de derart an, dass die Entscheidung schnell fiel: Italien/Griechenland sollte es sein, Schwerpunkt antike Hotspots, die schon lange auf meiner Löffelliste stehen!
Mehrere Wochen wollte ich dort umher ziehen

Im diesem ersten Teil meines Berichts von der Südtour 2022 geht es also um Italien, im zweiten um Griechenland. Was war meine Vorstellung von diesem Vorhaben? Eigentlich war die ziemlich simpel. Irgendwann Ende April wollte ich von Bari nach Patras übersetzen und bis dahin einige Ziele wie: Montereggioni, Montefiascone, Tivoli, Pompeji, Amalfi-Küste, Paestum, Castel del Monte uns wie sie so heißen. Über die kleineren Strassen wollte ich zotteln, anhalten und bleiben, wo es mir gefiel, Pizza in einer Dorfpizzeria essen, Cafe American in kleinen Bars und mir bei allem viel, viel Zeit lassen. Von Tag zu Tag wollte ich entscheiden, wohin, wie und ob ich überhaupt fahre.

Tja, willst du den lieben Gott zum Lachen bringen, dann mach einen Plan! Der russische Überfall auf die Ukraine brachte dann doch noch alles wieder ins Wanken. Wie würde sich das bloß alles weiter entwickeln? Erst stahl mir Corona zwei Jahre meines normalen Lebens, jetzt diese vollkommen sinnlose, barbarische Schlächterei? Das wollte ich nicht zulassen! So viele Jahre hat man mit fast 70 nicht mehr!

Anfahrt bis zum Lago di Garda

Wenn es uns Wattwürmer mit dem Auto in den Süden zieht, ist erstmal Kilometer machen angesagt. In Bregenz wurde Zwischenstation bei Freunden gemacht. Großes Hallo und Geratsche bis in die Nacht. Als kleine Gastgeschenke hatte ich Lübecker Marzipan von Niederegger mitgebracht. Als Lübecker liegt man damit fast immer richtig. Vor allem, wenn es in der hübschen, traditionellen Niederegger-Verpackung überreicht wird.

Ab Bregenz schwor ich dann allen Autobahnen bis zur Rückfahrt von Ancona feierlich ab. Ich wollte nur noch auf Staats- und Landstraßen unterwegs sein und so „die Langsamkeit entdecken“ wie Sten Nadolny es in seinem Roman so treffend titelte. Autostrade ade! Also, für die Zeit der Reise konsequent in Google-Maps Autobahnen gestrichen. Erstaunlich, welche Dinge man dann zu sehen bekommt.

Zur Fahrt über die Alpen nur einige wenige Anmerkungen. Zwar superschön, aber ja nicht Thema. Von Bregenz ging es durch den Bregenzer Wald bis Imst. Dann unter Auslassung des Arlbergtunnels über das hochgelegene Pillertal ins Inntal zum Reschenpass. War ich froh, nicht mit so einer ungeschlachten, weißen Schrankwand unterwegs zu sein! Kleine Straßen mit engen Kehren. Ich Flachländler lernte wieder vorausschauendes Schalten. Und natürlich, es lebe mein wieseliger Mini-Camper.
In Italien machte mein Navi immer wieder vernehmlich „Palum“. Ich rätselte erst ein wenig und fand schließlich heraus, das es, so gut halt möglich, Blitzer an der Strecke anzeigte. Feine Sache! Palum, Palum, Palum, seit meinem letzten Italienbesuch vor 7 Jahren scheint die Anzahl der Blitzer exponentiell gestiegen zu sein.
Weiter ging es dann gemächlicher durch den Finschgau, an Meran und Bozen vorbei zum Gardasee. Im Finschgau hatte die Obstblüte noch nicht begonnen. Schade! Erst ab Meran fing es langsam damit an.

Am Gardasee fanden sich am Ostufer zu meinem Erstaunen drei oder vier geeignete Parkplätze, herrlich direkt am Wasser gelegen, wo Übernachten – zumindest in der Vorsaison -möglich war. Einige Kilometer hinter Brenzone fand ich meinen Platz. Zwei Camper standen bereits dort und meiner dann auch. Gratis!. In park4night findet man diese (noch) Plätze nicht.

Auch Tanken war übrigens interessant. Was ich so an der Strecke sah kostete um den 12. April herum der preiswerteste Liter Diesel in D 2,05 €, in Österreich 1,82 € und mitten in der Pampa der Po-Ebene 1,68 €. Das merkte ich schon beim Bezahlen.
Überhaupt der Treibstoffverbrauch. Mein Caddy nimmt im Alltag 5,4 bis 6,0 Liter pro 100 Kilometer , nun so um 5,3 Liter. Was mich jedoch erstaunt ist, dass es relativ egal ist ob Autobahn (um 100 km/h), quer durchs Land und sogar im Gebirge. Mehr wird es erst, wenn ich ihn auf der BAB richtig trete. Hat mich schon erstaunt.
Erstaunlich auch, was der Bordcomputer so ausrechnet. Reichweitenprognose plus bereits gefahrene Kilometer ergaben mehrfach sogar über 1.300 Kilometer. Na, ja … aber ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass bei meiner Fahrweise gut 1.000 Kilometer plus genügend als Reserve absolut realistisch sind.

Über den Apennin und durch die Toskana

Das folgende Norditalien mit Po-Ebene finde ich nicht so attraktiv und durchquerte es zügig bis nahe Parma und von dort bis Fornovo di Taro.

Warum dort hin? Nun, 2015 führte mich mein Pilgerweg auf der „Via Francigena“ (VF) durch dieses Städchen. Ich hatte vor, der VF ab dort als kleines Revival fern der großen Straßen grob bis Rom zu folgen. Die toskanischen Landschaften, durch die die VF führt, sind einfach prächtig. Dabei sind es größtenteils alte Kulturlandschaften! Aber von einer so ausgewogenen Lieblichkeit und Sanftheit, das es einem zuweilen atemlos werden läßt.
Für mein „Revival“ interessierte mich auch die Perspektive des Autofahrers im Vergleich zu der des Wanderers. Illusionen hatte ich jedoch nicht. Eine der Pilgerwanderung vergleichbare Stimmung würde sicher nicht aufkommen. Und so war es dann auch. Trotzdem lohnte es sich.

Mein weiterer Weg führte mich daher, natürlich auf Nebenstrassen, hinauf nach Cassio und weiter zum Paso Chisa. Immer wieder eröffneten sich spektakuläre Ausblicke ins Tal des Taro, da der Weg einen langen Bergsporn hinauf, der fast bis zum Pass reicht, Blicke weit ins Land erlaubt. Ab dem Paso Chisa beginnt dann die Region Toskana, landschaftlich allerdings noch nicht so richtig, denn fast bis Lucca befindet man sich noch im Apennin.
Lucca ist eine der reichlichen Perlen der Toskana. Unbedingt sehenswert in einem alten Festungsring gelegen. Da ich es schon besucht hatte übernachtete ich hier nur auf einem recht guten Gratis-Stellplatz im einige Kilometer entfernten Collodi (eigentlich für Besucher des dortigen Pinocchio-Parks) mit Wasser, Strom und Entsorgung jeder Art (62 Via Benvenuto Pasquinelli 55012 Collodi).
Den Tag darauf wollte ich weiter den Spuren meiner Wanderung folgen und steuerte zunächst San Miniato Alto an. Wer es noch nicht gesehen hat, ein wahres mittelaterliches Schmuckstück mit vielen sensationellen Ausblicken ins Land. Ein Tag Aufenthalt ist hier durchaus lohnend. Übrigens ist es innerorts nicht empfehlenswert, sich mit Größerem als einem HDK zu bewegen! Man könnte stecken bleiben.

Ab hier beginnt dann, was ich mir so unter Toskana vorstelle: Sanft hügeliges Land, dass Balsam für die Seele ist, Zypressen, die offenkundig den Himmel von unten anpieken wollen und braune, vor Fruchtbarkeit strotzende Erde mit weiten Oliven- und Weinplantagen.
Vorbei geht es an San Gimignano mit seinen Geschlechtertürmen. Oder Colle di Val d’Elsa, pittoresk und auch absolut eines Abstechers wert. Plötzlich poppt die Festung Monteriggioni hinter einer Kurve auf. Sie sieht aus wie eine riesige Königskrone, die auf einem Hügel geworfen wurde.

Auf einmal liegt dann Siena vor mir. Schon bei meiner Wanderung war mein Eindruck: Auf einem lang gestreckten Bergrücken liegt die Stadt, eine Schöne. Verführerisch, lässig und lockend hingestreckt wie auf einem Divan. Na ja, …
All diese Anblicke gibt es, wenn man auf Maps Autobahnen ausschließt.

Ein Stück hinter Siena verliert die Toskana m.E. zunehmend ihre bis dahin so typische Lieblichkeit. Ich fahre noch über Aquapendente (toller Blick auf den See!) an den Lago Bolsena und finde am Südufer bei Marta Porto nahe Montefiascone einen gebührenpflichtigen, aber schönen Stellplatz (Marta, 22 Via della Spiaggia). Ich will hier zwei Nächte bleiben, ausruhen, ein paar Kleinigkeiten erledigen, ja, und halt diesen ersten Bericht schreiben.

Auf der Via Cassia Antica und in Hadrian’s Villa

Ich wette, hier hat noch niemand eine original Römerstraße mit seinem HDK befahren! Original, wie sie vor rund 2.000 Jahren erbaut wurde und die seitdem ohne Unterbrechung bis heute als normale Strasse genutzt wird.
Ich hab’s getan, heute!
Die „Cassia Antica“ liegt südlich Montefiascone. Ich entdeckte sie seinerzeit auf meiner Pilgerwanderung so ganz nebenbei. Damals war es nur ein Durchschlupf im Gebüsch, der mich zufällig diese bemerkenswerte Strasse entdecken ließ. Heute erfolgt der Zugang von der Via Francigena ganz offiziell und ist gut erkennbar. Die ersten paar hundert Meter (Maps stufte sie tatsächlich als Fahrweg ein) nahmen den Caddy ganz schön ran. Doch dann wurde es eine von den Anwohnern ganz normal genutzte Strasse. Das nenne ich doch mal Qualität! Ob sich wohl je einer der hier marschierenden Legionäre oder Händler, die diese Strasse nutzten, hat träumen lassen, dass eines Tages ein HDK-Minicamper darüber rollen würde? Welche Schicksale mögen sich wohl im Lauf der Jahrtausende auf ihr bewegt haben?

Mein Ziel war Tivoli nahe Rom. Ich wollte mir dort die Ausgrabung von Kaiser Hadrians berühmter Villa anschauen. Doch zunächst führte mich mein Weg wieder über meist kurvige Strassen und etliche, z.T. recht enge, pittoreske Städtchen. Sozusagen das Alltagsgesicht Italiens, das Otto-Normaltourist wohl meist nicht zu Gesicht bekommt. Mir gefiels! Teilweise gab es entlang des Weges sensationelle Fotomotive – doch leider kaum Möglichkeiten zum Anhalten. Seuufffzzzz …
Wenn wir in Deutschland über blöde Beschilderungen jammern, dann wahrlich auf hohem Niveau. Eigentlich ist es in Italien ganz einfach: Innerorts 50 und außerhalb 90. Die Einfachheit wird jedoch durch oft kaum nachvollziehbare oder zu durchschauende Zusatzbeschilderungen zum Ratespiel. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden nicht aufgehoben oder sind schlicht unerklärlich. Italiener müssen wohl mit einem Extrasinn zur Welt kommen, um hier im Alltag navigieren zu können ohne zu verarmen. Wir erinnern uns, „Palum, Palum“.
Auch gibt es Unmengen Kreisverkehre. Der niedlichste hatte gerade mal so 1 Meter Inseldurchmesser, der größte sicherlich gut über 100 Meter. Bei manchen Städten hatte ich das Gefühl von Kreisverkehr zu Kreisverkehr, sozusagen im „Swing-By-Verfahren“ um die Kommune geschleudert zu werden. Aber die Dinger sind wirklich effektiv und tragen vor allem den oft engen Gegebenheiten Rechnung. Staus erlebte ich noch keine.

Direkt am Eingang zur Hadrians-Villa konnte ich bequem auf einem großen Parkplatz (3 €) meinen Caddy abstellen. Vor der Kasse eine lange Schlange die aber ihren Schrecken verlor, als ich die Toilette entdeckte. Glück gehabt … puih!
Die 10 € Eintritt ist es m.E. allemal wert. Ich schlenderte durch die immer noch imposanten Ruinen mit vielen uralten, Schatten spendenden Bäumen und lauschigen Sitzgelegenheiten. Es war heiß und so waren mir die an mehreren Orten vorhandenen und als solche ausgewiesenen Trinkwasserstellen hochwillkommen. Diese öffentlichen Zapfstellen hatte ich in Italien schon oft gefunden. Finde ich klasse. Man sollte allerdings darauf achten, dass ihr Wasser „potable“, also trinkbar ist. Steht meistens dran.
Wenn man dieses kaiserliche „Sommerhäuschen“ sieht, erahnt man, welche Macht und auch welchen Reichtum Hadrian verkörperte. Einfach gewaltig. Doch am meisten beeindruckte mich ein kleines Refugium in einem künstlichen Teich. Er hatte es sich erschaffen und nur wenigen war wohl der Zutritt gestattet. Philosopheninsel nennen es manche.

Auf der Via Appia nach Pompeji

Ostersonntag bin ich dann nach Pompeji weiter gefahren. Quer durch die Pampa brauchte ich für die relativ geringe Distanz rund 8 Stunden. Der Tag hinterließ gemischte Gefühle bei mir. Einerseits immer wieder tolle An- und Ausblicke, andererseits Dinge, die nachdenklich stimmen.
Im Vergleich zu 2015 habe ich das Gefühl, dass das Land inzwischen sehr von seiner Substanz lebt, zu wenig investiert. Vermutlich mit Ausnahme der Autostrade sind viele Straßen, egal ob groß oder klein, in geradezu erbarmungswürdigem Zustand. Gäbe es eine Gewerkschaft für geschundene Caddy-Fahrwerke, ich hätte jetzt sicher ein Problem. Kein Wunder, dass selbst auf den Strada Statiale oft nur 50 oder 70 km/h gefahren werden kann.
Mir fielen auch immer wieder bewohnte Gebäude auf, die so herunter gekommen sind, das wohl schon die Bausubstanz angegriffen wird. Ich weiß ja, dass Franzosen und Italiener z.B. meist nicht so pingelig bezüglich ihrer Domozile wie wir Germanen sind, aber das jetzt ist eine andere Qualität.
Schon 2015 fiel uns Pilgern auf, das zunehmend Grundstücke und Anwesen herunter gekommen waren, je näher wir Rom kamen. Was ich 2022 aber vermehrt feststellte war, dass die Leute in der Nähe großer Städte teilweise erhebliche Mengen Hausmüll einfach am Straßenrand wild entsorgen. Zuweile Säcke-, Haufen- oder Bergeweise! Besonders in den Randgebieten Neapels. Ich will auch nicht groß rumnörgeln, aber ich kam schon ins Grübeln. So sieht es also aus, wenn die Dinge offenkundig nicht mehr funktionieren. Irgend etwas läuft wohl gewaltig schief.

Vom ganz offenkundig wohlhabenden Gaeta ging es nach Neapel und hier hielt sich das Müllproblem noch in Grenzen, bei der Ausfahrt aus der Stadt nicht mehr. Doch unten an der Hafenlinie zeigt sich Neapel von seiner prächtigen Seite. Es ist Ostern und der Verkehr war mäßig. Ob es für einen Ortsfremden jedoch eine gute Idee wäre, wochentags und womöglich während des Berufsverkehrs durch die Innenstadt zu fahren, wage ich zu bezweifeln. Eigenartiger Weise führte mich Maps nördlich um den Vesuv herum nach Pompeji und nicht an der Küste entlang. Zu meiner leichten Enttäuschung hatte ich mir den Vesuv immer irgendwie größer vorgestellt, irgendwie viel mächtiger. Ich hab aber auch immer was zu mäkeln …
Als C-Platz hatte ich mir „Camping Spartakus“, praktisch gegenüber dem Eingang nach Pompeji, ausgesucht und sie hatten tatsächlich noch einen Platz frei. Spartakus ist relativ klein und die Stellplätze auch – es leben die Mini-Camper – hat aber einen wunderbar Schatten spendenden Baumbestand, einen kleinen Laden und ein richtig gutes Restaurant. Meine Pizza Diavola war jedenfalls von einem Meister seines Fachs. Und im Carrefour nur 100 Meter weiter kann man Einkaufen.
Neben meinem Stellplatz hatten drei italienische Großfamilien ihre weiße Ware aufgestellt. Jede Menge Bambini, jede Menge Kindergekreische, aber das lautstarke Stakkatogeschnatter der Erwachsenen toppte alles. Doch was solls? Inzwischen bin ich recht Altersmilde und mit der duldsamen Toleranz eines frisch gebackenen Opas bezüglich Kindergeschrei ausgestattet.
Vorhin zogen dann mächtige Rauchschwaden mit Grillgeruch vorbei. Ich war gerade beim Tippen dieses Berichts. Auf einmal stand ein Italiener wie aus dem Buche mit einem Teller Gegrilltem neben dem Caddy. Guten Appetit! Widerstand wäre offensichtlich zwecklos gewesen. Kurze Zeit später kam er mit einem Nachschlag, dann den nächsten Gang und zuletzt mit dem unvermeidlichen „Dolce“. Er kam übrigens aus der Höhlenstadt Matera. Über mein Abendessen machte ich mir keine Gedanken mehr. Ich mag sie einfach, diese Italiener!

Pompeji

Dem Besuch Pompejis widme ich in meinem Bericht eine kleine Extra-Auflage mit etlichen Fotos. Für mich ist das einer der Höhepunkte meiner Reise und ich kann nur feststellen: Ich bin einfach überwältigt!
Zu ihrer Zeit muss der Anblick der Stadt einfach umwerfend gewesen sein. Eine weiße Stadt, leuchtend unter der Sonne auf einer Anhöhe gelegen. Denn damals waren die Gebäude mit Gips verputzt. Das heute sichtbare Mauerwerk täuscht und vermittelt einen vollkommen falschen Eindruck.
Der Tag begann zum Glück kühl und ich war froh darüber. Derweil die Italiener noch bis in den Nachmittag hinein mit Daunenjacken oder Kapuzenshirts rumliefen, startete ich in Hemd, kurzer Hose und Sandalen. Zum Eingang waren es vom CP nur wenige Meter und der Besucherandrang hielt sich (noch) in Grenzen. 16 € später war ich dann drin.

Ich ließ mich einfach treiben, schaute mir an, was mich interessierte und kam aus dem Staunen nicht heraus. Mit der Zeit wurde es immer voller. Während der Hauptsaison musste dagegen jedoch die Hölle los sein und schon jetzt war an manchen Hotspots nur schwer durchkommen. Ich stellte mir dazu noch sommerliche Hitze vor und mir war klar: Ich war zur richtigen Zeit hier!

Groß mitnehmen muss man eigentlich nichts. An etlichen Punkten der Stadt gibt es öffentliche Wasserhähne und in einem Restaurant kann notfalls der Hunger gestillt werden. Auch Gelegenheiten sich mal hinzusetzen findet man häufig und überall (allerdings keine Bänke).
Zwei Dinge würde ich aber unbedingt empfehlen. Zunächst rate ich zu festem Schuhwerk. Klobige Wanderstiefel braucht es nicht, aber gut und fest sitzende Sportschuhe oder Sandalen sollten es schon sein.
Und dann wie im Gebirge laufen. Beim Laufen immer auf den Weg achten, zum Anschauen anhalten. Die Römer bauten zwar für die Ewigkeit, aber nicht sonderlich Unfallsicher. Vermutlich interessierte sie das auch nicht. Ich möchte nicht wissen, wie dieser Tage die Unfallstatistik Pompejis bezüglich Stürze und gebrochene Haxen aussieht. Ich hörte jedenfalls zweimal die „Emergenzia“.

Soweit genug der einleitenden Worte. In der Folge einige von mir kommentierte Fotos von Dingen, die mir auffielen.
Festzuhalten ist: Pompeji ist wirklich einen Besuch wert!

Wer Fotos von den berühmten Fresken der zahlreichen Bordelle der Stadt sucht, wird sich schon selbst auf die Suche machen müssen. Diese Etablissements waren in der römischen Welt übrigens, anders als bei uns, etwas normal alltägliches.
So, das wars mit Pompeji. Ich hoffe, es war nicht zu lang und nervig, aber die Begeisterung riss mich einfach hinfort. Ansonsten – mea culpa!

Amalfi-Küste

Die Fahrt heraus aus Pompeji und durch seine anliegenden Orte fand ich recht öde. Und zunächst war auch vom Meer wenig zu sehen. Doch so ab Beginn der Halbinsel von Sorrent fing sie an, sich an der Norküste entlang zu winden. Tolle Ausblicke auf die Bucht von Neapel gabs und auf die sich im Dunst versteckenden Insel Ischia. Eigenartiger Weise erschien von hier der Vesuv größer als von nahem. Ist wohl eine Art Scheinriese. Die Fahrt durch Sorrent war dann abenteuerlich und schließlich ging es hinüber zur Amalfi-Küste.

Die Strassen wurden immer enger und kurviger und unversehens steckte ich in der Falle. Grobe Hausmauern Mauern rückten plötzlich derart zusammen, das es vorwärts gar nicht mehr ging und rückwärts mit angeklappten Außenspiegeln, also ohne Sicht auf die hinteren Seiten und nur mit größter Mühe. Ich hatte mich einfach zu spät entschlossen zurück zu setzen. Nun, ich kam wieder raus aber hatte noch großes Glück im Pech. Einige Spuren dieses Fast-Desasters behielt ich als bleibende Erinnerung am Caddy zurück. Trotzdem war ich mehr als froh. Im Süden können halt selbst Mini-Camper noch zu groß sein. Mit nüchternem Abstand betrachtet war es einfach ein Mix aus Pech und eigener Blödheit. Hauptsache ist jedoch, dass ich meine Fahrt problemlos fortsetzen kann.

Die Strasse entlang der Amalfi-Küste ist einfach ein Juwel. Eine derart schöne, abwechselungsreiche, aber auch aufregende Küstenstrasse habe ich noch nicht gesehen! Spektakulär klammert sie sich teilweise förmlich an den steilen Felswänden, meist hoch über dem Meer.
Dabei ist sie in keiner Weise komfortabel, fast immer irgendwie zu eng mit unzählbaren Kurven. Die Orte entlang der Küste kleben ebenfalls oft wie Schwalbennester an den Klippen. Und immer wieder kann man an winzigen Haltepunkten stehen bleiben, die wild zerissene Küste und das türkise bis tiefblaue Wasser tief unter sich bestaunen. Man trifft auch auf Strassenhändler, die die wundervollen Orangen oder duftenden Zitronen der Region anbieten. Schon in der Gegend um Neapel sah ich oft Bäume, voll mit diesen leuchtenden Früchten. Je südlicher ich nun komme, des so häufiger entdecke ich sie.
Die Amalfi-Strasse ist m.E. definitiv nichts für Fahranfänger und auch Kurven fahren muss man mögen. Wie die Busfahrer dies alles täglich bewältigen hat schon etwas mit filigraner Kunst zu tun – und mit eisernen Nerven. Trotz Nebensaison herrschte bereits reichlich Verkehr. Wie da in der Hauptsaison überhaupt noch was gehen soll ist mir ein Rätsel.

Für die Reparatur des Außenspiegels hatte ich Volkswagen Due in Salerno ausgeguckt. Dank der sehr freundlichen Caterina konnte ich in Englisch schnell erklären, was ich wollte. Sie versprach alles zu klären und würde mich dann schnellstens per WA in Kenntnis setzen. Und so geschah es. Freitag würde der Wagen als erstes fertig gemacht.

Für drei Nächte stehe ich also nun auf „Camping Rubinyo“, Magazzeno, 2 Via Mare Adriatico. Relativ klein, satter Rasen, Schatten spendende Bäume und nachmittags eine kühle Brise vom der See. Was will ich mehr? Ich mag diese kleinen Plätze, solange sie nur gepflegt und die Sanitäreinrichtungen sauber sind und das traf bei Rubinyo zu.
Auch meine Hammock kommt wieder zu Ehren. Ich liebe es faul in dem Ding zu schaukeln, zu dösen oder Texte ins Book zu hacken. In den letzten Jahren habe ich immer, wenn ich mein Gepäck nicht gerade auf dem Buckel schleppen musste, so ein Teil auf Tour dabei gehabt.
Vorhin habe ich übrigens schon mal meine Pastasauce für meine Penne vorgekocht. Viel Tomate und natürlich mit ordentlich Knobi und Zwiebel.

Zwei sehr erholsame Tage C-Platz sind zu Ende und ich habe die Zeit genutzt, endlich auch ein paar kleine Sachen zu fixen. Waren zwar nur Lappalien, die aber nerven können.

So wolle ich den Freunden in Bregenz meine tolle Wasserversorgung demonstrieren. Hahn aufgedreht und – nix war! Sch … e! Es konnte m.E. nur ein Problem mit einer blockierten Pumpe sein und so nahm ich die aus dem Frischwasserkanister. Schalter am Hahn betätigen brachte ein winziges Zucken. Mit der Zange die Welle ein wenig hin und her gedreht, wieder Schalter, sssrrrrrrrr, das Wasser lief wieder. Manche Dinge haben sehr banale Ursachen. Für alle Fälle habe ich aber sowieso immer eine 3 Liter Nalgne Faltflasche dabei.
Ich wollte für die Pastasauce ein wenig Wasser in einen kleinen Trangiatopf auf meinem Camping Gaz Kocher gießen und pütscherte dabei ein wenig auf den Kocher. Der ließ sich daraufhin nicht mehr starten, denn bei Wasser auf der Gasverteildüse reagiert er extrem zickig. Ich musste eine ganze Weile das Trocknen abwarten bis er wieder normal lief. Ansonsten bin ich mit dem Teil super zufrieden.
C-Platz Tage sind auch meist Waschtage und eine Wäscheleine hilfreich. Ich bastelte mir eine aus etlichen Metern Zeltleine und zwei Exped-Leinenspannern, die ich an die Enden knotete. Die Leine ist von ganz kurz bis Maximum stufenlos spannbar und kann an fast allem befestigt werden.
Abends hatte ich mein Tablet zum Laden angeschlossen, doch morgens war nichts passiert. Der kleine Stecker am Kabel war ausgeleiert. Ich bog bog die beiden winzigen Druckzungen unter dem Stecker mit der Klingenspitze eine Cutter-Messers vorsichtig wieder etwas heraus und das Kabel hat jetzt wieder einwandfrei Kontakt. Klappt zwar nicht immer, ist aber den Versuch wert. Soweit zu den kleinen Erfolgserlebnissen eines Ruhetages.

Paestum und Castel del Monte

Am Freitag stand ich dann, wie von Caterina geheißen, kurz vor Acht vor dem Tor von Auto Due. Die Wartezeit verbrachte ich im Cafe Vivaldi mit Cafe American und zwei herrlich fluffigen gefüllten Croissants.
Kurz vor Zehn war der Wagen fertig und ich konnte mich auf den Weg machen. Danke und ciao Caterina. Du hast alles bestens gemanaged!

Vor dem Aufbruch nach Paestum kaufte ich noch in dem nagelneuen und richtig großen Lidl um die Ecke ein, was sich später als segensreich entpuppen sollte.
Gerade heute wollte ich mich ein wenig über die beobachtete Wasserarmut in Italien auslassen. Selbst im Norden und hoch im Apennin sind die Staubecken fast bis auf den Grund leer und viele Flüsse total trocken gefallen. Ja, und was is? Jetzt stehe ich hier in Paestum, und es schüttet wie aus Kübeln! Heute nix mehr mit geschichtsbeflissener Besichtigung.
Einfach das beste draus machen! Erst mal ist es herrlich, wie der Regen zuweilen dröhnend aufs Dach meines Blechzelts prügelt. Standheizung angeworfen und die Hütte schön muckelig gemacht. Bin ich froh, jetzt nicht im klammen Zelt hocken zu müssen. Dank umfassender Einkäufe in Salerno droht auch keine Hungersnot und für perfekt gekühlte Getränke sorgt meine, nach Beseitigung eines kleinen Korrosionsproblems in der 12V-Steckdose zuverlässig summende und wohlgefüllte Dometic.
Ich genieße faul die Faulheit. Besichtigt wird dann halt morgen!

Ich habe auch noch ein Video von dem Getöse. Hat aber zuviele MB.

Paestum oder griechisch Poseidonia ist schon eine Liga für sich. Gegründet von den Griechen ca. 750 v.C. wurde es ein paar hundert Jahre später von den Lukaniern und wiederum ein paar hundert Jahre später wiederum von den Römern erobert. Nach dem Ende des weströmischen Reiches fiel es vollkommen in Vergessenheit und wurde tatsächlich erst Mitte des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt.
Von der Bedeutung der Stadt zeugt allein schon die heute noch beeindruckende Stadtmauer, größtenteils aus gewaltigen Travertin-Blöcken, gut 4,7 km lang, im Schnitt 5 Meter dick und 7 Meter hoch. Hier einige Bilder: Welche enorme Mühe musste es gekostet haben, allein sie mit den Mitteln der Zeit zu errichten?

Der Eintritt ins Museum ist in der Eintrittskarte fürs Gelände enthalten. Ich würde den Besuch auf alle Fälle empfehlen, wenn der Rundgang beendet ist.

Von Paestum ging es dann zur Fähre nach Bari. Natürlich nicht ohne das Castel del Monte des Stauferkaisers anzusehen.

Als nächstes erreichte ich Bari und setze dort meinen Bericht mit dem zweiten Teil über „Griechenland – Sonntags nie!“ fort.

To be continued!

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