Inhalt
Eine etwas umfangreichere OP im Mai zog drei Wochen Reha in Timmendorfer Strand nach sich. Ja, richtig gelesen, da wo viele Leute Urlaub machen. Die Curschmann Klinik liegt traumhaft direkt am Strand und das Essen in der Klinik war durchaus gut, aber relativ salzarm! Diese Salzarmut und einige Imbisse, die dort Fischbrötchen verkaufen brachten mich auf die Idee, zur weiteren Rekonvaleszens bei einer ersten Tour mit dem Mini-Camper durch Mecklenburg-Vorpommern mal einige Fischimbisse aufzusuchen. McPom bot sich an, liegt es als immerhin zweitschönstes Bundesland der Welt doch gleich neben dem schönsten. 🙂
Da ich nach der OP drei Monate Fahrverbot hatte plante ich für Mitte September. Dann sind auch die Tourimassen weitgehend wieder zuhause. Quer durchs Land sollte es gehen, über einige Natur-Campingplätze und an der Küste zurück. Ohne Hast, mit viel Chillen, ein paar Tage entspanntes Campen und Testen meines neuen Grillplatten-Upsets für meinen Kartuschenkocher.
Binnenland
Ob als Tellergericht gebraten, gekocht, geräuchert oder gedünstet, als Fischfrikadelle oder Fischbrötchen, als See- oder Süßwasserfisch, ich mag Fisch einfach. Nicht erst seit dem allzeit Fisch vernichtenden Chef der Soko Wismar.
Während meiner Reha hatte ich reichlich Zeit zum planen. Mit „Fischimbiss Mecklenburg-Vorpommern“ in Google-Maps fand ich eine Menge brauchbarer Vorschläge. Meine Kriterien waren: Es muss Fischbrötchen für Maximal 5 € auf die Hand geben oder preiswerte Tellergerichte bis Maximal 15 €. Über die BAB 20 sollte es ins Binnenland gehen und zunächst Süßwasserfisch gekostet werden. An der Küste dann zurück und Salzwasserfisch genießen. Also, wirklich was für Fischliebhaber. Irgendwie hatte ich derartiges aber schon lange im Hinterkopf.
Aber McPom bietet noch etwas anderes: Tolle Landschaft und einige wunderschön gelegene Natur-Campingplätze. Meist ohne Parzellen, mit Baumbestand und ohne Dinge, die man zum Camping nicht wirklich braucht. Die anderen Dinger, mit geflasterter Camperintensivhaltung auf parzellierten Plätzen und jeder Menge Heckmeck sind nicht so meins. Ich habe dann immer das Gefühl, mich in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt aufzuhalten!
Tag 1 & 2: Über den Plauer See zum C-Platz „Berner Land“
Das fing ja gut an! Die BAB-Auffahrt Groß Sarau war am Donnerstag gesperrt. Ich nahm’s gelassen und fuhr einfach weiter nach Ratzeburg um dann über Land weiter durch McPom zu fahren. Welch glückliche Fügung des Schicksals! Nach längerer Zeit endeckte ich sozusagen die wunderschönen, viele Kilometer langen Alleen uralter Ulmen, Kastanien, Eichen und manchmal auch Platanen wieder. Sie waren in der DDR ja in den 60ern dem nach meiner Erinnerung vom ADAC in Westdeutschland initiierten Abholzungsgewüte entzogen. Zum Glück! So ging es durchwunderschöne Landschaft und fast sofort stellte sich bei mir eine Stimmung friedvoller Gelassenheit ein.
Zum warmlaufen gönnte ich mir kurz nach dem Start erst einmal bei „Panow’s Eisdiele in Bobitz“ ein richtig gutes, leckeres Softeis á la DDR. Diese Eisdiele lernte ich in den 90ern kennen, als ich beruflich in Rostock zu tun hatte. Seitdem kann ich einfach nicht vorbei fahren, wenn ich auf der BAB 20 in der Gegend bin. Nun erreichte ich sie über die Bundesstraße. Wie gut das Eis ist sieht man in der Saison an den langen Schlangen vor dem Geschäft. Welch ein Segen, dass die alten Betreiber Nachfolger fanden!


Als Mittagessen gab es dann das erste Fischbrötchen der Tour bei „Mützes Imbiss“ im „Bärwald“ bei Stuer nahe dem Plauer See. Davon hatte ich mal in einer Doku im NDR-Fernsehen erfahren. Er ist wohl eine Art Original und die damalige Doku war recht interessant. Man sollte sich vom etwas „provisorischem“ Erscheinungsbild nicht täuschen lassen. Der Fisch aus seinen Teichen war wirklich so gut, wie seinerzeit in der Doku gepriesen. Auf meinem Brötchen lag zudem eine reichliche Portion frisch geräucherter Forelle. Superlecker!!! Ein schöner schattiger Ort für eine Rast.


Ziel des ersten Tages war der C-Platz „Berner Land“ am Bikow See einige Kilometer nördlich Rheinsberg. Den hatte mir mein Freund Gunnar empfohlen und dort wollte ich zwei Nächte bleiben.
Als ich den kleinen Weg zum Platz einbog kam schnell ein Platz in Sicht. Ich sprach in der Rezeption vor obwohl der Platz nach dem ersten Eindruck so gar nicht Gunnars Lobpreisungen entsprach. Er wirkte, sagen wir mal sehr, sehr wohlmeinend “ originell“ und die nach viel kaltem Zigarettenrauch stinkende Rezeption war auch nicht unbedingt einladend. Nein, wurde ich von zwei dort chillenden Männern beschieden, Berner Land wäre ein Platz weiter. Ich dankte still meinem Schicksal!
Dort war es dann so wie erwartet und auch erhofft. Freundlicher Empfang, alles gepflegt, keine Touriansammlung und viel unparzellierter Platz mit Baumbestand. Die Sanitäranlagen sind neu und gepflegt. Solche Plätze mag ich einfach.
Ich fand einen Stellplatz direkt am See, gut 50 Meter von den zwei anderen Campern entfernt. Nachdem ich mich eingerichtet hatte gab’s erstmal mittels der Grillplatte frisch gebackene Pizza und ein kühles Ankommbier aus der Dometic. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen. Ich saß noch eine ganze Weile im wohligen Schutz des Heckzeltes und genoss die ruhige Stille des Ortes. Bis mich Müdigkeit und das leise Geräusch des leichten Regens ins Auto trieben.
Apropos Heckzelt. Für mich inzwischen eines der wichtigsten Ausstattungsteile wenn ich mit dem Mini-Camper unterwegs bin.

C-Platz Berner Land



Den zweiten Tag begann ich mit dem Öffnen der Schiebetür und gönnte mir herrlich warm in Daunen eingekuschelt entspannte Blicke auf den See in der Morgenstille. Kein Regen mehr.




Hier hats übrigens drei Ponys. Die laufen frei auf dem Gelände rum und halten das Gras kurz. Sind ganz friedlich und sehr zutraulich. Kaputt machen sie nichts, auch wenn das kleine Pferdchen zuweilen voller Lebensfreude wild um Zelte und Wohnwagen rennt. Zum Saufen gehen sie zur Badestelle runter und halten auch dort das Schilf am Ufer kurz. Ich find’s einfach schön. Ein Problem mit ihren Hinterlassenschaften gab es nicht.
Die zweite Nacht schlief ich bei offener Tür. Auch um den dank fehlender Lichtverschmutzung glitzernden Sternenhimmel anzuschauen. Mit dem dicken, als Quilt genutzten Daunenschlafsack kein Problem. Am Samstag morgen wachte ich dann wieder mit Blick auf den ruhig und spiegelglatt unter mir liegenden See auf. Es war still, hin und wieder entfernte Rufe von Vögeln. Über dem Wasser schwebten zarte Dunstschleier. Am Baum direkt vor meinem Platz suchte sich ein Specht auf das Holz klopfend sein Frühstück, später flitzte ein Eichhörnchen daran rauf und runter. Was für ein wunderschöner Ort!
Nach meinem eigenen entspannten und guten Frühstück mit Rühreiern und Champignons machte ich mich langsam reisefertig und brach dann zu meinem nächsten Ziel auf.
Tag 3 & 4: Natur Camping bei Lütau auf Usedom
Die Fahrt am Samstag war weitgehend ein einziger Genuss. Zunächst ging es durch die bezaubernde Seenlandschaft südlich der Müritz. Die Müritz ist ja durchaus schön, aber vor allem doch einfach nur groß. Die wirklichen Kleinode an Gewässern findet man südlich des kleinen Meeres. Tiefe Wälder, gewundene, enge Straßen, immer wieder Seen und immer wieder rollt man auch durch schier endlose Alleen alter, zuweilen riesiger Bäume.
Vor Neustrelitz wird die Landschaft dann zunehmend offener, bleibt aber abwechselungsreich. Wenn man durch McPom fährt und keine Zeit drängt, dann sollte man möglichst Bundes-, Landes- und Kreisstraßen nutzen. Es lohnt sich wirklich! Ich schließe bei Google Maps einfach Autobahnen aus und las mich dann überraschen. Bis jetzt funktionierte das recht gut.
Auf dem Weg habe ich mir bei der Fischerei Blankensee das nächste Fischbrötchen geholt. Diese Fischerei ist ein, sagen wir mal zurückhaltend recht abenteuerlich anmutendes Anwesen. Das Brötchen für sagenhafte 3,50 € war jedoch super lecker und reichlich mit Matjes belegt. Und die ältere Dame, die es frisch machte war wirklich ausgesprochen freundlich.


In Wolgast war gerade eine Art Volksmarathon. Irre lange Staus vor der Brücke zur Insel und auf der Insel war der sogar mehrere Kilometer lang. Die Laufstrecke ging über die Peenebrücke und kreuzte zweimal die Bundesstraße. Die Streckenplaner hatten das Ganze wohl nicht wirklich so ganz durchdacht, die Genehmigungsbehörde es wohl auch nur unzureichend geprüft und die Polizei war dann hoffnungslos und ohne wirkliche Chance mit dem zwangsläufig folgenden Schlamassel hoffnungslos überfordert. Ich nahms gelassen.
In Zinnowitz kurz eingekauft und dann auf zum „Natur Camping Usedom“, einem C-Platz bei Lütow auf Usedom. Der ist recht abgelegen, recht groß, im Grunde einfach gestaltet und in weiten Teilen naturbelassen. Alles Nötige an Infrastruktur ist vorhanden und gepflegt. Kein überflüssiger Heckmeck. Ich fand einen schönen Stellplatz am Wasser mit freiem Blick auf das Achterwasser durch das der Peenestrom führt. Was will ich mehr?
Zum Abendessen gab es zwei wunderbar zarte Bio-Nackensteaks mit Coleslaw. Die Kartoffelsuppe für morgen hatte ich am Nachmittag schon vorgekocht damit sie, typisch für Eintöpfe, schön den vollen Geschmack entfaltet. Während der Kocherei zog auf der anderen Seite des sehr breiten Achterwassers ein Gewitter mit kräftigen Schauern vorbei.
Auf meiner Seite blieb es jedoch trocken, so dass ich wieder bei offener Tür schlafen konnte. Erst gegen Morgen tröpfelte es auch auf meiner Seite des Wassers. Das sind die Momente in denen ich froh bin, den Komfort meines kleinen Campers genießen zu können statt im kleinen, klammen Zelt zu liegen. Das stetige Trommeln der Regentropfen auf das Autodach ließ mich dann erst einmal wieder einschlafen.
Das Frühstück dann gemütlich, wieder gut geschützt und mit Blick aufs Wasser unter meinem Heckzelt. Dieses eigentlich unscheinbare und simple Ding ist wirklich ein wahrer Segen! Beim Sinnieren darüber kam mir der Gedanke, was wohl meine Tops an Ausstattung meines Mini-Campers neben dem Üblichen sind und auf die ich keinesfalls verzichten wollte . And the result is:
- Heckzelt (noch heute preise ich den Entschluss, mühsam eins zu nähen)
- Kompressor-Kühlbox (Lebensmittel kühlen können ist für mich auf Touren wichtig, insbesondere bei Wärme. Anderes als Kompressor-Kühlboxen m.E. nicht empfehlenswert)
- Stuhl & Tisch (nach schönen, doch kargen Rucksackzeiten mag ichs einfach kommod)
- notwendiges und hinreichend Küchengerät und Gewürze (ich koche unterwegs gern, mag dabei aber nicht gern mit Klöterkram hantieren)
- Bialetti Espressokocher (s.o., mein allmorgendlicher kleiner italienischer Genuss, etwas Luxus muss sein!)
- Phone-Router für Smartphone und Tablet (unabhängiges Internet ist mir wichtig)
- simples Küchenkrepp (ermöglicht viele kleine Reinigungsarbeiten und erstaunlich viele weitere vielseitige Einsatzmöglichkeiten)
Der Sonntag verlief ohne größere Ereignisse. Ich las viel und streamte ein wenig. Spät abends erlebte ich einen sensationellen Sonnenuntergang. Eine richtig dramatisches Spektakel mit einer wahren Explosion an Farben.




Waterkant
Tag 5 & 6: Campen an der Ostsee
Am Montag ging es dann in aller Beschaulichkeit wieder auf Nebenstraßen zu meinem nächsten Ziel, dem „Ostseecamp Rostocker Heide“ bei Graal-Müritz. Immer wieder rollte ich durch die für McPom so sehr typischen, sehr alten Alleen mit z. T. riesigen Bäumen.


In Barth gönnte ich mir bei Fischer André gegen Mittag das dritte Fischbrötchen der Tour, diesmal wieder mehr als nur reichlich belegt mit Brathering. Ein Genuss und ich war pappsatt!


Der C-Platz war vergleichsweise leer da Nachsaison. So konnte ich mir einen schönen Stellpatz im Zeltbereich suchen, unter hohen Bäumen, ganz nah am Strand. Die Wellen rauschten mich später in den Schlaf.
Ich richtete mich in aller Ruhe ein und setzte mich dann ein wenig an den Strand. Wunderbar, genau so stellte ich mir das bei der Planung vor!
Zum Abendessen gab es Rosenkohlauflauf aus dem Omnia. Der war dann so richtig gut! Während der Zubereitung rollte plötzlich eine extrem heftige Böenfront von der See über den Platz. So heftig, das ich das Heckzelt noch mit einer extra Sturmleine sichern musste. Das Zelt hielt dann jedoch tadellos stand.





Tag 7: Heimfahrt mit letztem Fischbrötchen
Über Nacht war aus dem Meeresrauschen ein Donnern der Brandung geworden und am nächsten Morgen war es immer noch stark windig und regnerisch. Auch die Prognose war nicht gut. Ich entschloss mich daher meine Tour um einen Tag zu kürzen und nach Hause im nahen Lübeck zu fahren. Den Tag unbedingt unter dem Heckzelt zu verbringen hätte für mich nicht wirklich Sinn gemacht.
Jedoch nicht ohne mir noch zum Mittag noch ein letztes Fischbrötchen beim „Fischimbiss zur Fischerkoppel“ in Wismar zu gönnen. In der kleinen Fischhütte neben dem Restaurant bereitete mir die nette Verkäuferin mal wieder ganz frisch eins mit Seelachsschnitzel und allem Drum und Dran zu. Ein richtig großes Teil mit einer ordentlichen Portion Fisch. Ich war danach satt und nannte es angedenk der „SOKO Wismar“ als Reminiszenz an deren fortwährend Fisch vertilgenden Chef „Reuter-Pause“! 😉

Was bleibt? – Ein Resümee!
In der möglichen Kürze. Mecklenburg-Vorpommern kenne ich schon länger. Nach 1990 lange beruflich und privat nach 2000 war ich immer wieder auch länger mit dem Faltboot in der phantastischen Seenlandschaft McPoms unterwegs. Nach etlichen Jahren Pause war ich nun wieder dort, nun zum ersten Mal dort mit meinem Mini-Camper.
Wer wie ich unterwegs sein will dem Empfehle ich die Vor- oder Nachsaison. Da geht man dem Stress durch Tourimassen aus dem Weg und für C-Plätze braucht es keine Voranmeldung.
McPom ist m.E. absolut eine Reise wert! Insbesondere wenn man meine Art zu Reisen schätzt. Mich faszinieren besonders die vielen alten und wunderschönen Alleen (Vorsicht wenn Ende September die Kastanien reif sind!), die oftmals malerischen, kleineren Seen und natürlich die Küste mit z.T. endlosen, herrlichen Stränden.
Wer Zeit hat sollte sich auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen bewegen. Die sind normalerweise in wirklich gutem Zustand und man sieht einfach so viel mehr vom Land.
Es gibt hier zudem eine Reihe schöner, sogenannter Natur-C-Plätze ohne überflüssigen Schnickschnack.
Ach ja, da ist noch das Ding mit dem zweitschönsten Bundesland der Welt. Das nehme ich natürlich in jeder Hinsicht zurück! McPom ist mindestens genauso schön und kann sogar mit Dingen aufwarten, die man in Schleswig-Holstein so nicht findet.