„Gepulvert“ – mein Custom-Traveller

Es war wirklich eine schmerzhafte Entscheidung, aber der Rahmen meines Koga Miyata Traveller brauchte einen neuen Schutzmantel! An einigen Stellen hatte Korrosion unter dem alten Lack teilweise großflächig Blasen geschlagen und nun ging sie zunehmend dahin, die ursprünglich so elegante Schönheit meines Koga. Da war mit Nachlackieren leider auch nichts mehr zu machen. Also mussten Rahmen und Gabel komplett mit einer neuen Oberfläche versehen werden. Irgendwie schon ein Jammer, denn das goldene Koga-Decor ist doch wirklich edel! Es war aber leider notwendig.

Bei der kompletten Demontage konnte ich dann den Rahmen des Koga zum ersten mal so richtig genau bewundern. Er ist „Handmade by Koga“, wirklich exzellent verarbeitet, besteht aus erstklassigen 7005er Alu-Rohren und wiegt nur 2.050 g! Selbst innen ist alles picobello, Tretlagergehäuse und Steuerrohr sind dort golden eloxiert! Das minderte dann doch erheblich meinen Schmerz und ließ mich meine Entscheidung zum Neuaufbau in einem erheblich positiveren Licht sehen. Na ja, und außerdem Schraube ich ja auch gern.

Sieht übler aus, als es ist. Nach Entlacken und Sandstrahlen wird das Aluminium wie neu aussehen. Von links Öffnung für Lichtkabel, Befestigung Zugleitung, Entwässerungsöffnung

Eigentlicher Anstoß für die ganze Aktion war ein Weihnachtsgeschenk meines Sohnes. Das brachte mir eine chice, neue Shimano Alivio Kurbelgarnitur nebst Tretlager. Bei der Vorbereitung der Montage stellte ich dann die o.a. Schäden fest und kam ins Nachdenken. Und wenn der Rahmen schon runderneuert werden sollte, dann könnte ich doch auch gleich einige Ausstattungsdetails besser meinen Vorstellungen anpassen. Das würde mich wieder ein gutes Stück näher zu meinem perfekten Reiserad bringen.

Solche glatten, satten Schweißnähte am Alu-Rahmen – Raupen kann man dazu gar nicht sagen – zeugen von erstklassiger Verarbeitung, …
… handgemacht von Könnern ihres Fachs …

Farbgebung: Rahmen und Gabel sollten mit einen hellen Grauton (RAL 7035) erhalten. Auf einen hochglänzenden Lacküberzug verzichtete ich, da ich mich von seiner Kratzempfindlichkeit überzeugen konnte.
Die Anbauteile wie Felgen und Naben usw. sollten als Komplementäre grundsätzlich in schwarz oder schwarz/silber ausgeführt sein.

… mit erstklassigem Material! Es lohnt also, diesen Rahmen weiter zu verwenden

Der Abbau war schnell erledigt und bald war der nackte Rahmen unterwegs zu „reCycle“ in Kiel. Dort wurde er chemisch entlackt, sandgestrahlt, erhielt einen Epoxy-Grundierung mit Zinkanteil und wurde schließlich gepulvert. Ich ließ auch gleich einen neuen Steuersatz einbauen, denn die entsprechenden Werkzeuge besitze ich nicht. Die Arbeit von reCycle hat mir gefallen. Die Beschichtung ist sauber ausgeführt und vor allem waren anschließend wirklich alle Gewinde sofort gängig.

Beim Neuaufbau ließ ich mir genüsslich Zeit und arbeitete so sorgfältig wie es nur ging. Dabei nahm dann auch die bereits angesprochenen Veränderungen vor.
So gabs u.a. neue Laufräder mit besonders belastbaren Ryde Andra 30 Felgen, einen leistungsfähigeren Shimano-Nabendynamo nebst B&M Lumotec IQ X Lampe, aus optischen Gründen etwas schmalere, schwarze SKS Longboard-Schutzbleche mit integrierten Schmutzfängern, einen neuen Lowrider sowie einen neuen Ständer. Auch diverse XT- Teile wie Schaltwerk, Umwerfer, Shifter und Bremsen verbaute ich.
Das plumpe AXA-Rahmenschloss konnte entfallen, da jetzt beide Laufräder mit HEXLOX gesichert werden und das erstklassige aber leider etwas unhandliche ABUS Granit Bügelschloss tauschte ich gegen ein kompakteres ABUS Bordo Granit X-Plus Gliederschloss der gleichen Sicherheitsklasse aus.
Viele der Änderungen waren technisch nicht wirklich notwendig, aber es machte mir einfach Freude, das Erfordernis des Neuaufbaus zur Verwirklichung länger gehegter Ideen zu nutzen und letztlich: Das Auge isst ja schließlich auch mit! Die noch guten alten Teile landen natürlich am Zweitrad.

Klassiker mit chicem Decor – doch verborgene Korrosion machte drastische Maßnahmen erforderlich … leider …
Das Rad im Endausbau mit Federsattelstütze und kaum noch sichtbaren neuen XT V-Brakes. Ein Klassiker nun neu interpretiert und doch irgendwie ganz anders …
So mag ichs: Übersichtlich, Ergonomisch, kein Firlefanz
Der Humpert Ergotec Moon ist ein wirklich komfortabler Lenker. Tasche, Smartphone usw. lassen sich problemlos montieren. Alles ist übersichtlich, ergonomisch, ohne Firlefanz
Die XT-Präzisionsschaltzentrale
XT-Schaltung und -Bremse lassen sich hier präzise und gut bedienen
Shimano-Shadow Schaltwerk (RD-M772 SGS) mit 11-36 Kassette – präzise wie ein Uhrwerk und dabei einfach nur schön anzusehen. Die Laufradachsen sind mit HEXLOX gesichert

Und nun ist es fertig, mein jetzt wohl deutlich mehr als 140 kg tragendes, „custom made“ Reiserad auf der Basis eines Koga Miyata Traveller Rahmens, der in etwa aus dem Jahr 2000 stammt. Eigentlich ist es ein fast neues Rad und entspricht schon sehr weitgehend meinen Vorstellungen und Anforderungen. Fahrradtechnisch ist es mit V-Brakes und Kettenschaltung simpel aufgebaut und genau das wollte ich auch. Diese Technik beherrsche ich recht gut. Problemlose Reparierbarkeit und Ersatzteilbeschaffung sind mir unterwegs wichtig und können zuweilen zum fortgesetzten Genuss einer Radreise beitragen, bzw. sie sogar retten.
Mit 16,4 kg ohne Schloss ist es nicht unbedingt ein Leichtgewicht geworden, denn mein Augenmerk lag und liegt stark auf Belastbarkeit. Zwei Entscheidungen stehen jedoch noch an: Muss ich die Bremsen noch einmal austauschen weil sie zu sehr Quietschen – zuweilen ein Problem parallel geführter V-Brakes – und macht eine gefederte Sattelstütze (bySchulz G.1 Urban) vielleicht Sinn?
Für den Moment bin ich aber schon sehr zufrieden mit meinem „Custom-Traveller“, aber auch ziemlich sicher, dass mir die eine oder andere Verbesserung schon noch einfallen wird. Allerdings wohl nicht mehr so umfänglich. So könnte in vier bis fünf Jahren, so zum 70sten, z.B. ein Ansmann RM7.0 E-Motor von hier oder hier eingebaut werden. Auch hier schaun mer halt mal … Seufz …

Edit 24.03.2018 – Bremsenwechsel

Schade! Die schönen XT Retro-V-Brakes haben doch angefangen zu quietschen. Merkwürdiger Weise wie bei meinen ebenfalls parallel geführten LX Brakes nur vorne. Scheint tatsächlich konstruktionsbedingt zu sein, denn die Dinger quietschen mit Shimano Belägen oder Kool Stop rot/schwarz, egal.
Nun gut, die XT V-Brakes (BR-T780) sind bestellt und dürften das Problem beseitigen.
Ansonsten zeigen die Testfahrten bisher folgendes: Das Rad läuft sehr leicht und agil, die Schaltung arbeitet perfekt, der Lenker ist genau richtig und der Forumslader funktioniert wie erwartet. Schaun mer mal …

Edit 29.03.2018 – Bremsentest

Die neuen Teile sind montiert und sehr sorgfältig eingestellt. Ich hab sie gleich mit Kool Stops ausgestattet, da mir die original Shimano Beläge zu sehr an den Felgen nagen. Einen Power Modulator habe ich nicht montiert, da ich lieber fein dosiere und das geht nur mit unverfälschtem Kontakt.
Bei den ersten Test quietschte jetzt gar nichts mehr. Wunderbar!  Die Bremsleistung mit trockenen Felgen kann ich getrost brachial nennen. Bei einer bewusst etwas übertrieben ausgeführten Bremsung hätte es meine 125 kg fast über den Lenker katapultiert. Wow!
Und bei aller Liebe zu den Parallelogramms, die neuen sehen deutlich filigraner und schlanker aus, als die schon fast „bullig“ wirkenden XT-Parallelen.

Das kleine Schwarze …

Edit 30.03.2018 – Federsattelstütze by.Schulz G.1 Urban

Der so ziemlich letzte Evolutionsschritt ist vollbracht und die Federsattelstütze mit Parallelogramm ist montiert und wurde einem ersten Test unterzogen. Fazit: Klasse!

Chic und gut!

Mehr dazu hier, click!

Edit 28.08.2018 – Zwei Monate Tour durch Frankreich

Wie erhofft, aber auch erwartet hat sich das Rad bestens bewährt. Es lief sehr leicht und spurtreu und steckte problemlos ca. 175 kg statische Belastung weg.
Der Hebie-Ständer bekam bei ca. 45 kg Radgewicht Probleme, federte immer wieder durch und ließ hin und wieder das Rad umfallen. Er wird nun durch einen erheblich stabileren Pletscher Multi Flex ersetzt. So einen hatte Claudia an ihrem Rad und der funktionierte ausgezeichnet.
Die B&M Lumotec IQ X Lampe funktionierte schon sehr gut und ich werde ihn behalten. Doch einen direkten Vergleich mit der SON Edelux ll an Claudias Rad hielt sie nicht stand. Deren Licht war noch einmal deutlich besser.
Der Smartphonehalter „Z Console Universal L“ von Zéfal erfüllte auch alle Erwartungen. Ich habe ihn jedoch durch einen Halter von „Quad Lock“ ersetzt. Der ist noch einmal ein Stück besser.

Fazit: Mit den kleinen Änderungen dürfte ich jetzt wohl das für mich nahezu perfekte Reiserad besitzen.

3 Antworten auf „„Gepulvert“ – mein Custom-Traveller“

  1. Hallo Hartmut,
    bei mir würde das die Fa. Velotraum machen. Die machbare spätere Umrüstung auf einen Neodrive war eine der Kauf-Voraussetzungen.
    Ich denke jeder Neodrives Fachhändler sollte das auch machen.
    Aber schreibe doch einfach mal den Service von Neodrives an siehe https://www.neodrives.com/service.html

    Viele winterliche Grüße aus Mörfelden,
    der VeloRudiX

  2. Hallo Rudi,
    danke für Deine nette Rückmeldung!
    Den Neodrives habe ich sogar als Favorit auch auf dem Schirm aber bisher keinen Nachrüster gefunden. Kennst Du einen?

    Liebe Grüße – Hartmut

  3. Hallo Hartmut,
    Glückwunsch zu Deiner „Pulverbeschichtung“ und dem Umbau Deines Koga. Sieht jetzt mit der neuen Beschichtung und den schwarzen Schutzblechen gleich wesentlich professioneller aus.
    Toll gemacht, die Arbeit hat sich doch gelohnt. Apropo E-Motor, mein bisheriger Favorit für den späteren Umbau wird wohl ein Alber Neodrive sein, siehe https://www.neodrives.com/

    Viele Grüße,
    der Velorudix

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