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Ich habe mit meinem Mini-Camper bewusst auf Stehhöhe verzichtet. Sie macht bei einem derart kleinen Wohnraum für mich einfach keinen Sinn. Drinnen halte ich mich somit sitzend oder liegend auf. Bei kurzen Standzeiten überhaupt kein Problem. Für längere Standzeiten, z.B. auf einem Campingplatz, will ich aber schon mehr Bewegungsfreiheit haben, einen vor Sonne, Regen und ggf. Wind geschützten Bereich mit Stehhöhe, unter denen man auch gemütlich sein Abendbier trinken kann, wenn von oben langsam die Nachtkälte fällt oder Essen wenn der Himmel weint. Und genau dafür habe ich „out of the roofbox“ ein paar Sachen dabei!
Zunächst fertigte ich mir ein Tarp an. Das ist schnell umzusetzen und schafft damit ebenso schnell einen geschützten Bereich mit gut Freiraum.
Meine „Terrasse“
Eine fest angebrachte Markise wollte ich nicht. Sie macht in meinen Augen nur an größeren Campern wirklich Sinn und ist mir auch zu auffällig. Und wie immer wollte ich möglichst keinen Eingriff in die Fahrzeugsubstanz, z.B. durch Aufkleben einer Kederschiene. Mir schwebte aufgrund anderweitiger Erfahrungen eine Art Tarp vor, das an der Dachreling befestigt wird.
Das Tarp mit 200 x 225 cm sollte aus beschichtetem Mischgewebe gefertigt werden. Nach meiner Erfahrung ist so etwas bei Regen hinreichend dicht und bietet bei Sonne die mit Abstand beste und angenehmste Beschattung. Einen passenden Stoff fand ich bei ESVO. Da 205 cm breit konnte ich ohne Verluste arbeiten und die Näharbeiten hielten sich in Grenzen. Da er spürbar gut beschichtet war brauchte ich kleinere Schnittkanten wie z.B. an den Tunneln nicht säumen oder einfassen.
Die Größe ist für meine Bedürfnisse vollkommen ausreichend. Wenn Abends die Kälte vom Himmel fällt, kann man darunter gut mit vier Personen sitzen. Bei Regen dürften zumindest zwei Personen hinreichend geschützt sein, je nach Windrichtung und -stärke. Meine Erfahrung aus vielen Jahren Outdoor-Aktivitäten: Je größer das Tarp, je größer ggf. die Probleme!
Die Konstruktion ist recht simpel. An der Fahrzeugseite befinden sich vier Tunnel, zwei außerhalb der Dachreling, zwei innerhalb. Die inneren werden zum Aufbau einfach durch die Dachreling gesteckt und dahinter mittels des Miitelstücks eines durch sie geschobenen, 2-fach teilbaren GFK-Rohrs am Fahrzeug fixiert. Diese Methode sorgt für einen sauberen und sicheren Sitz des Tarps am Fahrzeug und strapaziert auch nicht unnötig den Lack. Damit baut man zwar nicht ganz so schnell wie z.B. mit einer Kederschiene auf, doch mit etwas Übung geht die Montage auch auf diese Weise recht flott von der Hand.
Das GFK-Rohr habe ich bei Bolek gekauft (außen Artikel 10170 AD 24 / ID 22 mm, innen Artikel 10169 AD 22 / ID 20 mm). Sie sind gewickelt. Pultrudierte Rohre reißen relativ schnell.
Andere Befestigungsmethoden, wie z.B. die mit den bereits genannten Kederschienen oder mit Saugnäpfen sagten mir nicht so zu.
Das Tarp kann dank diverser Befestigungspunkte mittels Teleskop-Aufstellstangen sehr variabel aufgestellt und mit Leinen gespannt werden.
Das Ganze dauert nur wenige Minuten und bedarf ggf. nur eines soliden Campinghammers für die Häringe. Da ich für längere Aufenthalte wenn irgend möglich Asphalt- oder Betonuntergründe so gut es nur irgend geht meide, dürfte die Tarplösung für mich prima funktionieren.
Anfertigung des Tarps
Aufgrund der Stoffbreite von 205 cm habe ich einfach nur die Webkanten 2 cm umgenäht und anschließend die vordere Kante mit 2 cm gesäumt. Dann schnitt ich die drei Aussparungen zwischen den Tunneln aus, legte die Tunnelteile zur späteren Unterseite um und nähte sie mit 1,5 cm Überlappung an der hinteren Tarpkante fest. Zur Verstärkung und Abdeckung nähte ich dann noch auf ganzer Breite 2 cm Gurtband darüber.
Zuletzt kamen diverse Befestigungsschlaufen an das Tarp (je 1 an den vorderen Ecken, 1 vorne Mitte, 1 jeweils an den Seiten ca. 80 cm von der Vorderkante). Warum angenähte Schlaufen? Weil sie, wenn gut verarbeitet, nach meiner Erfahrung stabiler sind als Einschlagösen. Selbst wenn gut verarbeitet neigen diese hin und wieder zum Ausreißen. Mit einer gut angenähten Schlaufe ist mir das noch nicht passiert.
Ein Wort zum Werkzeug. Es braucht schon eine etwas leistungsfähigere, solide Maschine, die mit dem kräftigen Stoff plus Gurtband fertig wird. Diese hoppeligen Spardinger von den Discountern für rund 99 € packen das normalerweise nicht.
Erster Test
Nach dem Nähen musste ich zunächst schauen, ob das mit der Befestigung am Fahrzeug wie geplant klappt.
Es stellte sich heraus, dass der hintere Tunnel zu weit nach hinten ragte. So ließ sich die Heckklappe nicht richtig öffnen. Ich schob das Tarp ein paar Zentimeter nach vorn. Bis auf die Mittelstütze der Reling passte alles. An der Mittelstütze schnitt ich den Tunnel dann einfach etwas kürzer. Dank Beschichtung kein Problem.
Das Rohr kürzte ich dann so, dass es hinten mit der geöffneten Kofferraumklappe abschließt und vorne ca. 20 cm aus dem Tarp heraus ragt.
Für diese neue Konstruktion, musste ich als erstes zunächst einmal die beste Aufbaumethode heraus finden. Aktuell läuft die so ab:
- Heckklappe geschlossen
- Tunnel unter Reling schieben
- mittleres Rohr in die mittleren Tunnel, Markise hat Halt
- rechtes Rohrende sollte heraus schauen
- rechtes Rohr durch vorderen Außentunnel schieben, mit mittlerem Rohr verbinden, durchschieben bis das linke Ende heraus schaut
- linkes Rohr in hinteren Außentunnel einschieben, mit mittlerem Rohr verbinden und soweit durchschieben, dass sich die Heckklappe öffnen läßt
- Aufstellstangen einsetzen, Tarp verspannen – fertig!
Wenn man weiß, wie es am besten geht, ist der Aufbau in wenigen Minuten erledigt. Ohne Dachbox ginge das natürlich noch wesentlich einfacher und mit einem Helfer noch schneller.
Wichtig ist, dass das hintere Rohrende nicht die geöffnete Heckklappe berührt und das vordere Rohrende sollte für bessere Handlebarkeit ein Stück heraus ragen.
Unter dem Tarp finden bequem ein Tisch und einige Klappstühle und/oder Hocker Platz. Die führe ich in der Dachbox mit.
Ach ja, wenn ich das Tarp aufbaue, muss ich allerdings immer daran denken, alles aus der Thule-Box zu nehmen, was ich später noch benötige. Ansonsten heißt es Tarp zumindest teilweise wieder abbauen. Na ja, nach zwei-, dreimal abbauen denkt man dann dran. 🙂
Ich werde das Tarp erst einmal so nutzen wie es ist. Sollte sich heraus stellen, dass an den Seiten Wetterschutz sinnvoll ist, dann werde ich an die Tarpkanten einfach teilbare C5-Reißverschlüsse annähen. An denen können dann schnell Wetterschutzwände aus leichtem Ripstop angezipt werden. Das ist kein Problem.
Meine Befestigungslösung mit Rohr und Dachreling ist vielleicht etwas für die, die keine Kederschiene aufkleben wollen, können oder dürfen.
Aufbau fertiges Tarp
Kleinkram für draußen
Manche bauen sich noch Außenduschen oder LED-Lichter für die Außenbeleuchtung an. Beides ist nicht so meins. Brauche ich draußen Licht, nutze ich einfach eine oder mehrere meiner USB-LED-Lampen, die ich im Fahrzeug nutze. Die reichen vollkommen.
Wenn mangels C-Platz erforderlich „dusche“ ich in bewährter Weise mit einer dünnwandigen, flexiblen PET-Flasche mit Nuckelaufsatz als „Flaschendusche„. Ansonsten eben auf den C-Plätzen.
Zum ultimativen Relaxen habe ich immer meine bequeme Ticket-to-the-Moon Hängematte dabei. Zur Nutzung braucht es dann allerdings einiger Bäume oder dgl.. Mit den Aufstellstangen klappt das leider (noch) nicht so recht. 🙂 Absolut unverzichtbar!
Alle Dinge, die ich im Außenbereich verwende, finden in der Thule-Dachbox ihren Platz. Derzeit sind das: Tarp, Shelter, div. Stangen und Häringe, Tisch, zwei Regiestühle, zwei Klapphocker, Hängematte, Flaschendusche und ein kleiner Leitertritt für die Dachbox.
Worauf ich immer besonders achte: Tarp und Überwurf und die anderen Sachen lagere ich nie längere Zeit nass oder feucht in der Dachbox. Das gibt u.U. unschöne Stockflecken und die gehen nicht wieder raus. Also lasse ich immer alles so bald wie möglich trocknen!
Haftungsausschluss & Copyright
Noch ein Wort zu einem anderen Thema. Ich berichte hier über meine Selbstbauaktivitäten. Dieser Bericht wurden mit großer Sorgfalt abgefasst. Trotzdem sind Fehler möglich.
Wer die beschriebenen Dinge selbst nachvollziehen will tut dies vollkommen auf eigene Gefahr und in dem Wissen um mögliche Fehler.
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Na dann, viel Spaß bei der Umsetzung. Mit meiner Markise bin ich nach wie vor zufrieden.
Gruß – HAL
Danke für die super Idee! Ich war immer in Kederschienen und Originalmarkisen blockiert. Das ist aber mit ein bisschen Nähgeschick und Vorstellungsvermögen die individuellste und preisgünstigste Möglichkeit ein eigenes Vordach für seinen Caddy zu erstellen. Super Idee.
Moin Stephan,
das Tarp hat tatsächlich wie vorgesehen funktioniert. War schon ein tolles Gefühl für mich. Es wird übrigens ausschließlich durch Reling und Stange gehalten. Die Dachbox kommt bezüglich der Befestigung überhaupt nicht ins Spiel. Ich habe sie sogar abgebaut, da ich mein Camping-Equipment und dessen Verstauen inzwischen optimiert habe. Jetzt passt alles ohne Probleme in den Innenraum.
Für mich ist die Beschäftigung mit meinem Mini-Camper-Caddy ein kreativer, ständiger Verbesserungsprozess. Das passiert einfach so und oft sind es auch nur Kleinigkeiten. Insgesamt eine sehr befriedigende Angelegenheit.
Beste Grüße aus Lübeck – Hartmut
Tolle Beschreibung der Details.
Die Befestigung des Tarp an der Reling mittels langer Stangen (und die sauberen Nähte!) werden durch die dadrüber befestigte Dachbox „gesichert“.
Die Idee ist klasse umgesetzt.
Werde vermutlich bei meinem MiniCamper (Tourneo m. langem Radstand) eine Lösung mit Kederschiene favorisieren, weil ich eine Dachbox vermeiden will. Muß nochmal kräftig drüber nachdenken.
Gruß nach Lübeck
Moin Markus,
nur zu! Ich bin jetzt fast 4 Wochen auf Tour mit dem Teil und es funzt bestens. Heute bewahrte es mich nicht vor zuviel Sonne sondern vor zuviel Regen.
Gruß – Hartmut
Schöne Idee und auch die Ausfertigung.
Bin echt am überlegen ob ich es so ähnlich kopier 😉
Gruß Markus