#10 Caddy III Ausbau – Mückenfreie Zone!

Ich bin Fjäll-gestählt was Mücken betrifft und nach Massenangriffen von Blackflies (Midgets, Kriebelmücken) an der Müritz war ich so verbeult, dass meine Mutter mich nicht wiedererkannt hätte. Zelte sind heute gut gegen all diese Viecher geschützt, aber mein Mini-Camper war derart offen, dass ich ein Schild „Moskitos & Midgets – all you can eat for free!“ hätte anbringen können. Es gab also einiges zu tun.

Mein Konzept

Bei Zelten ist es vergleichsweise einfach, mittels Moskitogaze einen Mückenschutz zu integrieren. Vor allen Einflugschneisen wird einfach Gaze angebracht und der Zugang mittels Reißverschlüssen ermöglicht.


Bei meinem Caddy war das allerdings nicht so simpel, denn meine Anforderungen waren dafür etwas komplexer:

  • Zunächst will ich für derartige Dinge grundsätzlich keine Veränderungen an der Fahrzeugsubstanz. Also keine Löcher bohren oder dergleichen. Die Karosse bleibt möglichst unangetastet!
  • Das Design soll unkompliziert und funktionsorientiert und damit auch mit einfachen Mitteln herstellbar sein. KISS-Design!
  • Montage und Demontage sollen ohne jeglichen Hilfsmittel, sehr schnell und einfach durchzuführen sein.
  • Wenn machbar soll es möglich sein, mit montiertem oder zumindest teilweise montiertem Mückenschutz fahren zu können und StVO-mäßig auch zu dürfen.

Und da ich natürlich das Rad nicht neu erfinden wollte, holte ich mir nach ersten Überlegungen erst einmal kompetenten Rat im Forum bei Hochdachkombi.de . Meine eigenen Vorstellungen ergänzt um viele hilfreiche Tipps von dort führten schließlich zu dem Mückenschutz-Konzept, das ich jetzt für meinen Caddy umgesetzt habe.

Es besteht aus folgenden Komponenten:
– Windowsocks für die vorderen Seitenfenster
– Streifenvorhang für die Schiebetür
– „Deckel“verschluss für die Hecköffnung
– Mückenlampe als letzte Verteidigungslinie gegen durchgebrochene Biester

Die hier vorgestellten Lösungen funktionieren alle, sind aber Prototypen. Bereits wähend des Nähens entdeckte ich Verbesserungsmöglichkeiten, die ich in diesem Bericht auch anspreche.

Windowsocks für die vorderen Seitenfenster

Windsocks sind einfach nur Überzüge auch Moskitogaze o.ä. für die Fenster der vorderen Türen. Man kann die Scheiben herunter fahren und Luft kann zirkulieren ohne dass Mücken mitreisen. Das Prinzip ist simpel.

Zunächst einmal musste ich die nicht unwichtige Frage klären, welche Moskitogaze ich denn verwenden wollte. Es gibt grobmaschige von 40 – 90 cm² und engmaschige von 100 – <155 cm², es gibt elastische und unelastische.
Grobmaschige helfen nur gegen Viecher in Mückengröße, lassen dafür aber gut Luft durch. Engmaschige blocken auch Midgets ab, die Luftdurchlässigkeit wird jedoch spürbar beeinflusst. Für mein Projekt habe ich mich letztlich als Kompromiss für ca. 100 Maschen cm² entschieden.
Von früheren Rucksackprojekten hatte ich noch elastischen Stoff mit >100 Maschen liegen. Ideal für die Windowsocks!

Die Konstruktion ist simpel. Zunächst nahm ich von einer Tür mit Packpapier die Umrisse ab. Genau die Kanten und unten waagerecht bis ca. auf Höhe Spiegel. Daraus fertigte ich dann die 2 Schnittmuster.

Außen wollte ich eine Vollbdeckung, innen nur für rechts, oben, links eine Art 10 cm breiter Tasche. Eine Lage Gaze lässt die Luft spürbar besser durch als zwei und außerdem hatte ich sowieso nicht mehr Material im Fundus. 😉
Das innere Muster wurde ca. 12 cm breit für einen schmalen Rollsaum unten.
Sofern nicht elastische Gaze verarbeitet wird, sollte bei beiden Schnittmustern nicht die Nahtzugabe für links, oben und rechts vergessen werden. Bei dem von mir verwendeten elastischen Material habe ich sie bewußt weg gelassen. Die fehlenden Zentimeter sollten später für einen glatten Sitz auf der Scheibe sorgen.

Nach dem Zuschnitt konnte das Nähen beginnen. Mein sehr dünnes und zudem noch elastisches Material ist recht frickelig zu nähen. Glücklich, wer einen Teflon-Nähfüsschen sein Eigen nennt, ich war jedoch nicht so recht glücklich. Aber letztlich schaffte ich es mit ganz normalen 3 mm Steppstichen.

Zunächst nähte ich unten an das Innenteil einen 10 mm Rollsaum, dann jeweils ein Innen- mit einem Außenteil links, oben und rechts zuammen. Als letztes folgte an der Unterkante des Außenteils ein Tunnel passend für ein 20 mm Gummiband.
Das Gummi sollte so lang sein, dass es später zusammen genäht leicht gestrafft über dem Türrahmen sitzen würde. Ich zog es ein und vernähte die Enden. Damit waren die Windowsocks fertig gestellt.

Der Türrahmen hält das Gummi auf ca. 18 mm Abstand von der Scheibe ab. Für Mückendichtigkeit klemmte ich einfach Stücke einer halbierten 40 mm Rohrisolierung unter – Problem gelöst.
Doch derartige Notlösungen sind nicht so meins. Letzlich waren sie der begrenzten Menge noch vorhanden Stoffes geschuldet.

Material: Moskito-Gaze >100 Maschen und möglichst elastisch, Flachgummi

Während der Fahrt kann ich die Windowsocks leider nicht montiert lassen. Sie liegen in den Seitenablagen der Türen, sind jedoch ruckzuck montiert. Also kein Problem.

Beim rumprobieren mit de Dingern fiel mir auf, dass sich nun super einfach Sonnenschutz außen unter die Gaze schieben läßt. Schöner Nebeneffekt! Dazu eine Rettungsdecke auf die Frontscheibe – perfekter Sonnenschutz!
Und bei leichtem Regen gibt es nur ein wenig Spray.

Die Socks sollten idealerweise unten bis auf das Türblech reichen und damit dicht sein. Für die Spiegel gibt es in China welche mit einer Art Durchgriff der mit einem Gummibund verschlossen wird. Tipp von „Christiane59“ aus dem HDK-Forum.
Das hat wiederum Oskar aus dem Forum inspiriert. Der hat in fertige elastische Socks (die passen auch vorne) im Bereich des Spiegels einen Schlitz eingeschnitten, gesäumt und dann unten mit Klettband verschlossen. Genial und simpel! Mir war es die 14 € wert und das Bessere ist nun mal der Feind des Guten!

Hier noch mal für die nicht so Geübten an der Nahmaschine, wie ich meine Socks á la Oskar genäht habe.

Streifenvorhang für die Schiebetür

Für die Schiebetür musste eine ausgewogene Lösung bezüglich Schutz, Handling und Fahrt mit montiertem Vorhang gefunden werden.
Mir war es wichtig, problemlos in den Kasten hinein und hinaus zu kommen. Jedes mal extra dafür einen Reißverschluss zu bedienen, würde mir ziemlich sicher nach kürzester Zeit auf den Nerv gehen! Ein Lösung mit sich überlappenden Moskitogaze-Streifen schien mir die sinnvollste. Doch wieviele Streifen? Zuviele davon = größer Undichtigkeit und „vertüddeln“, nur zwei = problematischer Durchgang aufgrund mechanischer Probleme. Ich probierte es erst einmal mit Drei Streifen.
Bei der ersten Montage stellte sich heraus, dass die Überlappung zu schmal und daher nicht sicher war. Also nähte ich noch zwei ca. 18 cm breite Steifen darüber. Nun war die Überlappung ideal bei gleichzeitiger leichter Zugänglichkeit
Oben wollte ich den Vorhang zunächst mittels Magneten an einem Alu-Flachprofil in einem Tunnel befestigen. Leider war dafür nicht genügend Platz zwischen Krosserie und Tür.
Als Plan B nähte ich darauf einen Tunnel aus Silnylon an. In diesen kamen fünf flache Neodym-Magnete. Mit diesen ließ sich dann der Vorhang sicher befestigen.

Edit 09.07.21: Die verwendeten Magnete haben sich doch als zu schwach erwiesen. Empfehlung: Etwas größere, flache Neodyms mit einer Haftkraft von mindestens 20 kg, max. 25 kg verwenden.

Es gibt jedoch noch einen weiteren, unerwarteten Vorteil im Vergleich zum Alu-Profil: Durch leichtes Verschieben der Magnete lassen sich die Gaze-Streifen exakt ausrichten, so dass sie an den Überlappungen schön übereinander liegen Das tun sie übrigens um so besser, je „steifer“ das Gaze-Material ist.
Beim nächsten Vorhang würde ich genau diese Lösung wieder wählen, allerdings stärkere Magnete verwenden.

Links, rechts und unten liegen die Streifen auf dem Dichtgummi der Tür auf. An beiden Seiten sind sie auf Kontour geschnitten.

Unten sind die Streifen mit ummandelten Kupferdraht aus einer alten Stegleitung beschwert, die in den Säumen der Streifen eingenäht sind. Die Beschwerungen halten die Streifen schön flach und sorgen weitgehend dafür, dass die Streifen immer wieder in ihre optimale Position fallen. Wichtig ist, dass die Beschwerungen hängen und nicht unten aufliegen. Sonst funktioniert der Vorhang nicht.
Links und rechts sind sie auf Kontur gebogen. Das funktioniert zwar, aber auf der linken Seite ist der erforderliche lange Draht keine optimale Lösung. Ich werde wohl auch noch links und rechts Tunnel mit Magneten annähen. Dann dürfte die Montage optimal sein.
Die Streifen fasern bei meinem Gazematerial an den Schnittkanten nicht aus. Ansonsten hätte ich sie mit einem über eine Gasflamme erhitzten Messer geschnitten um die Schnittkanten zu verschweißen.
Der Vorhang kann während der Fahrt montiert bleiben und die Schiebetür kann problemlos von beiden Seiten bedient werden.
Allerding „verwurschteln“ sich die Neodyms beim Abnehmen sehr. Das ist lästig. Um dies künftig zu vermeiden, werde ich noch ein Alu-Flachprofil in den Tunnel einschieben.

Edit 24.07.2021: Beim Öffnen der Tür klebte ein Teil der Magnete an selbiger. Die Ursache lag darin, dass ich die Magnete zu weit über dem Dichtgummi platziert hatte. Beim Kauf unbedingt darauf achten, das diese nicht mehr als 25 kg Haftkraft besitzen und nicht über 2 mm dick sind.

„Deckel“verschluss für die Hecköffnung

Das war der beste Tipp aus dem Forum. Er ist derart simpel, dass ich mich hinterher fragte, warum ich nicht selbst darauf kam. Nun gut …
Der Verschluss ist in der Hauptsache nichts weiter, als ein Stück Moskitogaze mit einem 2 mm Rundgummi in einem Tunnel rundum. Zur Montage wird besagter Gummi über das Dichtgummi der Hecklappe gezogen und dicht ist das Heck. Das geht recht schnell und die Demontage dauert nur Sekunden. Es funktioniert beim Caddy und vermutlich auch bei vielen anderen HDKs. Einfach mal gucken.
Nicht nur die simple Montage, auch andere Features machen dieses schlichte Teil so genial. So kann es während der Fahrt einfach montiert bleiben. Auch mein Heckklappenaufsteller (Airlock) ist weiter problemlos verwendbar. Nicht unwichtig in heißen, mückenverseuchten Nächten.

Demontieren muss ich das Teil eigentlich nur, wenn ich die Heckküche nutzen möchte oder an den Wassertanks hantieren muss. Da dies aber alles sehr schnell und super einfach von statten geht ist das kein Problem.

Bei der Fertigung des Schnittmusters achtete ich darauf, eine ausreichende Zugabe für einen Tunnel zusätzlich zum reinen Öffnungsumriss vorzusehen.

Der Deckel wird dann einfach passend für die Hecköffnung mit einem umlaufenden Tunnel aus einem Stück Gaze genäht. Normalerweise würde ich so einen Tunnel aus einem extra Stoffstreifen fertigen und dann annähen. Diesmal verzichtete ich zunächst darauf um es zunächst einmal so probieren wollte.
An einer Seite kommt in den Tunnel eine kleine Verstärkung aus beschichtetem Stoff. Hier wird später der Spanngummi durchgezogen und mit einem Tanka verstellbar gemacht.
Eine Besonderheit gibt es unten im Bereich des Schlosses. Hier habe ich eine kleine Einbuchtung eingenäht, so eine Art Tipp Kick-Tor. Hier wird der Deckel hinter die Einbuchtung für das Schloss gezogen und dort mittels kleiner Klettpunkte befestigt. Die Einbuchtung wird im Tunnelbereich mit festem Stoff überbrückt, so dass der Tunnel ununterbrochen umlaufend bleibt.

Bei meinem Caddy liegt das Dichtungsgummi im unteren Bereich recht eng an der Karosserie an. Der Tunnel muß hier etwas eingezogen werden. Um dies zu erleichtern habe ich in diesen Bereich in den Rundgummi durch eine dünne Schnur ersetzt. Aber so ganz zufrieden bin ich noch nicht damit.

Material: Moskito-Gaze > 100 Maschen, etwas beschichteten Stoff, 2 mm Rundgummi, 1 Tanka.

Eine Anmerkung noch. Die verwendeten, unterschiedlichen Moskito-Gazen rühren daher, dass ich mich in meinem Fundus bedient habe. Extra neu kaufen wäre in meinen Augen für Prototypen Verschwendung. Allgemein würde ich durchgängig als Farbe allerdings schwarz, dunkelgrün oder dunkelgrau wählen, wenn möglich für die Windowsocks und den Heckdeckel elastisches Material.

Update 16.07.2021: Auch bei der Anfertigung des Deckels ploppten beim Nähen Verbesserungmöglichkeiten auf. Beim o.a. Prototypen habe ich trotz innerer Bedenken den Tunnel ringsum als eine Art Saum ausgeführt. Das Ergebnis gefiel mir nicht.
Und warum nicht den Tunnel aus dünnem Synthetik (max. 70 g, besser weniger) nähen statt aus Gaze fragte Oskar im HDK-Forum. Das sei doch viel robuster und ließe sich besser nähen als Gaze. Das leuchtete mir ein. Zudem bin ich sehr für das Robuste. Daher nähte ich einfach über dem vorhandenen einen weiteren Tunnel aus Nylon-Ripstop und schnitt den aus Gaze einfach ab.
Zusätzlich kamen jetzt an allen Ecken Abziehlaschen, in die ich Neodym-Magnete (mind. 20 kg Haftkraft) als „Montagehilfen“ einnähte. Dafür sollte man sehr kräftige wählen, denn das vereinfacht die Montage deutlich.

Edit 26.07.2021:
Nach etlichen Versuchen habe ich dem ein Ende bereitet und nun das für mich beste Setup gefunden.
Ich montiere den Deckel immer von oben nach unten. Dafür habe ich oben in der Mitte mit einem Edding Referenzpunkte an der Karosserie und dem Tunnel angebracht. Von dort beginnend befestige ich den ersten Magneten in der rechten oberen Ecke. Dann die linke Ecke. Dort dann die Seite hinunter zur linken unteren Ecke. Es klackt der dritte Magnet. Das gleiche auf der rechten Seite. Unten vorsichtig den Tunnel über das Dichtgummi ziehen, ggf. auch noch an den anderen Seiten. Fertig und sitzt hinreichend sicher!

Inzwischen verwende ich ein durchgehendes Gummi für den Tunnel. Die eingeknüpfte Schnur für die untere Seite brachte keine Vorteile, im Gegenteil.

Die Laschen mit den Magneten habe ich jetzt am äußeren Rand des Tunnels angenäht. So ist die Montage spürbar einfacher.
Ganz wichtig sind die richtigen Befestigungspunkte der Magnete an der Karosserie. Hier musste ich eine ganze Zeit suchen, bis die optimalen Plätze bei meinem Caddy gefunden waren.

Mit diesen Veränderungen funktioniert das Teil nun bestens und wie gedacht und erhofft. Der Status „Prototyp“ kann verlassen werden.

Die m.E. idealen Plätze für die Magnete beim KurzCaddy III in der Montagereihenfolge:

Mückenlampe als letzte Verteidigungslinie gegen einzelne Viecher

Schon eine einzelne kampfbereite Mücke kann für lang anhaltende Unterhaltung in der Nacht sorgen. Denn trotz aller Moskitogaze bleibt es natürlich nicht aus, dass mal Viecher in den Kasten kommen.
Dafür habe ich meine Mückenlampe. Die Biester werden von deren blauen Licht magisch angezogen und mittels Hochspannung gekillt. Bis jetzt funzt das bestens!
Saft bekommt das gute Stück über einen USB-Anschluss. Erholsamer Schlaf ist mir die 9,95 €uronen wert!

Die Materialauswahl für mein Projekt ist etwas bunt, was daran liegt, dass ich noch diverse Stoffe/Gaze in meinem Fundus hatte, die nun endlich Verwendung fanden. Neu kaufen hätte ich da für Verschwendung gehalten, was nicht so meins ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert