Leichterer, aber adäquater Ersatz für den Trangia-Brenner
Der Trangia ist mein bewährter Lieblingskocher. Beim dazu gehörigen Brenner störten mich allerdings immer ein paar Dinge: Das schlechte Zündverhalten bei Kälte, die lange Abkühlzeit, die Gefahr des Auslaufens beim Umkippen und vor allem das Gewicht. Andererseits ist er für mich einer der besten Spiritusbrenner auf dem Markt, leistungsfähig, robust, unkaputtbar, einfach im Handling und bestens ins Trangia-System integriert. Will man ihn also ersetzen, dann sollte der neue dies mindestens bringen und zudem weitere Vorteile bieten. Genau das leistet mein MYOG Stove 10.
Schon lange suchte ich also nach einer Alternative für den Trangia-Brenner, die vergleichbar leistungsfähig ist und problemlos ins Trangia-
Kochsystem integrierbar ist. Mit einem MYOG-Karbonfilzbrenner in einer Alu-Schraubdose plus einem kleinen Adapter meinte ich sie gefunden zu haben.
Ich setzte diesen Prototypen zum Praxistest bei unserer über zweimonatigen Radtour durch Frankreich ein. Er bewährte sich im intensiven täglichen Einsatz ausgezeichnet. Gefühlt hatte er zwar geringfügig weniger „Bumms“ als das Original, war aber insgesamt durchaus vergleichbar leistungsfähig. Dabei war er deutlich leichter, zündete schneller, ließ sich einfach durch Auspusten löschen, kühlte schnell ab und lief nicht aus, wenn er angestoßen wurde. Bei Bedarf ließen sich im Vergleich zum Trangia auch längere Brennzeiten realisieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt war, dass nicht verbrauchter Spiritus einfach im Brenner verblieb und dort sicher vom Karbonfilz gehalten wurde. Gegen Geruch wurde der Brenner mit einem Plastikdeckel verschlossen.
Und auch wenn es zunächst schien, als verbrauche er mehr Spiritus, so stellte sich bei genauerer Betrachtung und im direkten Vergleich mit Claudias Original heraus, dass der Verbrauch durchaus vergleichbar war. Denn ihren Kocher nutzte sie meist nur abends, ich aber fast täglich morgens und abends.
Nach diesem ausgedehnten Praxistest war klar: Das Teil hatte sich in jeder Hinsicht bewährt! Wenn irgend möglich wollte ich meine Trangia-Brenner Karbonfilzbrenner einsetzen.
Für die Anfertigung des Brenners braucht man grundsätzlich nur eine simple Dose und Karbonfilz. Um aber etwas zum Trangia-System genau passendes bauen zu können, braucht man jedoch eine möglichst exakt passende Dose. Sie muss möglichst genau in das 7 cm Brennerloch im Windschutz passen. Außerdem sollte sie aus thermischen, Gewichts- und Korrosionsgründen aus Aluminium bestehen sowie zur Geruchsvermeidung mittels eines Deckels verschlossen werden können.
Schraubdosen wollte ich nicht mehr einsetzen, denn der Verschluss war nicht ganz so optimal, aber vor allem benötigten sie einen Adapter.
Nach einigem Suchen fand ich geeignete Dosen unterschiedlicher Höhe im hiesigen Edeka. Eine für vegetarischen Brotaufstrich (schmeckte wie eingeschlafene Füße!) mit einem gut schließenden Stülpdeckel aus Kunststoff. Eine kleinere ohne Deckel war mit Eierstich (schmeckte auch nicht besser) gefüllt. Der Deckel der größeren passte jedoch bei ihr haargenau. Beide kosteten rund 2,30 €. Alu-Dosen gleicher Bauart fand ich später auch woanders. Sie sind also keine Exoten.
Ich verwendete für meinen Brenner die kleinere Dose mit dem Deckel der größeren. Aus der größeren Dose fertigte ich den Dimmring und einen extra Topfhalter.
Wer extrem lange Brennzeiten realisieren möchte, verwendet die große Dose. Mir reichen jedoch die gemessenen 49 Minuten Brennzeit der kleinen. Doch der Reihe nach.
Die Dosen passten mit ganz geringem Spiel genau ins Brennerloch. Damit sie später jedoch auch in genau der richtigen Höhe im Brennerloch fixiert sind, musste am Dosenkörper irgend etwas angebracht werden, um ein Durchrutschen zu verhindern. Dazu hatte ich etliche Ideen z.B. mit kleinen Schrauben oder Blindnieten. Ich verwarf sie alle, denn den Dosenkörper wollte ich einfach nicht anbohren um ihn garantiert dicht zu halten.
Beim wiederholten Betrachten der Bilder fiel mir irgendwann das kleine Spiel zwischen Dose und Trangia-Windschutz auf. Da musste es doch eigentlich genügen, von innen 3 kleine Nocken in die Wand der Dose zu treiben, um damit den späteren Brenner in gewünschter Weise im Brennerloch zu halten?
So geschah es dann auch und die Dose passte dank Dreipunktauflage absolut perfekt und wackelfrei. So, als wäre sie genau dafür gemacht.
Diese kleinen Nocken sollten so angebracht sein, dass der Rand des Brenners später 2,0 cm oder geringfügig weniger vom Lochblech des Windschutzes entfernt ist. Auf keinen Fall mehr, denn dann befindet sich der Brenner später zu nah am Topfboden und wird damit zunehmend ineffizient. Wasser kochen dauert z.B. ewig.
Zum Treiben der Nocken habe ich zunächst einen 3 mm Inbusschlüssel genutzt, der am langen Ende eine Art Kugelkopf besitzt. Ich habe die Dose auf die Stirnseite eines abgesägten Holzstücks gelegt und mit ganz zarten Hammerschlägen drei Nocken in 120° Winkeln (vorher angezeichnet) in die Dosenwand getrieben. Wirklich gaaaaanz vorsichtig arbeiten und immer wieder schauen! Sonst ist ganz schnell ein Loch in der Dose.
Für den zweiten Brenner baute ich mir dann doch noch ein kleines Werkzeug, mit dem sich etwas besser arbeiten ließ. Dafür verwendete ich einfach einen Pol aus einem alten Schukostecker. In den steckte ich einen passenden Bohrer und schraubte ihn fest. Die etwas kantige Spitze schliff ich zuletzt mit feinem Sandpapier noch sorgfältig rund und fertig. Das Ding funktionierte dann anschließend richtig gut und produziert schön gleichmäßige Nocken.
Dann noch den auf Dosenhöhe genau zugeschnittenen Karbonfilz ganz fest aufgerollt und ebenso fest in die Dose gepresst. Fest unbedingt deswegen, weil der Filz im längeren Gebrauch noch minimal schrumpft. Für den ersten Brenner nutzte ich noch Filz aus alten Brennern, denn das Zeug ist teuer und ich kenne in Deutschland nur eine Quelle.
Carbonfilz (oder Carbon Felt) bekommt z.B. hier, bei Sack & Pack.
Zusammen mit dem Deckel von der größeren Dose war der Brenner jetzt bereits voll einsatzbereit.
Für längere Kochzeiten z.B. bei Eintopf und zum Köcheln hatte sich beim Testmodell ein Dimmring als nützlich erwiesen, auf den ich auch bei diesem Brenner nicht verzichten wollte. Ich fertigte ihn aus dem Boden der größeren Dose. Zuerst schnitt ich in den Boden ein sauberes Loch mit 3,5 cm Durchmesser und entgratete es mit Schmirgelpapier. Dann schnitt ich den Boden ab und entgratete die Schnittstelle. Von der Dosenwand ließ ich
dabei für größere Stabilität noch ca. 1 mm am Boden stehen. Nicht mehr, da sonst der Dimmring zu hoch wird und der Brenner nicht mehr zum Transport mit dem Deckel verschlossen werden kann. Ich wollte den Dimmring im Brenner verpacken können.
Aber auch nicht weniger, denn sonst liegt der Dimmring direkt auf dem Filz und damit nicht so perfekt auf dem inneren Dosenrand.
Der vollwertige Ersatz für den Trangia-Brenner war nun fertig, wog komplett mit
Dimmring und Deckel 37 g, damit 66% weniger als die 110 g des Originals. Er heißt Stove 10, denn es ist mein zehnter MYOG-Brenner, der ordentlich funktioniert.
Neben dem geringen Gewicht ist er sehr kompakt. An ihm ist kein Klöterkram, der kaputt oder einfach nur verloren gehen könnte, denn er besteht aus nur vier Komponenten: Dose, Karbon-Filz, Deckel und Dimmring. Nichts ist geschraubt, geklebt oder sonst wie montiert. Die gesamte Konstruktion ist minimalistisch auf das absolut Erforderliche reduziert. Mehr dürfte kaum gehen.
Ein nützliches Zubehörteil ist ein Halter für den Brenner, der einfach auf die eingeklappten Topfhalter des Windschutzes aufgelegt wird. Ich habe mir mal einen aus Volierengitter gebastelt und setze ihn ein, wenn ich mit einem großen Topf koche der oben auf dem Trangia steht oder die Bratpfanne nutze. Dann sitzt der Brenner normalerweise viel zu tief im Windschutz. Topf und Pfanne stehen bei mir dabei nicht auf den hochgeklappten
Topfhaltern, sondern auf eigens angefertigten Aluprofilen, die zum Kochen genau auf den Windschutz oder zum Transport in den verpackten Trangia passen.
Für die Anfertigung eines genau passenden Halters für meinen Trangia 27 nutzte ich ebenfalls eine der v.g. Dosen. Der Falzring ist recht stabil und passt genau. Das bedeutet etwas weniger Arbeit, als so ein Teil aus Alu-Blech auszuschneiden. Zunächst schliff ich mit der Dremel den inneren Dosenrand derart ab, dass der
Brenner genau hinein passte.
Dann zeichnete ich im 120° Winkel drei ca. 2,5 cm breite Streifen auf die Dosenwand und schnitt den Boden (späterer Dimmring!) und das dazwischen liegende Material heraus. Damit der Brenner später leicht hinein passt, habe ich es am Falzring genau genau in der dortigen Rundung abgeschnitten.
Dann bog ich die drei Streifen vorsichtig um 90° nach außen und kürzte sie gleichmäßig derart, dass sie unten auf den Topfhaltern auflagen und der Ring genau im Zentrum lag. Dann wurden sie noch ein wenig um die Topfhalter herum gebogen um ein Abrutschen zu verhindern.
Zum Schluss habe ich alles mit Schmirgelpapier entgratet und fertig. Nun hat der Brenner eine bessere Position, wenn ein Topf auf dem Trangia steht oder auf ihm gebraten wird. Die Beinchen des Brennerhalters sind allerdings etwas filigran. Mal sehen, wie sich das Teil in der Praxis bewährt.
Nachtrag 12.07.2018:
Ich habe heute mal aus reiner Neugierde den Stove 10 in den Trangia 27 gesteckt und maximal befüllt. Darauf einen Topf mit einem 3/4 Liter kaltem Wasser. Ich habe das Wasser ohne Deckel zum Kochen gebracht und dann den Deckel aufgelegt. Erst nach 49! Minuten hörte das Wasser auf zu kochen. Enorm!
Den Versuch hab ich dann wiederholt und sobald das Wasser kochte den Dimmring aufgelegt. Das hat die Kochzeit allerdings nur um 6 Minuten verlängert. Ich werde noch Dimmringe mit 2,5 und 3,0 cm Lochdurchmesser fertigen. Mal sehen, wie sich das auswirkt. Auf jeden Fall schien die Heizleistung merkbar reduziert zu sein und das ist ja der eigentliche Zweck des Dimmens.
Bezüglich der maximalen Kochzeit und der Heizleistung dürfte der Brenner wohl keine Wünsche offen lassen.
Wer aber unbedingt mehr will oder braucht, sollte halt die große Dose für den Brenner verwenden.
Ich werde diese Dinger künftig standardmäßig mit meinen Trangias einsetzen, denn einen besseren Ersatz für den Originalbrenner kenne ich nicht. Ich hätte Claudia auch gerne welche gebaut, aber die schwört einfach auf die Originale und ist da etwas konservativ. Und ganz ehrlich, sie sind wirklich gut, nur eben mit den oben beschriebenen Nachteilen. Da scheinen mir meine neuen Brenner doch besser – auch wenn Claudia das nicht so sieht 😉 .
Hallo Niels,
überhaupt kein Problem! 🙂
Bezüglich Nutzung bei windigen Bedingungen schau mal hier: click! den Bericht für den 07.05. .Da habe ich meiner Carbonfilz-Brenner bei ordentlich Wind im Trangia betrieben und meine Päckchenküche unter gelegt. Da hats dieses Riesenloch reingebrannt.
Gruß – HAL
Hallo HAL,
ziehe meine Frage zurück, ich habe unter der „Links“ Seite bereits den Hinweis auf Sack & Pack Carbon felt gefunden. Ich hoffe die „regular plus“ Größe reicht aus.
Nichts für ungut.
Beste Grüße, Niels
Hallo Hal,
ich hoffe es geht in Ordnung wenn ich Dich mit Du anspreche…
Erst einmal vielen Dank für die tolle Anleitung und auch sonstigen tollen Inspirationen in Sachen MYOG.
Mich würde interessieren, welchen Carbon Filz du verwendet bzw. wo Du diesen bezogen hast? Ich möchte mir den Kocher gerne nachbauen und Edeka haben wir hier in Kiel auch :-). Hast Du den Kocher schon einmal bei ordentlich Wind getestet?
Ich habe mir vor einiger Zeit im ULT Forum einen Titan Clikstand gekauft und bin begeistert. Auch ich bin von dem Trangia Original Kocher überzeugt, aber das hohe Gewicht reizt zum optimieren. Dafür hatte ich mir eine Stormin Stove gekauft und einen kleinen Adapter für Clikstand gebaut, da der Durchmesser kleiner ist. Auf meiner letzten Schottlandreise hat der Stormin Stove bei stärkeren Windböen (trotz Windschutz) allerdings teilweise sehr große Flammen geschlagen und ist sehr heiß geworden. Mit dem Cone passiert das sicherlich nicht, aber daher bin ich auf der Suche nach einer Alternative.
Über ein Feedback von Dir würde ich mich freuen.
Beste Grüße, Niels